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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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kurze Zeitspanne hatte gereicht, um den BMW auf der Rückfahrt nach einer intensiven Mischung aus Rauch und Bier riechen zu lassen.
    »Irgendjemand meinte, Hirschfelds Hobby seien Eisenbahnen gewesen.«
    »Modelleisenbahnen?«, fragte Barbara. Man hatte nichts dergleichen gefunden.
    »Nein, richtige.« Jost Klasen schien sich da auszukennen. »Er gehörte zu diesen Leuten, die überall herumfahren und Lokomotiven und Waggons fotografieren. Ich erinnere mich, dass in der Inventarliste der Gegenstände, die wir aus Hirschfelds Wohnung mitgenommen haben, viele Fotoalben waren, dahinter hatte jemand notiert
irrelevant
. Vermutlich sind das die Fotos, die er so geschossen hat.«
    »Sehen Sie sich die Alben nachher an, Klasen?«, bat Jakubian.
    Klasen nickte. Barbara bewunderte ihn. Ihm wurde es nie zu viel, sich durch die Massen von Material und Beweisstücken zu fressen.
    Am Nachmittag hielt Barbara ihre letzte Sprechstunde an der Uni ab, um noch Seminararbeiten mit ihren Studenten durchzusprechen. Die Semesterferien hatten längst begonnen, aber es waren erstaunlich viele gekommen. Barbara musste feststellen, dass die meisten sie nach dem Fall Hirschfeld fragten, über den sie natürlich nicht sprechen durfte.
    Als sie nach fast drei Stunden ihre Sachen packte, überfiel sie wieder dieses Gefühl, das sie am Morgen so erschreckt hatte. Die Veränderung des Schweigens zwischen Thomas und ihr. Wann hatte es angefangen?
    Sie beschloss, nicht nach Hause zu fahren. Heinz hatte ihr angeboten zu reden. Und Heinz war einer der wenigen Menschen, die Barbara und Thomas von Beginn ihrer Beziehung an kannten.
    Es hatte zu regnen begonnen, über dem Rhein hingen schwarze Wolken, bald gab es die ersten Blitze. Als sie vor dem Zechenhaus hielt, schüttete es. Bis sie unter dem Vordach angelangt war, war sie schon recht nass geworden. Das war auch gut so, denn sie hatte begonnen zu weinen.
    »Barbara!« Heinz war überrascht. Er zog sie ins Haus. »Was ist denn los?«
    Bevor sie ihm etwas erzählen konnte, musste sie sich erst einmal beruhigen. »Ich … ich weiß nicht, was mit mir los ist«, stammelte sie.
    »Deine Ehe steckt in der Krise, da darfst du schon mal ein wenig durcheinander sein.«
    Heinz’ Wohnzimmer wirkte auf sie noch trostloser als sonst. Man konnte die Einsamkeit fast mit Händen greifen. Stockend sprach sie über ihre Erkenntnis vom Morgen und die Gefühle, die sie dabei hatte.
    Heinz unterbrach sie nicht ein einziges Mal.
    »Du kennst uns doch beide, Heinz. Wann hat das angefangen? Ich zerbreche mir darüber den Kopf, aber ich kann keinen genauen Zeitpunkt benennen.«
    »Nun.« Er blickte zu Boden. »Es wäre zu einfach zu sagen, es war die Transplantation. Das war auch nicht der Zeitpunkt. Es war später.« Er überlegte und sah Barbara dann an. »Als Thomas begriff, dass er jetzt endlich ein normales Leben führen konnte, als die Zeit, in der er mit Mundschutz herumlief, vorbei war. Ich glaube, er hat auf irgendetwas gewartet.«
    »Etwas von mir.« Barbara versuchte, diese ihr fremde Sicht auf ihre Beziehung zu begreifen.
    »Verstehe mich nicht falsch, Barbara. Du hättest ihm dieses Zeichen gar nicht geben können. Für dich hatte sich nur wenig geändert bis dahin. Und für dich war er schon immer der Starke gewesen, der dich hielt. Vielleicht hat er sich wegen seiner Krankheit nie so gefühlt – zumindest zuletzt nicht.« Heinz stand auf. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Ein Wasser wäre gut.«
    Er kam mit der Flasche und zwei Gläsern zurück, setzte sich wieder und schenkte ein. »Ich denke, er ist dann einfach aufgebrochen in sein neues Leben, und das ohne dich. Ich habe euch in letzter Zeit ja nur noch selten gesehen. Aber früher, da konnte man eine Verbundenheit spüren. Ich konnte sie spüren, denn zwischen mir und meiner Frau war das ganz ähnlich. Das war so gelassen, so sicher. Und die letzten Male war das bei euch verschwunden. Es hat mich traurig gemacht.«
    »Ich würde es so gern zurückhaben, Heinz.« Sie sah den Zweifel in seinem Blick. »Du glaubst nicht, dass wir eine Chance haben, oder?«
    »Was ich glaube, ist nicht wichtig. Ich wünsche es euch, denn es ist traurig, wenn Freunde auseinander gehen. Aber Thomas hat mit seiner Dummheit natürlich nicht gerade gute Voraussetzungen geschaffen. Und du sitzt hier und erklärst mir, dass ihr euch beim Frühstück nichts zu sagen habt. Wie siehst du da die Chancen?«
    Barbara versuchte, entschlossen zu erscheinen. »Wir werden zu einem

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