Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
welches sich durch Unmengen von Wasser seinen Weg suchte. Alkeer konnte nun sehen wo er sich befand. Er war dabei in die Tiefen des
Nuremo-Meeres
hinunter zu gleiten und zu ertrinken. Seine Kleidung war vollgesogen mit Wasser und zehrte ihn immer tiefer in Richtung Meeresboden. So sehr er sich auch bemühte, er schaffte es nicht an die Oberfläche zu schwimmen. Alkeer hatte das Gefühl er sank bei jedem Zug, den er tat, noch schneller als zuvor.
Das soll es jetzt also gewesen sein? So habe ich mein Ende gefunden? Auf dem Grunde des Meeres, als Futter für die Fische und Krebse? Oh Vater. Hätte ich doch nur auf dich gehört und wäre bei meiner Familie geblieben. Nun ist es zu spät. Lebt wohl.
Alkeer wollte sich dem Unvermeidbaren hingeben und schloss seine Augen um den Tod zu erwarten. Er öffnete leicht seinen Mund und spürte sofort wie das salzige Meerwasser durch seine Kehle in seine Lungen strömte. Die letzten Luftblasen entwichen seinen Lippen und suchten ihren Weg zur Wasseroberfläche. Gerade als er dachte das grausame Ersticken würde beginnen, fühlte er etwas Seltsames in seiner Brust. Ein Kribbeln oder leichtes Brennen strahlte von seinem Herzen in alle Winkel des Körpers aus und steigerte sich zu einer fremdartigen Hitze, die er noch nie zuvor verspürt hatte. Er öffnete seine Augen und versuchte zu begreifen was mit ihm geschah. Der Geschmack des Salzwassers war verschwunden und auch seine Kleidung fühlte sich trocken an.
Was soll das? Wieso schmecke ich das Wasser nicht? Und warum fühle ich nicht die Kälte des Meeres? Das kann doch alles nicht sein. Ich müsste schon längst ertrunken sein. Oder… bin ich vielleicht schon tot? Habe ich meinen letzten Atemzug bereits getan?
Noch während er versuchte zu begreifen was mit ihm geschah, setzte das laute, wummernde Stampfen wieder ein. Doch dieses Mal klang es wärmer. Fast so wie der Herzschlag eines großen Bullen, welcher in der Sonne lag und schlief. Ruhig und gleichmäßig, aber kräftig und durchdringend.
In der Ferne konnte Alkeer etwas erkennen. Irgendetwas schwamm auf ihn zu. Oder irgendjemand? Er sah einen menschenähnlichen Körper, der gleichzeitig tierische Züge besaß. Doch diese waren keinesfalls die eines Fisches. Ein langer massiger Körper, der mit riesigen Schuppen übersät war, bewegte sich durch das Wasser auf ihn zu. Je näher es kam umso deutlicher konnte Alkeer sehen womit er es zu tun hatte. Es war eine riesige Schlange. Der Körper war mindestens so lang wie zwei Ochsengespanne und so dick wie ein Zugpferd, das gut im Futter lag. Das Einzige was noch annähernd an einen Menschen erinnerte waren seine Arme und Beine, welche sich auf unnatürlich aussehende Weise um den dicken Schlangenleib wanden. Mit kräftigen, schellen Bewegungen kam das Monster auf Alkeer zu. Für ihn gab es keinerlei Zweifel, dass das Ungeheuer ihn gesehen hatte und in ihm eine leichte Beute sah. Zug um Zug näherte es sich dem hilflos treibendem Menschen bis es kurz vor ihm zum stehen kam. Gefesselt vom Anblick des Schlangenmonsters vergaß Alkeer alles andere um sich herum. Für ihn gab es nur diese unwirkliche Kreatur und sich selbst, der er nun vermutlich sterben würde. Sein Todesengel und er waren sich ganz nah. Er konnte ganz deutlich die Fänge seines Gegenübers erkennen. Sie waren lang und spitz. In dem Maul der Bestie glaubte er noch Überreste ihrer letzten Mahlzeit zu entdecken. Die Augen wirkten hinterlistig und falsch. Als würden sie ihn durch zusammengekniffene Lider ansehen beobachteten sie ihr Opfer. Wie schwarzer Obsidian funkelten sie in der trüben Tiefe des Meeres. Einzelne Sprenkel von Gelb waren in der Mitte zu sehen. Sie leuchteten nur schwach, aber trotzdem ging von ihnen eine gewisse Anziehung aus. Die Haut war mit einem seltsamen Blau Grünem Muster verziert. Das was er zuerst als menschenähnliche Arme und Beine angesehen hatte offenbarte sich nun als eher echsenartiger Herkunft. Kräftige, mit langen Klauen besetzte, Gliedmaßen, die so aussahen als könnte sich das Wesen damit auch an Land bewegen, vervollständigten das Bild eines Meeresungeheuers wie Alkeer es sich immer vorgestellt hatte.
Worauf wartet diese Missgeburt nur? Warum frisst sie mich nicht einfach und bringt es endlich zu Ende?
Immer noch zuckte das Monster vor Alkeer auf und ab, lies ihn dabei jedoch keinen Moment aus den Augen. Das riesige Maul öffnete sich erneut und gab den Blick auf den schaurigen Schlund frei, der sein Grab werden sollte.
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