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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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durch die Luft und landete mit einem Plumps auf seinem flauschigen Schwanz im Gras. Nachdem es sich wieder auf seine Pfoten gerappelt hatte, drehte es sich noch einmal um und fauchte mich an, bevor es wieder zurück ins Unterholz flitzte.
    Hmm. Das war mal was Neues.
    Ich schaute an mir herunter. Mein Knöchel blutete aus zwei punktförmigen Wunden. Und es tat weh. Sehr sogar.
    »Vor dem Kerlchen wirst du dich ab jetzt in Acht nehmen müssen«, sagte der Mann und grinste wieder schlitzohrig. »Der hat Geschmack an dir gefunden.«
    »Ich habe immer noch keine Angst«, gab ich zurück. »Reißzähne oder nicht. Das hier findet alles in meinem Kopf statt.«
    »Er hat Freunde«, meinte der Mann. »Und die haben alle Reißzähne, und sie werden wiederkommen. Und du blutest. Wenn du dich für stark genug hältst, um ein ganzes Rudel Bludhäschen abzuwehren, dann kann ich dir versichern, dass du dich irrst. Du kommst besser mit. Und zwar sofort.«
    Das nahm ich ihm nicht ab. Ich musste die Kontrolle über meinen Traum übernehmen. Also streckte ich eine Hand aus, spreizte die Finger und konzentrierte mich.
    »Zzzzzzzsssst! Pshew! Zzzzist!« , rief ich. Aber nichts passierte.
    »Was in Sang machst du da, Liebes?«, fragte er.
    Mein Arm sank herab. »Ich wollte Blitze aus meinen Fingerspitzen schießen lassen«, sagte ich. Dann, leise: »Normalerweise funktioniert es.«
    »Ich habe dir doch gesagt, das hier ist kein Traum. Möchtest du auch noch ausprobieren, ob du fliegen kannst?«
    Verlegen machte ich einen kleinen Hopser, aber meine Füße trafen sofort wieder auf den Boden.
    »Nein«, sagte ich, und plötzlich fühlte ich mich missmutig, beschämt und am Rande einer Panik. Das hier lief ganz und gar nicht so, wie es sonst immer der Fall war. Denn dann hätte er schon längst in einem Ball aus blauem Feuer explodieren müssen.
    »Wenn du nun mit Herumspielen fertig bist«, sagte er, »dann sollten wir jetzt wirklich verschwinden, bevor irgendwas das Blut an deinem Knöchel riecht.«
    Erneut der Handschuh, der darauf wartete, dass meine Hand ihn ergriff. Ich dachte nach.
    Es war nur ein Traum, ganz gleich, ob die üblichen Tricks funktionierten oder nicht. Ich konnte ebensogut mal sehen, wohin das alles führte. Der Typ konnte wohl kaum gefährlicher sein als ein Rudel gestörter, blutrünstiger Karnickel. Also nahm ich wieder seinen Arm, und wir gingen eine seltsame Art Weg entlang. Er bestand aus zwei tiefen Spurrillen in der Erde, die einen Abstand von etwa einen Meter achtzig voneinander hatten und sehr gerade verliefen, wie von einer Maschine gezogen.
    Viel zu tief hing der Himmel über einer endlosen öden Graslandschaft mit kleinen Feldgehölzen und ein wenig Wald. Es erinnerte mich an Der Hund von Baskerville . Die Luft war leicht neblig, beinahe wie von Smog, aber das passte zu meinen Träumen, wo die Dinge oft schemenhaft oder verschwommen waren, bis ich direkt davor stand.
    Während wir gingen, nahm etwas vor uns im dunstigen Sonnenaufgang langsam Gestalt an, dunkle Schatten, die sich schroff von dem perligen Lavendel der Wolken abhoben.
    »Da ist der Wagenzug«, erklärte der Mann im Plauderton. » Mein Wagenzug.«
    »Aha«, sagte ich, weil mir sonst nichts einfiel.
    Das Schweigen zwischen uns zog sich in die Länge. Er schien mit irgendetwas zufrieden zu sein, aber seine gute Laune machte mich misstrauisch. Irgendwas war da im Gange, etwas Offensichtliches, das mir entging, das er mir aber nicht sagte. Ich spähte in den Nebel und versuchte, die Umrisse des Wagenzugs auszumachen, von dem Rauch aufstieg.
    »Ist das eine Eisenbahn?«, fragte ich.
    »Hast du etwa noch nie einen Wanderzirkus gesehen?«, fragte er zurück. »Oh Liebes, du machst mich fertig. Du bist wie ein Kindchen im Wald, das versucht, die Bludhäschen zu knuddeln.«
    So langsam wuchs mir sein Akzent ans Herz, irgendwas ganz Ähnliches wie Britisch, aber mit einem Anflug von Verwegenheit, so wie ein Freibeuter. Sehr melodisch. Ich wollte, dass er weiterredete, auch wenn das, was er sagte, keinerlei Sinn ergab.
    »Wieso fängt fast jeder zweite Satz von dir mit ›Blut‹ an?«, fragte ich ihn.
    Er antwortete nicht sofort, sondern schaute lächelnd auf den näher rückenden Wagenzug.
    »Ich vergesse das immer«, meinte er dann beinahe entschuldigend. »Du weißt es ja nicht.«
    »Ich weiß was nicht?«
    »Eigentlich alles«, antwortete er mit einem weiteren tiefen Glucksen.
    Okay, also das war einfach nervig .
    »Versuchst du mir gerade das

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