Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
ergriff Insani sofort wieder das Wort. „Dann nimmst du deinen Glauben also als Ausrede dafür wenn du mal irgendetwas nicht verstehst oder wenn du der Meinung bist versagt zu haben? Du sagst dir, dass du alles getan hast was in deiner Macht stand und es keinen Ausweg gab die Menschenfrau vor ihrem Schicksal zu bewahren. Also muss es Gotteswerk gewesen sein, dass sie starb! Eine andere Erklärung gibt es nicht! Findest du das nicht ein wenig feige?“
Plötzlich sprang Elynos auf und packte die Elfe an den Schultern. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er sie an.
„Es waren unsere Leute, verdammt! Es war das Volk der Schattenkinder, die diese Menschen in eine Welt aus Tod und Leid stießen! Und das nur, weil sie einer falschen Hoffnung nachjagten. Sie glaubten in einem göttlichen Auftrag zu handeln und mit ihrem Tun das Böse von der Welt fernzuhalten. Wenn ich nicht imstande wäre zu glauben, dass es ein göttlicher Wille war, der sie lenkte, müsste ich annehmen, dass unser Volk aus Meuchlern und Mördern besteht! Es muss einfach etwas Größeres geben das all diese Taten erklären kann! Es muss einfach so sein!“
Insani ließ ihren Blick sinken. Flüsternd hielt sie den Sorgen ihres Freundes stand.
„Glaube was du glauben musst. Doch ich weiß wer die Sehne meines Bogens spannt kurz bevor der Pfeil durch die Luft fliegt um ein Leben zu beenden.“ Beinahe geräuschlos glitt das Schwert der Elfenkriegerin aus seiner Scheide. „Ich weiß wer meine Klinge im Kampf führt und sie in das Fleisch meiner Feinde treibt. Und das ist mit Sicherheit keiner deiner Götter.“ Mit ganzer Kraft schlug sie die feine Klinge in einen alten Baum. Mühelos drang die Waffe durch das starke Holz. „Dieser Stahl tötet, weil ich es so will! Es sind meine Augen, die das Opfer suchen. Und meine Hände sind es, die das Leben meiner Gegner auslöschen! Ich werde mich nicht hinter Glauben und Weissagungen verstecken!“
Elynos nickte resignierend.
„Es tut mir leid, Insani. Ich wollte dich nicht …“
„Schon gut. Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast.“
Ein Lächeln überflog das Gesicht des Elfen.
„Na komm. Wir haben genug gesehen. Die anderen werden sich bestimmt schon fragen wo wir bleiben.“
„Warte!“ Die Elfe machte ein besorgtes Gesicht und seufzte schwer. „Da ist noch etwas über das ich mit dir reden muss, bevor wir ins Lager zurückkehren. Ich mache mir Sorgen.“
„Warum? Ich habe dir doch eben gesagt, dass alles in Ordnung ist. Mir geht…“
„Es geht nicht um dich.“ Verwundert blickte der Elfenfürst seine Kampfgefährtin an. „Es geht um die Menschenkinder. Was hast du vor sobald wir an Bord des Schiffes sind?“
„Das weißt du doch. Wir segeln nach
Vinosal
und übergeben die Menschen in den Schutz unserer Herrscher. Es ist der einzige Ort, an dem sie sicher sind.“
„Glaubst du das wirklich? Bist du dir sicher, dass ihnen unser Volk den Schutz geben kann, den sie brauchen?“
„Was willst du damit sagen, Insani?“
Ein unbehagliches Schweigen ging von der Jägerin aus. Elynos hatte eine leise Ahnung worauf sie hinaus wollte, doch er wollte es aus ihrem eigenen Munde hören.
„Du weißt, dass unsere Herrscher sich gegen eine Einmischung in dieser Angelegenheit ausgesprochen haben. Sie hielten es für richtiger dass die Menschen sich selbst überlassen blieben. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten die Schattenkrieger alle Blutsverwandten des Auserwählten gemeuchelt. Und nun hast du vor die Überlebenden genau zu diesen kaltherzigen Thronbesetzern zu bringen? Ich halte das nicht gerade für eine gute Idee.“
Elynos wusste nicht voran es lag, aber die Worte Insanis kamen für ihn keineswegs überraschend. Ebenso wenig erschienen ihm ihre Gedanken als abwegig. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr musste er erkennen, dass er ebenfalls seine Zweifel hatte ob sein ursprünglicher Plan der richtige sei.
„Deine Bedenken sind berechtigt. Es wäre möglich, dass wir die Menschen in den sicheren Tod führen wenn wir sie nach
Vinosal
bringen.“ Jetzt da er diese Worte aussprach, schmerzten sie ihn. Dass seine Heimat einmal als ein Ort der Angst angesehen werden würde, damit hätte der Elf in tausend Jahren nicht gerechnet. „Vielleicht wäre es das Beste wenn wir nach
Isamaria
gehen. Niemand erwartet uns dort. Ich bin mir sicher, dass uns Rahbock und einige andere der Ältesten zur Seite stehen würden.“
Als wäre eine große Last von ihrem Herzen genommen worden,
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