Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
holen. Wenn alles so ablaufen würde wie er es sich dachte, müssten sie eine längere Zeit auf Proviantaufnahme verzichten.
Der verdammte Stadtherr wird nicht zögern mein Schiff beschlagnahmen zu lassen wenn wir nach Sonnenuntergang noch hier sind. Jetzt heißt es schnell sein.
Kaum dass er an Bord angekommen war, schnappte sich Brook seinen Stellvertreter und zog ihn mit unter Deck. Obwohl er seinen Leuten stets vertraute, gab es Dinge, die auch sie nicht unbedingt erfahren sollten. Brook war der Ansicht, dass ihn seine Männer umso mehr schätzten, wenn es Sachen gäbe, von denen nur er wusste. Auf diese Weise konnte er sie von Zeit zu Zeit mit seinen kühnen Vorhaben überraschen und beweisen was für ein ausgeschlafenes Köpfchen er hatte. Es gab nur einen Mann, den er in seine geheimen Pläne einweihte. Und das eigentlich auch nur damit er jemanden hatte, der ihm mögliche Schwächen seiner Überlegungen aufwies. Dieser Mann war Warek. Es lag nun schon einige Jahre zurück, dass sich ihre Wege zum ersten Mal kreuzten. Schon damals war Brook sofort klar geworden, dass Warek anders war als die anderen Seefahrer. Er konnte die innere Zerrissenheit in seinen Augen sehen. Auf der einen Seite gehörte sein Herz dem Meer und der Seefahrt, auf der anderen Seite schien er ein Leben in Frieden und Harmonie zu suchen. Doch egal wie angenehm besinnlich der ein oder andere Tag auf hoher See sein konnte, die Gefahr war ein ständiger Begleiter.
In der Ruhe seiner bescheidenen Kabine erzählte Brook seinem Freund was passiert war. Doch dieser schien, wie so oft, nicht ganz bei der Sache zu sein.
„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“
Brook starrte ihn aus fragenden Augen an, nicht ahnend was für Dinge in seinem Geiste vor sich gingen.
„Tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken gerade woanders.“
„Ich wäre dir dankbar wenn du aufhören würdest zu träumen und stattdessen mal deine Ohren spitzt! Hör zu. Du nimmst dir einen Mann deiner Wahl und reitest mit ihm nach
Valantar
. Kauft euch zwei Pferde beim Schmied an der Stadtgrenze. Wir werden die Gäule bei Gelegenheit wieder ummünzen. Bleibt im Außenbezirk und lasst euch ja nicht einfallen näher in Richtung Stadtkern zu gehen. Leute wie wir sind dort nicht gern gesehen. Ich glaube, ich muss dich nicht erst daran erinnern was letztes Mal passiert ist als du und die Jungs dort Witwenabend feiern wolltet!“
Warek war überrascht, dass sein Freund ihm diese alten Geschichten immer noch vorhielt. Schließlich hatte er sich in den letzten Jahren stets nur zu seinem Vorteil verbessert. Seit er seine geliebte Iva zur Frau nahm und sie ihm sein erstes Kind schenkte, hatte Warek sein Leben in völlig neue Bahnen gelenkt. Ohne auf den Protestversuch seines ersten Offiziers einzugehen, fuhr Brook mit seinen Anweisungen fort.
„Ihr werdet in den
Kupferbecher
gehen und dort wartet ihr auf unseren Gast. Und um Himmels Willen, seid höflich! Ich brauche euch Halunken noch.“
Beim Blick auf die ausgebreitete Landkarte konnte sich Warek einen verwunderten Kommentar nicht verkneifen.
„Unser Gast kommt doch aus Richtung Osten. Da wird sie sowieso an
Valantar
vorbeikommen wenn sie hierher reitet. Warum die Umstände? Sie könnte direkt nach
Valantar
reisen, ohne erst den Weg nach
Alchor
vollenden zu müssen.“
„Weil ich es so sage! Der Stadtherr will uns hier weg haben. Und ich kann es nicht riskieren ihr eine Nachricht zu hinterlassen, die jeden zu uns führen würde. Deswegen sollst du sie unterwegs abfangen und zur
Wellenschneider
bringen.“ Brook wartete auf das zustimmende Nicken seines Freundes ehe er fortfuhr. „Und pass auf was du sagst. Es muss nicht gleich jeder wissen, dass es eine Frau ist, die an Bord kommt. Schon gar nicht, dass es eine so gefährliche Dame ist. Ich will kein unnötiges Aufsehen erregen. Sobald ihr euch mit ihr getroffen habt, reitet ihr zum nördlichen Rand des
Kleewaldes
unterhalb des
Mia Stromes
. Dort nehmt ihr ein Boot und fahrt bis zur Schleuse in
Elamehr
. Für den Hafen in der Soldatenstadt kriegen wir nur eine kurze Anlegeerlaubnis. Also vertrödelt unterwegs keine Zeit. In genau acht Umläufen legen wir an. Mit etwas Glück lässt man uns für achtundvierzig Stunden bleiben.“
Warek blickte seinen Kapitän an und wusste, dass es keinen Sinn hatte noch Fragen zu stellen. Das Einzige was er bekommen würde wäre ein Vortrag über Gehorsamkeit und Dergleichen. Darauf konnte er im Moment wirklich verzichten. So sehr ihn und
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