Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
und sah ihn musternd an. „Sehr amüsant. Nicht wahr? Man stelle sich das vor. Da kommt irgendein Bauer daher und schlachtet ein altes Schwein oder ein Schaf für die Götter, um damit Regen zu erbitten. Als ob ein Gott sich für totes Vieh und trockene Ackerweiden interessiert.“
„Ja“, brachte Molok kleinlaut hervor. „Sehr amüsant. In der Tat.“
„Nun ja. Man kann einem gewöhnlichen Bauern nicht vorwerfen, dass er nicht in der Lage ist in großen Maßstäben zu denken. Vielleicht hat er vor der Ermordung des Viehs sogar Unzucht damit getrieben. Wie kann man da erwarten, dass er in der Lage wäre die Begierden der Götter zu kennen?“
„Ihr habt Recht, mein Lord. Ein Mensch kann nicht wissen was die Götter wollen.“
Medehan hob belehrend den Finger.
„Nicht doch, mein lieber General. Ihr werdet uns doch nicht auf eine Stufe mit diesen unwürdigen Bauern stellen?! Das nun wirklich nicht.“
Medehan kam Molok so nahe, dass dieser den Atem seines Herrn im Gesicht spürte. Der Lord verströmte einen Hauch von saurer Galle. Molok musste sich beherrschen sich nicht einfach abzuwenden.
„Ich weiß was die Götter für ihre Gunst verlangen. Genauer gesagt, weiß ich was der eine wirkliche Gott für seine Gunst verlangt.“
„Der Göttervater?“, flüsterte Molok. „Ihr sprecht vom Göttervater Zina…?“
„Öffnet eure Augen, Molok!“, schrie Medehan auf einmal laut. Dabei vollführte er ausholende Gesten, so als wolle er die ganze Welt umarmen. „Diese Welt ist dem Tode nah! Sie zerfällt, weil sie uneins ist! Schwäche und Angst verbreitet sich unter unserem Volk. Die Angst davor sich zu nehmen was einem zusteht! Das Blut unserer Ahnen ist ein schwaches Erbe. Wenn wir nicht etwas tun, werden wir dazu verdammt sein ein Dasein in Unterwürfigkeit und Knechtschaft zu verbringen.“
„Ich verstehe nicht…“
„Ihr habt es doch selbst schon oft genug gesagt, General. Die anderen Völker sollten nicht in höherem Stand stehen als wir. Es ist unsere Pflicht sie uns Untertan zu machen. Nur so können wir die Welt vor dem Chaos retten.“
Medehan wurde schlagartig wieder etwas ruhiger und setzte ein gewinnendes Lächeln auf.
„Waren das nicht eure Worte, General?“
Molok war sich nicht sicher was sein Herr von ihm hören wollte.
„Ja. Ja, das waren meine Worte.“
Nun da er sie aus dem Munde des Lords hörte, spürte er beinahe so etwas wie einen leichten Zweifel in sich aufkeimen. Doch Lord Medehan ließ ihm keine Zeit, um einen klaren Kopf zu bekommen.
„Und nun ist endlich der Tag gekommen, an dem wir diese Welt ihrer wahren Bestimmung zuführen werden.“
Medehan trat ein paar Schritte zurück und gab seinen vermummten Dienern ein Zeichen. Diese nahmen daraufhin die aufgestellten Fackeln und entzündeten damit die ölgetränkten Tücher. Sofort loderten Flammen auf und gaben schwarzen Rauch von sich. Mit ausgebreiteten Armen ging der Lord auf Molok zu.
„Es gibt nur einen Gott und ich habe seine Macht gesehen. Er hat die Macht, welche ich brauche, um unsere Welt vor ihrer Vernichtung zu bewahren.“
Plötzlich bemerkte Molok einen furchtbaren Gestank. Es roch nach verbranntem Fleisch und ranzigem Fett. Gerade als er sich von den brennenden Tüchern abwenden wollte, offenbarte sich ihm ihr Geheimnis. Der abbrennende Stoff gab den Blick auf viele große Gruben frei. Mindestens zwanzig Schritt in Länge und Breite sah Molok nun die brennenden Körper von Toten verschiedener Völker. Sahlets, Zentauren und unzählige Kobolde wurden von Blut, Öl und Flammen verschluckt. Auf ihren Gesichtern lag ein Ausdruck des Schreckens. So als hätten sie vor ihrem Tod den Dunkelgott persönlich gesehen, starrten sie mit aufgerissenen Augen und Mündern gen Himmel. So sehr der General diese Völker auch verabscheute, dies konnte nicht der Wille der Götter sein. Voller Entsetzen blickte Molok den Lord an. Doch dieser hatte nur Augen für die züngelnden Flammen.
„Ihre Seelen werden den Gott der Unterwelt nähren. Ihr verbranntes Fleisch wird seinen Dienern Kraft schenken. All jene, die in diesen Gruben brennen, werden als Diener des wahren Gottes wiedergeboren. Unsterblich und unterwürfig werden sie das Werkzeug sein, welches ich für unseren Krieg brauche.“ Jetzt sah Medehan zu Molok hinüber. „Und dafür wird er mich belohnen. Und zwar mit Macht. Mit Macht, die ich nutzen werde, um unsere Welt zu einen.“
„Das… das ist Ketzerei!“, schrie Molok immer lauter. „Ihr dürft
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