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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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heraus, und er brach wieder in sein wildes Gelächter aus. Und einen Moment lang vergaß ich die unüberwindlichen Schwierigkeiten, mit denen wir es zu tun hatten und meine Sorge um Nana. Ich fiel in sein Lachen mit ein, und es war ein gutes Gefühl.
    Mittlerweile waren die breiten Spuren der Panzerbusse in eine unbefestigte Straße übergegangen. Der Boden wurde langsam schlammig und das Gras immer weniger, bis auf ein paar hartnäckige Büschel am Straßenrand, verkümmert und braun. Auch die Bludhäschen wurden immer weniger.
    Und dann sah ich, warum.

16.
    I ch sah das Ding auf der Straße, noch bevor ich es roch, aber der Geruch kam direkt danach. Ich konnte nicht sagen, was es war – es war gerade soviel Fleisch von den Knochen gerissen, dass die Haare fehlten und Details nicht mehr erkennbar waren. Aber es handelte sich ganz eindeutig um einen Kadaver. Und direkt oben drauf saß die größte Ratte, die ich je gesehen hatte, etwa von der Größe einer Hauskatze und bedeckt mit borstigem, rostfarbenem Fell.
    Criminy wurde nicht mal langsamer, aber ich drückte mich enger an ihn, je näher wir kamen. Die Ratte ließ sich von uns nicht stören, jedenfalls nicht so lange, bis wir auf etwa sechs Meter herangekommen waren. Dann hob sie den Kopf, ließ Eingeweide und Fleischfasern aus ihrem Maul fallen und fauchte. Die Wirkung der blutroten Augen in dem braunen Fell war verstörend.
    Criminy lief weiter und zog mich mit sich auf das widerliche Rattenmonster zu. Das Biest schluckte herunter, woran es gerade gekaut hatte, sprang von dem Kadaver und rannte mit gesträubtem Nackenfell auf uns zu. Das Kreischen, das es dabei hören ließ, klang wie von einem menschlichen Kind.
    Ohne langsamer zu werden oder meinen Arm loszulassen, zog Criminy etwas aus seinem Stiefel und warf es. Kaum dass ich irgendetwas Dunkles verschwommen aus seiner linken Hand schießen sah, lag die Ratte auch schon zuckend auf der Seite, und aus ihrer Stirn ragte ein schwarzes Messer.
    Wir gingen weiter, bis wir direkt neben der toten Ratte waren. Criminy zog das Messer mit einem Ruck wieder heraus, und während er es mit einem Taschentuch säuberte, betrachtete ich sinnend den Fleischhaufen.
    »Das war mal ein Schaf, falls du dich das fragst«, murmelte er.
    Als ich daraufhin über meine Schulter sah, konnte ich es sehen: flauschige weiße Wolle, die von der ziemlich unspezifischen Form eines sehr abgekauten Schafes baumelte.
    »Wie ist das durch die Mauer nach draußen geraten?«, fragte ich.
    »Sie müssen die Weidetiere zum Grasen nach draußen bringen, denn innerhalb der Mauern wächst nicht genug, um die Tiere zu ernähren. Also gehen sie mit einer Gruppe von Schäfern hinaus, alle bis an die Zähne bewaffnet. Aber wenn die Bludkreaturen zu viele werden, lassen sie einfach ein Tier zurück, als Opfer für den Rest der Herde. Passt gut zu ihrer generellen Philosophie.«
    Das Messer verschwand wieder in seinem Stiefel, und wir gingen weiter. Ich schaute zurück zu der riesigen Ratte und meinte: »Das ist also eine Bludratte. Und die Stadt ist voll von solchen Biestern?«
    »Oh, sie versuchen, sie alle zu töten. Aber das sind hinterlistige Mistviecher. Frech und schlau dazu. Egal, was die Copper machen, sie finden immer wieder einen Weg in die Stadt. Wenn ich die Biester nicht so hassen würde, wäre ich beeindruckt.«
    Wir kamen näher, und die Stadt türmte sich immer höher vor uns auf. Die Mauer hatte schon von Weitem riesig gewirkt, aber als ich so vor dem gewaltigen Tor stand, fühlte ich mich winzig und hilflos. Ich konnte mir nicht mal annähernd vorstellen, wie die beiden Wachleute in der Lage sein sollten, diese zweistöckige metallene Monstrosität aufzubekommen. Sie standen, jeder an einer Seite des Tores, in einer kleinen Hütte von der Größe eines Wandschranks. Und sie sahen kaum menschlich aus: bis zum Nacken geschnürte Lederzylinder, hohe Kragen bis übers Kinn und Schutzbrillen mit großen Gläsern, die ihre Augen verbargen.
    »Papiere«, bellte der rechts von uns durch eine Art Lautsprecher, und Criminy geleitete mich zur Glaswand des Verschlags. Er legte unsere gefalteten, ausgebleichten Reisepapiere in einen Metallkasten und zog die Hand wieder zurück, bevor der Wachmann den Kasten mit einem lauten Scheppern in seine Zelle riss.
    Criminy lächelte und versuchte nach Kräften harmlos und schwach auszusehen. Ich trug die Nase hoch und rollte mit den Augen.
    »Nennt den Grund eures Besuches!«
    »Wir besuchen Verwandte,

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