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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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aufbrechen wollten, kam Vil auf uns zugerannt. »Murdoch sagt, es ist fertig, Sir«, keuchte er und hielt uns eine kleine Holzschachtel hin, etwas mehr als zehn Zentimeter im Quadrat.
    »Wurde auch Zeit«, meinte Criminy, nahm ihm die Schachtel ab und öffnete sie. Er hielt sie mir hin und sagte: »Hochzeitsgeschenk, Petula. Probier es an.«
    Eingebettet in ein Nest aus weichem Tuch lag ein Armband aus Messing in Form einer Schlange. Kupferdiamanten glänzten an den Schuppen, und am Kopf waren Augen aus matten Rubinen eingesetzt.
    »Und ich nehme es einfach und lege es mir um?«, fragte ich.
    Vil sah mich blinzelnd an, mit seinen nervösen Augen, die hinter der Brille riesig aussahen. »Noch nie ein Uhrwerktier gehabt?«, fragte er. »Wo sagten Sie, kommen Sie her?«
    »Sie kommt aus Brussel«, antwortete Criminy barsch. »Rechtschaffenes Landvolk. Bring sie nicht in Verlegenheit, du Tölpel.« Er nahm das Armband und gab es mir.
    Ich wusste nicht recht, was ich erwarten sollte, als ich es über meinen Handschuh ans Handgelenk schob. Nichts passierte. Ich sah das Ding an, als könnte es mich beißen.
    »Er muss auf dich geprägt werden, Liebes«, erklärte Criminy und drückte auf einen erhöht angebrachten Edelstein zwischen den Augen, die daraufhin aufleuchteten. Mein Gesichtsausdruck muss sehr misstrauisch gewesen sein, denn er grinste schelmisch und fuhr for: »Es wird nicht wehtun.«
    Er hob mein Handgelenk vor mein Gesicht. Mit einem eigentümlichen Surren wandte sich der Kopf der kleinen Schlange mir zu und blendete mich mit rotem Licht.
    »Er scannt dich«, erklärte Criminy sanft. »Nicht blinzeln.«
    Ich hielt meine Augen weit geöffnet, während das Licht hin und her ging und blinkte. Dann machte die Schlange ein schleifendes Geräusch, und der Mund öffnete sich und gab den Schwanz frei. Ich hielt die andere Hand darunter, um die Schlange nicht fallenzulassen, und sie glitt auf meinen Handschuh. Es war faszinierend zu sehen, wie geschmeidig das kleine Uhrwerk war, wie die Schuppen sich mitbewegten, wie die einer echten Schlange.
    »Er ist ein kleiner Uroboros«, sagte ich.
    »Na, dann sagen Sie es ihm«, drängte Vil, der langsam die Geduld verlor.
    »Wem was sagen?«
    »Nennen Sie ihm seinen Namen, damit er ihn kennt.«
    »Uroboros«, sagte ich mit meinem Mund nahe an seinem Kopf. »Uro, so werde ich dich nennen.«
    Erneut dieses schleifende Geräusch, dann ein Klicken, und die Augen blitzten einmal rot auf. Dann züngelte kurz eine schwarze Zunge aus dickem Draht heraus und verschwand wieder.
    »Damit ist er eingestellt«, erklärte Vil. Er holte ein kleines Stück Papier heraus und las vor: »Kopfschuppe drücken, um zwischen Ruhemodus und Aktivmodus hin- und herzuschalten. Alle gebräuchlichen Befehle vorhanden: Wache halten, verstecken, finden und so weiter. Er ist nicht annähernd so komplex und nützlich wie ein Affe, aber mal ehrlich, ich hatte auch nur zwei Tage Zeit. Oh, und zu Verteidigungszwecken ist er darauf programmiert, zu beißen, und er ist mit zwei Dosen geladen. Gezeichnet: der unglaubliche Mr Murdoch.«
    »Zwei Dosen wovon?«, fragte ich.
    Vil grinste. »Etwas, das ich selbst zusammengebraut habe. Sofortiges und reichliches Erbrechen, gefolgt von Bewusstlosigkeit.«
    »Klingt wirkungsvoll«, sagte ich. »Danke.«
    Er strahlte.
    Ich sah meiner kleinen Schlange zu, wie sie sich auf meiner Handfläche ausstreckte, gelegentlich ihre Augen rot aufblitzen ließ und züngelte. Ich drückte auf die Kopfschuppe, und der Kleine rollte sich zu einem Band zusammen, Schwanz im Maul, und verwandelte sich wieder in ein überaus ungewöhnliches Schmuckstück. Ich ließ ihn über mein Handgelenk gleiten und nahm Criminys Arm.
    Damit brachen wir auf.

15.
    W ir folgten den tiefen Spuren der Panzerbusse, die das Stadtvolk zum Wanderzirkus gebracht hatten. Wie braune Narben schlängelten sie sich durch die Hügellandschaft und verschwanden in der Ferne im Nebel. Wir gingen schweigend, und ich betrachtete die Landschaft und verglich sie mit meiner Welt. Es war ein fremdartiger Ort; noch nie in meinem Leben hatte ich so viel weites Land gesehen. Keine Häuser, Scheunen oder auch nur Ruinen. Nur meilenweit Gras, kleine Feldgehölze und hin und wieder ein Bludhäschen.
    Als wir hinter einem Busch ein Rehkitz hervorlugen sahen, blieb ich stehen und blickte in die großen braunen Augen des Tieres. Plötzlich ging hinter ihm ein Schauer an Blättern nieder, und eine rotäugige Ricke tauchte über der kleinen

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