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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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»Wie intelligent er ist, werden sie in der Forensik testen.«
    »Aber er ist doch allenfalls Durchschnitt.«
    Also spürte Heinz es auch. »Heinz, ich habe da immer mal wieder Zweifel. Nein, Zweifel wäre zuviel gesagt, aber da ist das Gefühl, dass wir nicht alles wissen. Aber du hast selbst neulich gesagt, wir haben den Täter bereits. Wir haben seine DNA-Spuren, wir haben die Tatwaffen aus seiner Wohnung. Durch die S-Bahn-Aktion haben wir zumindest Zeugen, die ihn in der Zeit vor der Tat mit dem jeweiligen Opfer gesehen haben.« Sie schnitt ein Stück von der kalten Butter ab und versuchte es auf dem Brot zu verstreichen. »Ich glaube, wir sind nur einfach nicht gewöhnt, so zu arbeiten. Den Mörder zu kennen und nur hinter ihm herzuräumen.«
    Er lachte. »Nanntest du das nicht mal die automatische Polizistin in dir?«
    »Ja. Sie kommt mit der Situation, dass sich einer gestellt hat, gar nicht klar.«
    Erst gegen Mitternacht fiel Barbara in das frisch bezogene Gästebett und war sofort eingeschlafen.
    Barbara erwachte erst gegen neun, aber sie hatte es heute ja nicht eilig. Sie duschte sich in Heinz’ altmodischem Badezimmer und fand keinen Fön, um ihre Haare zu bändigen. Heinz trug seine Haare ganz kurz, er brauchte keinen. Sie rubbelte ihre Haare so gut es ging trocken und versuchte sie in Form zu kämmen, was gründlich misslang. Plötzlich kam eine Erinnerung hoch: Sie, in Thomas’ Badezimmer in Pempelfort, kurz nachdem er sie in einer Kneipe aufgelesen hatte, ihr während ihrer langen Depression völlig herausgewachsener Kurzhaarschnitt.
    Sie kam sich zwar ein wenig indiskret vor, in Heinz’ Badezimmerschrank herumzuwühlen, aber dann fand sie, was sie suchte: seinen Haarschneider. Sie stellte ihn ein und bald darauf fielen die halblangen dunklen Haare auf den Boden. Wie damals ließ sie vorn ein paar längere Fransen stehen. Fasziniert sah sie sich im Spiegel an. Es war, als hätte sie die Zeit um acht Jahre zurückgedreht. Nur grauer war sie geworden, sie hatte die Haare zuletzt regelmäßig gefärbt. Nun waren sie so kurz, dass da nur noch pure Natur war. »Immerhin bist du fünfundvierzig« sagte sie zu ihrem Spiegelbild.
    »Na, du Langschläferin«, sagte Heinz, als sie die Treppe herunterkam. Er goss gerade eine Tasse Kaffee ein und hatte sie gar nicht angesehen. Nun fiel ihm beinah die Kanne aus der Hand.
    »Ist es so schlimm?«, fragte Barbara.
    »Nein. Aber es ist eine Überraschung. Wenn Du möchtest, gehe ich nachher noch mal über die Stellen, an die du nicht so gut herangekommen bist.«
    Es stellte sich heraus, dass er schon seit sechs auf war und sich nun mit ihr ein zweites Frühstück genehmigte. »Was ist das mit deinen Haaren?«, fragte er. »Alles auf Anfang?«
    »Ich habe keinen Fön gefunden.« Barbara sah ihn an. »Aber vielleicht hast du Recht. Die Haare haben mich ziemlich genervt in der letzten Zeit.«
    »Es sieht gut aus.«
    »Danke.«
    Sie druckte noch an Heinz’ PC die am Vorabend geschriebenen Seiten für Jakubian aus und fuhr dann zum Polizeipräsidium.
    Es war der letzte Tag der S-Bahn-Aktion, und die Morgen-Teams trudelten gerade wieder ein. Jakubian war nirgends zu finden. »Ich glaube, der ist bei der Staatsanwaltschaft«, erklärte ihr ein LKA-Beamter.
    »Hat irgendjemand etwas dagegen, wenn ich seinen Schreibtisch benutze?«. Sie bekam keine Antwort und wertete das als Nein.
    Sie hatte ihr Notebook mitgebracht und schloss es an. Aber irgendwie kam sie in dem Trubel, der um sie herum herrschte, nicht weiter. Ihr Blick fiel auf einen der Aktenstapel auf Jakubians Schreibtisch.
    Neugierig nahm Barbara die oberste Akte. Sie stammte aus Essen aus dem Jahr 2003. Eine junge Frau war nachts auf dem Weg von einem der kleineren S-Bahnhöfe nach Hause von einem Mann verfolgt worden. Der hatte sie von hinten angegriffen und gewürgt, bis sie fast bewusstlos war. Dann hatte er von ihr abgelassen und war unerkannt verschwunden.
    Sie griff sich die nächste Akte. Dieser Fall hatte sich 2001 in Dortmund ereignet. Auch hier war eine Frau nachts verfolgt worden und wurde dann von hinten durch einen Messerstich verletzt. Die Wunde blutete stark, war aber nicht weiter gefährlich.
    Plötzlich zuckte sie zusammen, denn Jakubian stand vor ihr. »Ich hätte dich fast nicht erkannt«, meinte er.
    Barbara ging nicht darauf ein. »Geht das so weiter?«, fragte sie ihn und deutete auf die Akte.
    Er nickte. »Ich habe sie nur überflogen. Aber: ja. Lauter Fälle, die ganz ähnlich liegen wie

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