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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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aber es war definitiv in der Lage, mich zu Tode zu trampeln.
    »Einen guten Tag wünsche ich, meine Herren«, sagte Criminy in respektvollem, doch zugleich scherzhaftem Ton.
    »Bleib zurück, Bludmann«, kam ein gedämpfter Ausruf, und als ich aufschaute, sah ich einen Mann, der von der Sherlock-Holmes-Mütze bis zu den Spitzen seiner hohen Stiefel in kupferbraunes Leder gekleidet war. Das einzig unbedeckte Stück Haut an ihm war sein Gesicht, in dem ein gewachster schwarzer Schnurrbart prangte.
    Criminy trat einen Schritt zurück und hielt unschuldig die Hände hoch. »Natürlich, Sir«, sagte er. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    »Du weißt, was wir suchen.«
    »Mein Wagenzug ist gleich hinter dem Hügel, und unsere Papiere sind alle in Ordnung, Sir«, antwortete Criminy. Er hob die Taschentücher vom Baumstumpf auf und fuhr fort: »Ich war gerade dabei, meine Zaubertricks zu üben. Aber es wäre mir eine Freude, Sie zu unserem Buchhalter zu bringen, wenn Sie möchten. Ich kann mit Stolz behaupten, dass wir in über zehn Jahren nicht einen Beißer hatten, obwohl wir den Wolfsjungen entlassen mussten, wegen übermäßigen Gebrauchs seiner Zunge.«
    »Deine kleine Monstrositätenschau interessiert uns nicht, Bluddy«, fauchte der Mann. »Wir suchen nach einem Fremdling.«
    »Ein Fremdling? Hier draußen im Hochmoor?«, fragte Criminy ungläubig. »Oh, der würde hier draußen nicht lange überleben, meine Herren. Überall Bludhäschen heute Morgen.«
    »Es ist ein schweres Verbrechen, einen Fremdling zu verstecken oder ihm sonstige Hilfe zu gewähren, das weißt du doch, nicht wahr?«, fragte der andere Mann, der genauso aussah, wie der erste, außer dass er eine Brille mit Drahtgestell und einen Spitzbart trug.
    »Ja, Sir, auch bei uns sind die Erlasse ausgehängt, so wie überall«, antwortete Criminy. »Obwohl ich ja nie verstanden habe, warum Fremdlinge so bedrohlich sind.« Er warf mir einen so flüchtigen Blick zu, dass ich es kaum sah. Offensichtlich wollte er, dass ich die Bedeutung dessen, was ich da hörte, erkannte.
    »Gefährlich«, knurrte der erste der beiden Männer. »Feinde des Königreiches. Auf Befehl des Magistrats.«
    »Ja, schon, aber weshalb?« Er machte eine dramatische Pause. »Sir.«
    Der Mann mit dem Schnurrbart war wütend, und sein Gesicht wurde zornrot. Sein Pferd stampfte unruhig auf der Stelle und wirbelte mit seinen Hufen ganze Brocken des grasigen Bodens auf. Ich drängte mich weiter nach hinten, gegen Criminys Beine. Das Pferd senkte seinen großen schwarzen Kopf, sodass seine blutroten, weiß geränderten Augen nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt waren. Die Kreatur schnaubte gegen die silberne Haube, die Nüstern und Gebiss verdeckte. Diese Männer mitsamt ihren Pferden waren sicher gefährlicher als alles, was sie je suchen könnten.
    »Wie kannst du es wagen, den Magistrat in Frage zu stellen?«, fragte der erste mit gefährlich leiser Stimme. »Im Namen des Kupferordens für gesellschaftliches Gleichgewicht könnte ich dich dafür ausbluten lassen.«
    »Aber dann würden Sie die Vorstellung verpassen, mein Herr!«, antwortete Criminy und zog einen leuchtend roten Programmzettel aus seiner Weste. »Hier bitte, würden Sie diese Exklusivtickets annehmen, von einem einfachen Bludmann, der nichts Böses im Sinn hat?«
    »Das sollten wir nicht«, antwortete der mit dem Schnurrbart schroff, aber der andere Mann streckte die Hand aus, um den Prospekt entgegenzunehmen.
    »Ich habe schon seit zehn Jahren keinen Wanderzirkus mehr gesehen«, sagte er, und man konnte die Sehnsucht in seiner Stimme deutlich hören. »Sie kommen gar nicht mehr in die Stadt. Es kann doch sicher nicht schaden? Seine Frage war bestimmt unschuldig gemeint. Und wenn hier in der Gegend irgendwelche Fremdlinge wären, dann hätten wir sie längst gefunden. Die Bludrösser irren sich nie.«
    Hatte er gerade Bludrösser gesagt? Sollte das heißen, dass diese albtraumhaften Pferde da sowas wie diese blutrünstigen Karnickel waren? Waren da wirklich Reißzähne unter den Metallmaulkörben? Und, noch wichtiger: Konnten sie mich wittern? Hastig rutschte ich hinter Criminys Beine, so weit weg von den Bludrössern wie nur möglich. Seine Hand fuhr kurz liebevoll über meinen unsichtbaren Kopf.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht, Ferling«, sagte der erste der Männer. »Ich kann es fühlen.«
    Er zog ein Messingrohr aus seiner Tasche und drückte einen Knopf, woraufhin es sich zu einem Fernglas mit einem

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