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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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aufmerksam zu machen, dass das halbe Präsidium mithören konnte.
    »Ich will, dass Sie jeden Kollegen und alle Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft auf links drehen, wenn es sein muss. Und wenn ich herausbekomme, wer der Presse gesteckt hat, dass und wann Hirschfeld verlegt werden soll, der kann sich warm anziehen. Ein Disziplinarverfahren ist noch das geringste Problem, das er dann hat.«
    Sie klopfte vorsichtig an die Tür und erntete ein kurz angebundenes »Draußen bleiben!«
    Barbara beschloss, sich erst einmal zurückzuziehen. Sie hatte Jakubian bisher erst einmal wütend gesehen, und sie war sehr froh, dass es dabei nicht um sie ging.
    Kramer war gerade dabei, mit einem LKA-Beamten, dessen Namen Barbara immer vergaß, weitere Fotos und Aussagen an die Wand zu heften.
    »Hallo, Kramer. Waren Sie selbst unterwegs heute Morgen?«
    Er nickte. »Der Fall Langhorn war ja meiner.«
    »Waren die Leute kooperativ?«
    »Sehr. Das ist schon ein anderes Publikum in der S-Bahn um diese Zeit. Viele Krawatten, teure Aktentaschen und Designer-Kostüme dazwischen.« Er heftete das nächste Foto an. »Der hier zum Beispiel. Trägt einen sündhaft teuren, hellen Sommermantel.« Er malte den Namen darunter – Udo Kleber. »Und hier ist noch so einer – Jens Maldien.« Er hatte Schwierigkeiten, den Namen zu entziffern.
    »Und? Kannten sie die Langhorn?«, fragte Barbara.
    »Sie lesen morgens immer Zeitung. Kleber das
Handelsblatt
und Maldien die
FAZ
. Die anderen Mitreisenden nehmen sie angeblich gar nicht wahr.«
    Der LKA-Beamte ging eine weitere Liste durch. »Beide wurden wegen Julia Janicek auch schon einmal von Heyer vernommen. Kein Wunder, dass die so abweisend waren.«
    Der Nächste war ein dicker Endzwanziger, der Barbara auf Anhieb unsympathisch war.
    »Das ist anscheinend ein alter Bekannter, sagte zumindest der Duisburger, der mit uns unterwegs war.« Kramer schrieb den Namen unter das Bild, und Barbara war keineswegs überrascht, dass er Holger Flock lautete.
    »Ja, ich habe schon von ihm gehört.«
    »Er fährt jetzt eine Stunde später zur Arbeit, weil ihn eine Frau wegen Grapschens anzeigt hat.«
    »Barbara?« Jakubian kam zu ihnen. Er war noch ein wenig rot im Gesicht, wirkte aber wieder ganz ruhig.
    Der Beamte von Torsten Mendes kleinem Pressestab, den er so angebrüllt hatte, trottete mit hängendem Kopf von dannen. Jedem hier tat er aufrichtig Leid.
    »Was Neues von Hirschfeld?«
    »Ich habe versucht, diesmal hart zu bleiben, was die äußeren Umstände des Mordes an Julia Janicek betrifft. Und das Ganze unterscheidet sich erheblich von dem, was wir bisher hatten. Julia wurde nicht in Duisburg ermordet, sondern auf dem gleichen Gelände wie Herborn in Mülheim-Styrum. Er hat sie dann mit einem geliehenen Auto zur Schrottinsel gebracht. Der Besitzer des Autos heißt Heiner Grundeisen und wohnt in Meiderich.«
    »Ich schicke gleich ein paar Leute hin – machen Sie das, Kramer?«, fragte er, denn Kramer hatte seine Arbeit eingestellt und ihnen interessiert zugehört.
    »Sicher. Und soll ich Erhard wegen Styrum Bescheid sagen?«
    »Da sollten wir vielleicht noch mal mit Hirschfeld sprechen, das Gelände ist ja sehr groß.«
    Kramer ging, und der LKA-Beamte widmete sich wieder den Bildern und Aussagen.
    »Gehen wir in mein Büro«, meinte Jakubian, und Barbara folgte ihm.
    »Hat er irgendetwas gesagt über sein Motiv?«
    »Hat er. Aber ich zerbreche mir den Kopf darüber, seit ich es gehört habe.« Barbara sah, dass Svens Kaffeemaschine gerade lief. »Ich könnte eine Tasse vertragen.«
    »Bleib sitzen, ich mach das.« Jakubian stand auf, griff zwei Tassen und füllte sie. Barbara sah, wie er drei leicht gehäufte Löffel Zucker hineinrührte. »Es gibt hier keinen Süßstoff.«, sagte er entnervt und versuchte, ihr Grinsen zu ignorieren. »Also, was hat er gesagt?«
    »Im Großen und Ganzen läuft es auf das Motiv hinaus, das wir schon vermutet haben: Er möchte in die Öffentlichkeit. Langhorn und Herborn hatte man erst relativ spät gefunden, die beiden ersten gar nicht, bei Julia wollte er es besser machen, deshalb die Aktion mit dem Hafen. Sicher hat es auch etwas damit zu tun, dass die Kleine in der Nähe des Fundortes wohnte. Was ich nicht verstehe, ist, dass er die Morde so perfekt hinbekommen hat, es aber dann nicht geschafft haben soll, solche Spuren zu legen, die wir auch finden würden.«
    »Ja, irgendetwas reibt sich da.« Er seufzte. »Aber die Typen handeln eben nicht immer logisch, nicht

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