Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Brook auch eine tiefe Freundschaft verband, der alte Seebär ließ sich nicht in seine Pläne reden. Besonders nicht wenn sie das Wohlergehen seiner Mannschaft betrafen. Allerdings war die Aussicht auf einige Tage im
Kleewald
auch nicht gerade verlockend. Von den Sumpfkreaturen einmal abgesehen, sagte man über die Bäume, welche im
Kleewald
wuchsen, dass sie so was wie lebendig wären. Angeblich kann man sie in den finsteren Nächten singen hören. Und ihr Gesang soll gestandene Männer dazu bringen wie kleine Kinder zu zittern. Seit jeher hatte Warek es geschafft solchen Orten aus dem Weg zu gehen. Nicht zuletzt weil seine Frau Iva ihm ständig damit drohte ihm sein bestes Stück abzuschneiden wenn er sich weiterhin in Gefahr begeben würde auf seinen Reisen. Seine Familie bedeutete Warek alles. Seine Kinder sollten nicht ohne Vater aufwachsen. Dennoch war er noch nie ein guter Bauer oder Handwerker gewesen. Er hatte vor, noch ein oder höchstens zwei Dekaden auf der
Wellenschneider
zu dienen, um dann mit dem Geld eine eigene Schankstube zu eröffnen. Das war etwas worauf er sich verstand. Bier und gutes Essen. Brook wusste noch nichts von seinen Plänen die
Wellenschneider
aufzugeben. Warek hatte es immer vermieden ihm von seinem Vorhaben Wind kriegen zu lassen. Nicht dass er glaubte Brook würde ihm im Wege stehen, aber er wollte einfach nicht, dass ihre Freundschaft unter einem Schatten des Zweifels an der Loyalität von Warek gegenüber seinem Kapitän stand.
„Ehrlich gesagt würde ich mich wohler fühlen wenn ich ein paar Männer mehr mitnehmen könnte. Wegen
Valantar
mache ich mir keine Sorgen, aber der
Kleewald
…“
„Vergiss den verfluchten
Kleewald
und seine Geschichten! Das ist nichts weiter als ein öder Sumpf mit ein paar Bäumen und Sträuchern. Da gibt es noch nicht einmal Räuber, weil niemand sich in dem Irrgarten aus Treibsand aufhalten will. Bleibt auf dem Weg und alles ist bestens. Je größer die Gruppe ist, welche nach
Valantar
kommt, desto größer ist die Gefahr, dass man euch genauer in Augenschein nimmt. Und unser Gast legt sehr viel Wert auf Diskretion.“
Warek war immer noch nicht ganz wohl in seiner Haut. Aber es würde nichts bringen noch weiter zu debattieren.
„In Ordnung. Ich werde Kumasin mitnehmen. Der Bursche braucht sowieso ein wenig Landurlaub. Außerdem quatscht er nicht soviel Blödsinn wie die anderen.“
Ein erfreuliches Lächeln schlich sich auf Brooks Gesicht. Offenbar hatte er damit gerechnet, dass Warek noch eine längere Zeit diskutieren wolle. Doch dass sein Freund sich so schnell von seinen Bedenken abbringen ließ, war endlich mal wieder etwas recht Erfreuliches.
„Na es geht doch. So kenne ich dich, mein Alter. Bevor ihr abreist, möchte ich, dass du noch mal in mein Quartier kommst. Ich habe da noch etwas, dass ich dir geben will.“
Brook sah Warek mit einem ernsten Gesicht an. Er wusste, dass die Mission, auf die er ihn schickte, nicht ganz ungefährlich sein würde. Aber es gab niemand anderes an Bord, dem er blind vertraute bis auf ihn.
„Geh nun. Suche Kumasin und bereitet euch auf eure Reise vor. Ich werde die anderen antreiben, um die Vorratskammern zu füllen. Außerdem sitzen immer noch einige von ihnen im
Fischeimer
. Vor Einbruch der Dämmerung sehen wir uns wieder!“
Ein zögerliches Nicken war alles was Warek erwidern konnte. Brook jedoch hatte keine Zeit, um sich den Sorgen seines Freundes anzunehmen. Für ihn und seine Mannschaft ging es hier um mehr als die Angst vor ein paar Schauermärchen über den
Kleewald
.
Er war sich sicher, dass jeder, den er schicken würde um den Rest der Mannschaft zu holen, ebenso im
Fischeimer
hocken bleiben würde wie sie. Darum fasste er sich ein Herz und außerdem noch seine Nase und beschloss seine Männer dort eigenhändig raus zu scheuchen. Auf dem Weg zur Schankstube ging Brook immer und immer wieder seine nächsten Schritte durch. Wenn alles nach Plan lief, würden Warek, Kumasin und ihr Gast noch vor Anbruch des vierten Tages in
Elamehr
ankommen. Die Zeit reichte aus, um die
Wellenschneider
entlang der Küste segeln zu lassen bis sie den Hafen von
Elamehr
erreicht hatten. Und Brook hätte immer noch einen Tag Zeit, um eine alte Freundin zu besuchen. Für die bevorstehende Reise war es von Vorteil sich noch einige Auskünfte einzuholen. Und er kannte da jemanden, der ihm diese beschaffen könnte.
Vor dem
Fischeimer
angekommen hielt Brook einen Moment inne und holte noch einmal tief Luft. Er
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