Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
zukommen würde. Gér Malek wusste, dass er sich um Alkeer kümmern musste. Doch wie sollte er ihn beschützen und zeitgleich der Verantwortung für seine Truppe gerecht werden? Er konnte sie nicht den Gefahren, die noch kommen würden, aussetzen. Stets hatte er diesen Gedanken verdrängt. In all den Jahren, in denen er die
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anführte, wusste er, dass irgendwann der Tag des Abschieds kommen würde. Nun schien es soweit zu sein.
„Folge mir!“, sprach Malek zu Alkeer und ließ durch die Bestimmtheit in seiner Stimme keinen Widerspruch zu.
Schnellen Schrittes begaben sie sich zu der Gruppe von Soldaten, zu denen auch Nissina und Mathir gehörten. Diese beiden hatte Alkeer bereits kennen gelernt. Auch Mifar der Ruderer war unter ihnen. Er lag auf einer provisorischen Trage und winkte den Ankommenden mit einer bandagierten Hand zu. Malek stellte sich vor die Gruppe und zog Alkeer an seine Seite. Er musste allen Mut zusammennehmen und darum kämpfen nicht die Fassung zu verlieren. In dem Versuch das Unausweichliche hinauszuzögern holte er tief Luft und sammelte ein letztes Mal seine Gedanken. Der Anblick seiner langjährigen Kameraden brachte ihn zum Schlucken. Durch viele Gefahren waren sie in der Vergangenheit gewandert. Malek wusste, dass der Tag der Trennung irgendwann kommen würde. Doch nun da es soweit war, konnte er es nicht so recht glauben. Schließlich sprach er jene Worte, vor denen er sich stets gefürchtet hatte.
„Hört mir zu, meine Brüder und Schwestern! Sicherlich habt ihr alle mittlerweile erfahren was unseren Kameraden auf den Kriegsschiffen widerfahren ist. Sie starben den Heldentod um eine Sache zu verteidigen, die unserem Volk immer versucht wird zu nehmen. Den Frieden. Frieden für unsere Familien und unsere Heimat. Und auch wenn dies erst der Anfang eines neuen Krieges ist, so wird das Blut unserer Freunde niemals in Vergessenheit geraten. Ich weiß, dass eure Herzen auf Rache sinnen. Und ihr tut gut daran euch mit diesem Gefühl der Wut und des Zorns Kraft zu verleihen. Kraft, die ihr braucht, um den langen Weg zum Sieg hinter euch zu bringen. Doch ich werde nicht derjenige sein, der euch auf diesem Weg begleiten wird. Die Zeit ist gekommen meine Führung über die
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an jemand anderes zu übergeben. Ich werde unseren Orden verlassen und einen Nachfolger ernennen.“
Der von Malek befürchtete Tumult blieb aus. Stattdessen standen sie still und steif da und blickten sich gegenseitig aus fragenden Augen an. Wahrscheinlich war diese Nachricht für sie so unwirklich, wie die Insel, auf der sie sich befanden. Sie war da und wirkte trotzdem irgendwie fremd und fern. Genauso klangen auch die Worte des Gruppenführers. Niemals hätten seine Gefolgsleute von ihm erwartet, dass er die
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verlassen würde. Durch so viele Schlachten hatte er sie geführt. Seite an Seite hatte er mit ihnen geblutet. Das war nun vorbei. Ihre Wege würden sich trennen.
Mathir fand als erster seine Stimme wieder.
„Das kannst du doch nicht tun, verdammt! Was zum Henker redest du da für ein wirres Zeug? Du willst uns verlassen während wir auf dieser gottlosen Insel sitzen? Und wo willst du überhaupt hin? Was hat das alles zu bedeuten?“ Sein Blick fiel auf Alkeer. Und die Ratlosigkeit machte dem Zorn Platz. „Das ist dein Werk, du kleiner Bastard! Seit du hier bist verhält sich Malek so merkwürdig. Was hast du getan? Ihm mit einem Hexentrank der Rogharer den Verstand genommen?“
Alkeer wusste gar nicht wie ihm geschah. Bis eben hatte er geglaubt, dass Malek ihn fesseln und mit sich schleifen würde. Doch anstatt dies zu tun verließ er seinen Kriegerorden. Warum? Was hatte all die Veränderungen herbeigeführt, welche hier gerade stattfanden? Mathir hielt seinen Blick immer noch auf Alkeer gerichtet. Inzwischen ruhte seine Hand auf dem Griff seines Ordensschwertes.
„Du mieser...!“
„Genug! Es reicht jetzt, Mathir! Du benimmst dich ungebührlich für einen Krieger der
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!“Malek wandte sich nun wieder der gesamten Truppe zu. „Hört mich an! Ihr kennt mich schon seit vielen Jahren. Und ihr wisst, dass ich stets Gründe für mein Handeln hatte. Daran hat sich nichts geändert. Mir ist ein Weg bestimmt, welcher nicht der eure sein darf. Glaubt mir wenn ich euch sage, dass mich nichts im Leben stolzer gemacht hat, als Gruppenführer dieses Ordens zu sein. Doch nun, da ich auf fremden Pfaden wandeln muss um unserem Herrn zu dienen, will ich nicht, dass meine
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