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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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zwischen den Welten, weißt du.«
    Die ganze Zeit über gab er sich große Mühe, mich nicht anzusehen und zu riechen. Trotz seiner Selbstbeherrschung war es schwer für ihn, meinen blutenden Arm zu ignorieren. Noch am Strand hatte er mir ein Taschentuch zugeworfen und sich ferngehalten, während ich es um die Wunde band. Und dann hatte er eine Phiole herausgekramt und sie auf einen Zug ausgetrunken, ohne dabei seinen glühenden Blick von mir abzuwenden. Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob es die war, die in Manchester mit meinem eigenen Blut gefüllt worden war.
    Der Leuchtturm türmte sich über uns auf, ein verfallendes Gebäude aus losen Brettern und abblätternder Farbe. Die Streifen, die vom Hügel aus noch so frisch und neu ausgesehen hatten, kohlschwarz und schneeweiß, waren in Wirklichkeit hellgrau und dunkleres Grau, trostlos und vorwurfsvoll. Ich wollte nicht einmal in die Nähe davon, aber ich war an mein Versprechen gebunden, das ich einem toten Mädchen gegeben hatte. Criminy hatte gesagt, dass sie die Macht besaß, mich zu verfluchen, und ich glaubte ihm. Ich wollte nicht noch einen Feind in Sang, und schon gar keinen übernatürlichen.
    Criminy stieß die Tür auf. Sie krachte gegen die Wand und das ganze Gebäude erbebte. Der kahle Raum drinnen war staubbedeckt, die Möbel schief und krumm.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte ich.
    »Hier ist schon seit Jahren niemand mehr gewesen«, sagte Criminy. »Die Schiffe haben genügend Instrumente und Uhrwerke, die den Seefahrern zeigen, wo die Felsen sind. Es ist primitive und veraltete Technologie, ein Licht in der Dunkelheit im Kreis scheinen zu lassen.«
    »Aber ich habe es gesehen«, sagte ich verwirrt. »Vorhin, als wir auf dem Hügel waren. Es war orange, und es hat sich langsam gedreht und aufs Wasser gezeigt.«
    Er drehte sich um und sah mich beunruhigt an. »Du hast ein Licht gesehen? Hier? In diesem Leuchtturm?«
    »Ja«, sagte ich. »Du nicht?«
    »Nein«, antwortete er leise.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Warum sah ich Dinge, die gar nicht da waren?
    Criminy zeigte auf die Wendeltreppe. »Wenn du das tun musst: Dort ist der einzige Weg nach oben«, sagte er. »Aber ich würde nicht schlecht von dir denken, wenn du direkt wieder zur Tür hinausmarschieren und auf den Geist pfeifen würdest. Es gibt Wege, einen Fluch zu umgehen, auch wenn die nicht schön sind.«
    »Jetzt sind wir schon hier«, sagte ich. »Bringen wir es hinter uns.«
    Er seufzte und verbeugte sich. »Nach dir, Liebes.«
    Meine nassen Stiefel platschten die enge Treppe hinauf, und das alte Holz knarrte bedrohlich unter meinen Absätzen. Ich ging schneller, ich wollte diesen Auftrag so schnell wie möglich hinter mich bringen und mit meiner eigenen Schatzsuche weitermachen. Die Stadt, der Sturm, das Meer, der Geist – höchste Zeit, aus Brighton zu verschwinden.
    So ging es im Kreis nach oben, Criminys leichte Schritte hinter mir. Ich hatte ihn nicht groß über seine Reise über die Mauer ausgefragt, aber er sah so frisch und forsch aus, als käme er gerade aus seinem Wohnwagen. Allerdings fehlte sein Tornister.
    Endlich endete die Treppe in einem kleineren, dürftig eingerichteten Raum. Es war das Wohnquartier, mit einem schmalen Bett an der Wand, einem winzigen Kanonenofen und Dutzenden scharfer Metallhaken, die leer vom verblichenen weißen Holz herabhingen. Ich fühlte mich beobachtet, aber es gab nichts, wo ein Beobachter sich hätte verbergen können.
    »Hier hat der Leuchtturmwärter gelebt«, sagte Criminy sanft. »Ein einsamer Mensch, der sich um die Flamme oben kümmern musste.«
    »Aber ich glaube nicht, dass sie das war.«
    »Ich sehe nirgendwo Knochen«, sagte er. »Nicht einmal eine Truhe, einen Kasten oder einen Schrank.«
    »Sie hat gesagt, da wäre eine Tür nach oben«, fiel mir ein.
    »Da gibt’s nur einen Weg, Liebes«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf die Treppe. »Du hast aber keine Höhenangst, oder?«
    »Warum?«
    »Weil ich denke, das Glas wird größtenteils fehlen, und es wird windig sein da oben.«
    Ich trat vorsichtig zurück auf die Treppe und klammerte mich auf dem Weg nach oben am Innengeländer fest. Die enge Kurve führte zu einem schmalen Laufgang mit einem hölzernen Geländer in Taillenhöhe. Er hatte recht. Es war ein sehr, sehr langer Weg nach unten, und das Glas war größtenteils herausgefallen. Die schartigen Überbleibsel der Fenster, die einst die Flamme geschützt hatten, ließen den Wind herein, der uns

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