Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
kleineren Dellen gezeichnet. Dies waren auf keinen Fall Soldaten, die Cran Molok ausgebildet hatte. Jene hätten es nicht gewagt mit einer derart ungepflegten Rüstung unter seine Augen zu treten. Es dauerte bis er es schaffte einen Blick auf die vermeintlichen Gesichter zu erhaschen. Verwirrt stellte er fest, dass die Schleier nicht nur Mund und Nase, sondern das komplette Gesicht der Fremden verdeckten.
„Ihr scheint mir ein wenig beunruhigt über meine neuen Leibwächter zu sein, General. Lasst euch versichern, dass es sich bei ihnen um die besten ihres Handwerks handelt.“
„Sie sind mir bereits in eurer Burg aufgefallen, mein Herr. Waren sie es nicht auch, welche die unteren Zimmer bewachten? Ich bin mir nicht ganz sicher.“
Molok versuchte betont desinteressiert zu wirken. Er wusste, dass es besser für ihn wäre keine Fragen zu diesen „Soldaten“ zu stellen. Doch sie ritten zwischen den Männern, welche er ausgebildet und für die Schlacht vorbereitet hatte. Er würde ihr Leben nicht aufs Spiel setzen, nur weil der Lord meinte ein paar Vermummte als Leibgarde haben zu müssen.
„In der Tat. Es sind dieselben Männer. Sie waren ein Geschenk von einem meiner politischen Verbündeten. Er wollte mir damit seine Sorge um mein Wohlergehen ausdrücken.“
So sehr Molok dies glauben wollte, war es offensichtlich für ihn, dass Medehan log. Niemals würde er sein Leben ein paar fremden Söldnern anvertrauen. Schon gar nicht wenn sie ein Geschenk eines anderen Fürsten wären. Die Angst es könnten Meuchelmörder sein wäre viel zu groß. Irgendetwas Seltsames ging hier vor sich.
„Ihr wisst, dass es nicht meiner Natur entspricht neugierig zu sein, mein Herr…“, versuchte Molok so ruhig wie möglich zu sagen „Doch wie kommt es, dass sich alle eure neuen Leibwächter dermaßen verhüllen? Auch scheinen mir ihre Uniformen nicht gerade denen eines Lords würdig.“
Medehan reagierte nicht auf die Frage seines Generals. Stattdessen versuchte er so zu tun als wenn er gar nichts gehört hätte.
„Gebt Befehl zu halten! Sucht einen geeigneten Lagerplatz und meldet euch bei mir wenn alles Notwendige getan ist!“
Molok war mehr als überrascht über dieses Verhalten.
„Mein Lord. Wenn ihr mir die Bemerkung gestattet. Die Sonne steht noch hoch am Himmel. Unsere Truppen könnten noch …“
„Schweigt!“ Die angespannte Ruhe Medehans war blankem Zorn gewichen. „Ich habe euch einen Befehl gegeben und erwarte, dass ihr ihn ausführt! Nach eurer Meinung habe ich euch nicht gefragt. War das nun deutlich!“
„Jawohl, mein Lord. Ich werde mich sofort um alles kümmern.“
Molok konnte nur noch hören wie sein Herr etwas Unverständliches vor sich hin murmelte, während er sich von ihm abwandte. Merkwürdigerweise klang es nicht gerade danach als würde er ihn verfluchen oder etwas Ähnliches. Im Gegenteil. Der flüsternde Tonfall hatte etwas seltsam Schmeichelndes an sich. Doch Molok wollte es nicht riskieren die Geduld seines Herrn noch länger auf die Probe zu stellen. Mit zackigen Bewegungen gab er die nötigen Befehle an seine Soldaten weiter, nur um sich daraufhin selbst auf einen der umliegenden Hügel zu begeben.
Im schützenden Schatten eines alten Baumes ließ Molok seinen Blick umherwandern. Die Sonne wäre vielleicht gar nicht so unerträglich gewesen wenn ab und zu eine kühle Brise aufgekommen wäre. Doch der einzige Wind, welcher hier wehte, war durchsetzt mit rauem Sand und trockener Hitze, die einem den Atem zu nehmen drohte. Molok nahm einen tiefen Zug aus seinem Wasserschlauch und goss sich ebenfalls ein wenig von dem kühlen Nass über sein Gesicht. Kleine Wassertropfen fingen sich in seinem kantigen Bart und glitzerten wie kleine Perlen, die das Sonnenlicht verzehrten. Ohne die eigene Erschöpfung eingestehen zu wollen musste er zugeben, dass die unerwartete Rast etwas Erholsames hatte. Dennoch spukte in seinem Kopf immer noch diese eine Frage herum. Was taten sie hier?
Auch von hier oben lässt sich nicht allzu weit in die Ferne blicken. Was will er hier nur? Fast überall toter Boden und verseuchtes Wasser. Die kleinen Waldstücke sehen mir nicht gerade sehr einladend aus. Und die Gebirgskette im Norden scheint mir beinahe unüberwindlich hoch zu sein. Ich frage mich welche Völker hier in der alten Zeit gelebt haben. Noch nicht einmal Schlammaale würden sich hier wohlfühlen. Wenn die Götter es gut mit uns meinen versenken sie diesen Kontinent im tiefen Meer.
Molok
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