Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
nun die Sicht auf das tobende Meer freigab. Schnell stellten wir fest wer von der Besatzung dem Unglück zum Opfer gefallen war. Zu den Verlusten zählte auch der Sohn des Steuermannes. Wehklagend fiel der Mann auf die Knie und verfluchte sich selbst für den Kurs, welchen er eingeschlagen hatte.
Mir selbst sind die Mitglieder der Besatzung im Laufe der letzten Monate sehr ans Herz gewachsen, weswegen auch ich einige Tränen für sie vergoss. Doch nicht nur Menschen und Lagervorräte zählten zu den Verlusten, die wir zu ertragen hatten. Auch Sinal, Elrikhs treuer Hengst, wurde von der Schwärze des nächtlichen Meeres verschluckt. Ich weiß wie sehr sein Herz an diesem Reittier hängt. Für ihn war Sinal ein stetiger Begleiter durch alle Gefahren hindurch.
Mein Herz wird schwer wenn ich daran denke ihm bei unserem Wiedersehen von dem Tod seines Freundes berichten zu müssen.
aus
„Meine Reisen“
von Johle dem Reisenden
4. Zeitalter
Opfer
„General? General seid ihr wach?“
Die Stimme gehörte zu einem von Moloks persönlichen Boten. Der Soldat stand vor dem Zelt des Generals und versuchte dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen. Cran Molok hatte in dieser Nacht nicht sehr viel Schlaf gefunden. Seine Gedanken kreisten um den Hinterhalt der unterirdischen Kreaturen und ebenso beschäftigte ihn das letzte Gespräch mit seinem Herrn. Lord Medehan hatte sich die letzten drei Tage nicht vor seinen Leuten gezeigt. Selbst Molok wurde nicht zu ihm vorgelassen. Zwar hatte es keine Übergriffe mehr auf die Männer gegeben, dennoch traute der General dem trügerischen Frieden nicht. Von draußen hörte man ein leises Räuspern. Der Soldat vor dem Zelt schien langsam unruhig zu werden. Deswegen beschloss Molok ihm zu antworten.
„Was ist denn? Ich bin beschäftigt!“
„Lord Medehan wünscht euch zu sehen. Er… er erwartet euch bereits.“
Moloks Herz schlug schneller. Seine bedingungslose Ergebenheit zu Lord Medehan hatte in letzter Zeit stark gelitten. Dass der Feldherr sich seit Tagen nicht mehr aus seinem Zelt bewegt hatte, half nicht gerade dabei das verlorene Vertrauen der Männer wieder zu stärken. Trotzdem wusste Molok genau, dass er keine andere Wahl hatte als dem Ruf seines Meisters zu folgen.
„Ich komme sofort.“
Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht. Medehan war kein Mann der lange fackelte wenn es darum ging seine Machtposition zu verteidigen. Und in letzter Zeit schien er in Molok so eine Art Bedrohung zu sehen. Der General konnte nicht sagen woher diese plötzliche Geringschätzung für seine Person kam. Molok legte wie gewohnt sein Hackschwert an und steckte sich außerdem kleine Wurfmesser in seine Armschienen und seinen Stiefelaufschlag. Sein Kettenhemd ließ er auf dem dafür vorhandenem Ständer hängen. Allerdings legte er sich einen ledernen Wams an und seinen schwarzen Brustpanzer. Die eingearbeiteten Runen der Rüstung schimmerten silbern im Zwielicht der umstehenden Öllampen. Beinahe so als wollten sie Molok zur Vorsicht ermahnen. Zu guter Letzt prüfte er den Sitz seiner Klinge und vergewisserte sich, dass er sie schnell aus der Scheide ziehen konnte wenn es darauf ankam.
Ergebenheit ist eine Sache. Nachsichtigkeit eine andere.
Cran hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Der fehlende Schlaf der letzten Tage und die dauernde Anspannung, welche in der Luft lag, hatten auch bei ihm seine Spuren hinterlassen. Als er vor sein Zelt trat wartete der Bote immer noch und hielt ihm die Zügel seines Pferdes entgegen.
„Ich soll euch zum Lord geleiten. Bitte folgt mir, General.“
In der Stimme des Mannes schwang aufrichtige Ergebenheit mit. Allerdings glaubte Cran Molok ebenso eine Spur Unsicherheit wahrzunehmen.
Ach was…
sagte er ihm Gedanken zu sich selbst.
So langsam siehst du hinter jeder Ecke einen Hinterhalt. Dieser Mann tut nur seine Pflicht.
Molok kannte den Soldat schon seit einigen Jahren. Er war ein Außenseiter unter den Gemeinen gewesen. Das war der Grund warum er ihn sich als Boten hatte abstellen lassen. Einsame Soldaten verrieten weniger an ihre Kameraden, denn sie hatten keine engen Freunde. Schweigend trabten sie nebeneinander her, bis der Bote das Tempo etwas anzog und sie einen Hügelkamm oberhalb der Talschneise vor Augen hatten.
„Wohin reiten wir?“
„Der Lord möchte euch auf dem Hügel dort oben treffen. Ich nehme an wegen des guten Überblicks über das Tal und die Umgebung.“
Molok verlangsamte die Schritte seines schwarzen Hengstes, bis er
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