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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Gefühl zu vermitteln, ich wäre ein Idiot?«, fragte ich.
    »Ich versuche gar nichts«, kam seine Antwort, aber es war deutlich, dass er mit seinen Gedanken woanders war.
    Inzwischen waren wir nahe genug, um verschiedene Merkmale der seltsamen Parade von Wohnwägen auszumachen, die alle in einer Reihe standen. Der erste sah aus wie eine Kreuzung aus altmodischer Lokomotive, einer Pfeifenorgel aus Messing und einem Chemiebaukasten voll blubbernder grüner Flüssigkeit und schwarzem Rauch; der letzte war ein kleiner roter Werkstattwagen. Die Spurrillen, denen wir gefolgt waren, endeten an den Rädern des Werkstattwagens, auf dem ein Kapuzineräffchen mit einem roten Fez saß und gelangweilt dreinschaute.
    Ich schnupperte, doch alles was ich riechen konnte, war Rauch. Erst in dem Moment fiel mir auf, dass hier, außer dem Äffchen am Werkstattwagen, nicht eine lebende Seele zu sehen war. Keine Pferde, Kühe oder Schweine, wie ich sie in der Umgebung von Zirkuswägen erwartet hätte, und auch nicht der dazugehörige Gestank. Noch nicht mal ein Elefant oder eine Giraffe. Eigenartig .
    »Ich sollte dir wohl alles erzählen«, sagte er. »Damit du weißt, was auf dich zukommt, wenn du alle triffst. So nah bei den Wagen sollten wir sicher sein.«
    Er geleitete mich ein Stück des Weges zurück zu einer Stelle mit Gestrüpp, an der wir gerade vorbeigekommen waren. Ein breiter knorriger Baumstumpf, umgeben von langen und dürren jungen Bäumchen, ragte dort aus dem hohen Gras, und er verbeugte sich und zeigte auf den Baumstumpf:
    »Mylady«, meinte er auffordernd.
    Ich beäugte den Baumstumpf und zog den Mantel über meinen lilienweißen Allerwertesten, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich keine Lust hatte, selbigen auf einem Haufen Holzsplitter und blutdürstiger Ameisenlarven zu platzieren, nicht mal in einem Traum. Als er mein Zögern sah, griff er in eine Außentasche des Mantels und zog ein leuchtend karmesinrotes Taschentuch heraus. Und dann ein gelbes. Und dann ein smaragdgrünes. Und dann ein kräftig violettes. Und dann – eine lebendige Taube, die sofort hektisch in Richtung der Wagen davonflatterte.
    Ich lachte, und er grinste. »Abrakadabra«, sagte er leise. Dann breitete er die großen Tücher über den Baumstumpf aus und bedeckte ihn damit.
    Ich setzte mich mit einem gemurmelten »Danke schön.«
    Als ich mich niederließ, fing er an, hin und her zu laufen, und das Gras raschelte unter seinen hohen Stiefeln.
    »Wo soll ich nur anfangen«, fragte er sich selbst.
    »Am Anfang?«, fragte ich zuckersüß zurück.
    »Das ja, aber an welchem?«
    Während ich wartete, hoppelte ein Kaninchen schüchtern aus dem Gras heran. Ich zog die Beine auf den Baumstumpf hoch.
    »Husch, husch! Böses Häschen!«
    Der Mann sah auf, die Ablenkung ärgerte ihn offensichtlich. Er hob das Häschen am Genick in die Höhe und drehte ihm den Hals um, bis es knackte. Dann warf er den schlaffen Körper zurück ins Gras und nahm sein Hin-und-her-Laufen wieder auf, immer noch tief in Gedanken.
    Ich war sprachlos. Ich war nicht scharf darauf, noch mal von solchen Reißzähnen gebissen zu werden, aber die unbekümmerte und prompte Brutalität der Aktion erschreckte mich.
    »Macht nichts«, erklärte er mir. »Es hätte dir das Fleisch von den Knochen genagt, wenn es die Chance dazu bekommen hätte. Das Äußere kann täuschen, weißt du. Die Natur ist grausam.«
    Dann blieb er stehen und lockerte seinen schon losen Kragen noch weiter, während er mir in die Augen sah.
    »Also gut. Wie ist dein Name?«, fragte er.
    »Warum ist das wichtig?«, schoss ich zurück. »Ich dachte, wir sind hier, damit du mir Antworten lieferst.«
    »Tut mir leid«, sagte er sanft. »Du glaubst noch immer, das hier wäre irgendein Traum, und die Geister würden versuchen, dir irgendwelche klugen Antworten auf deine Probleme zu geben. Oder?«
    »So funktioniert es normalerweise«, gab ich zu.
    »Es ist kein Traum. Und ich muss deinen Namen wissen. Damit wir wie zivilisierte Menschen miteinander sprechen können.«
    »Na dann, wie ist denn dein Name?«
    »Mein Name ist Criminy Stain.« Mit diesen Worten verbeugte er sich.
    Er sprach seinen Vornamen so aus, dass er sich mit Jiminy Cricket reimte. Es klang fremdartig, und ich hätte beinahe losgekichert, aber der Ausdruck in seinen Augen sagte mir deutlich, dass Kichern eine sehr schlechte Idee wäre.
    »Jetzt weißt du, wer ich bin. Nun denn, wie ist dein Name, Liebes?«
    »Tish Everett«, sagte ich.
    Nun hätte

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