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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Sir«, sagte Criminy bescheiden und unterwürfig. Ich wusste, dass er ein Schauspieler war, dennoch war ich sprachlos, dass er so gar nicht wie er selbst klang. »Meine Frau und ich. Mein Cousin Anders und seine Familie wollen das neue Familienmitglied kennenlernen. Er ist ein Uhrmacher, Sir, und –«
    »Wegezoll«, plärrte der Wachmann. »Fünf Kupferlinge oder eine Phiole pro Person.«
    Der Metallkasten schoss wieder abrupt aus der Zelle, und Criminy nahm unsere Papiere heraus und ließ eine Hand voll Münzen hineinfallen. Und wieder knallte der Kasten nach drinnen.
    »Zurück«, befahl der Mann, und Criminy zog mich ein Stück zurück.
    Der Wachmann zog an einem Hebel, und mit lautem Schleifen und metallischem Krachen begann eine der riesigen Türen nach innen aufzuschwingen. Ich sah den Wachmann an und wandte den Blick schnell wieder ab. Unter seiner Uniform war nichts zu sehen außer Nase und Lippen, aber sein spöttisches Lächeln ließ seine Abscheu mir gegenüber deutlich erkennen. Ich straffte die Schultern, lehnte meinen Kopf an Criminys Schulter und warf dem Wachmann einen herablassend-rebellischen Blick zu. Criminy küsste mich schmunzelnd auf die Stirn, und der Wachmann spuckte aus und schüttelte den Kopf.
    »Es wird noch schlimmer«, raunte Criminy in mein Ohr, als wir durch den Torweg gingen. »Keine Sorge, Liebling. Alle werden uns hassen.«
***
    Als die Tür krachend hinter uns zufiel, schnürte sich mir die Kehle zu. Ich wusste nicht, was ich innerhalb der hohen Mauern erwartet hatte, aber es war schlimmer, als ich mir je hätte vorstellen können. Die gepflasterten Straßen waren eng und schmutzig, und überall standen Pfützen. Darüber ragten die Gebäude auf und blockierten den Blick auf den Himmel. Ein Schmutzfilm lag auf allen Fenstern, und die Leute hasteten von hier nach da, als würden sie verfolgt. Und sie alle sahen mich mit Abscheu an, genau wie der Wachmann.
    Criminy führte mich mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Wir befanden uns auf dem Hauptverkehrsweg, einer gewundenen Straße, gesäumt von Restaurants, Bars, Kurzwarenhändlern und Hutmachern, alle mit bemalten Schildern, die über den Türen hingen. Criminy wusste zwar nicht, wo er war, aber er wusste, wonach er suchte.
    Wir bogen in eine kleine Gasse ein. Rote Punkte glitzerten in den Schatten und ich hörte ein vertrautes Fauchen, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten. Hier war es dunkler und noch enger, und ich musste im Laufschritt gehen, um Schritt halten zu können. Das schnelle Klappern meiner Absätze auf dem Kopfsteinpflaster erzeugte ein Echo, das mich an Knochen in einem Burgverlies erinnerte. Endlich hielten wir vor einem Schild an, das eine Phiole mit Blut und eine Schere zeigte sowie darunter die kunstvollen Worte Arven Ariel, Friseur und Aderlasser.
    Wir gingen durch die Tür und schwere, mottenzerfressene Vorhänge dahinter. Ich hatte eine Mischung aus Leichenhalle und mittelalterlichem Barbier erwartet, mit Düsternis, Spinnweben und dem Geruch von verrottendem Fleisch. Aber es sah mehr wie ein mexikanisches Restaurant aus. Leuchtende Farben, künstliche Palmen, gemusterte Fächer und Vorhänge. Die Wände waren in lebhaftem Orange gehalten, und der Fußboden war ein funkelndes Mosaik in Blau und Lindgrün. Drei kastanienbraune Plüschsessel standen in einer Reihe da, jeder mit einem quastenverzierten Schemelchen. Und ein purpurroter Papagei auf einem Ständer krächzte: »Master Arven, Kundschaft!«
    Criminy grinste mir zu. »Nicht das, was es schien, eh?«, meinte er. »Das ist immer so in der Stadt.«
    Durch einen Vorhang aus Perlenschnüren kam ein sehr normal aussehender Mann mit einer Melone auf dem Kopf gehastet und näherte sich uns mit einem geschäftsmäßigen Lächeln.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir? Aderlass, Rasur oder Haarschnitt?«, fragte er und rieb die Hände in weinroten Handschuhen aneinander.
    »Aderlass«, erwiderte Criminy fröhlich. »Und Informationen, wenn Sie erlauben.«
    »Möchte sich die Dame nicht setzen?«, fragte der Mann und führte mich zu dem mittleren Sessel. Auf einem Tablett daneben lagen verschiedene Scheren, Rasiermesser, Glasröhrchen – und Injektionsnadeln, die nicht nur antik, sondern auch nicht ganz sauber aussahen.
    »Entschuldigung, wie bitte? «, fragte ich, und blieb stocksteif stehen.
    »Dein Blut, Liebling«, antwortete Criminy. »Drei Phiolen, denke ich.«
    Der Mann zog ein wenig an meiner Hand, aber ich rührte mich nicht.
    »Liebling«, flötete

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