Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
sich die Mannschaft ein Verbot für zwei Gaststuben eingefangen, und sollte nun dem Hafen verwiesen werden. Sie besoffen sich als gebe es kein Morgen und verfielen immer wieder in kleinere Handgemenge und Streitereien mit den Einwohnern. Sogar der Laufbursche des Hafenmeisters hatte eine Abreibung bekommen. Und das nur, weil er in einen von den Seemännern hinein gestolpert war und ihn aus Versehen mit etwas Eintopf übergossen hatte. Der arme Bengel bekam eine schallende Ohrfeige und wurde danach in das Hafenbecken geworfen. Und als sei das nicht genug, wurden ein paar der Raufbolde auch noch beschuldigt die Unschuld einiger junger Damen gestohlen zu haben. Wobei der Hafenmeister nicht daran zweifelte, dass der ein oder andere Vater auf diese Weise versuchte seine Tochter an den Mann zu bringen.
Alchor
war ein viel befahrener Hafen, in dem so mancher Seemann den warmen Busen einer Frau suchte wenn er länger auf Reisen war. Doch wie das nun mal so ist, schwindet das Verlangen nach einem warmen Busen spätestens dann, wenn der Vater der Wärmenden den Seemann als neues Familienmitglied begrüßt. Da nehmen die meisten Seeleute ihre Beine in die Hand und flüchten sich hinaus aufs Meer. Anständige junge Männer waren selten in diesen Zeiten. Und so mancher Vater tat sich schwer damit einen Gemahl für seine befleckte Tochter zu finden. Also versuchten sie diesen Kelch einfach an den nächsten Seemann weiterzureichen, der seinen Fuß auf das Festland von
Alchor
setzte. Hier bestand nun das Problem, dass dieser Kampf zwischen Liebhabern und Vätern die Geschäfte von Brook dá Cal, dem Kapitän der
Wellenschneider
, zunichte machte.
Der Stadtherr hatte keine Lust mehr sich mit Beschwerden von Gastwirten und gedemütigten Familien herum zu schlagen. Also sorgte er dafür, dass die
Wellenschneider
mitsamt ihrer Mannschaft den Hafen verlassen musste. Da Brook um seine Geschäfte fürchtete, versuchte er mit dem Hafenmeister handelseinig zu werden. Doch der dicke Mann zeigte wenig Interesse an den Problemen des Kapitäns und schien viel mehr damit beschäftigt zu sein sich Dreck aus seinem Backenbart zu pulen.
„Der Stadtherr hat verfügt, dass euer im Voraus bezahltes Geld die Gastwirte für jene Schäden entgelten soll, welche ihr seit eurer Ankunft verursacht habt. Ich kann daran nichts ändern. Seid froh, dass ihr so billig davongekommen seid. Der letzte Kapitän, welcher seine Mannschaft nicht im Griff hatte, wurde für sechs Umläufe in den Salztopf geworfen und anschließend musste er die Hälfte seiner Ladung an Lukamas abtreten.“
Beim Gedanken an den Stadtherrn Lukamas stieg dem Seemann das Blut in den Kopf. Kurz nach seinem Amtsantritt hatte er den so genannten „Salztopf“ bauen lassen. Es war ein Strafturm, der unten am Hafen in einem ausgetrockneten Becken erbaut worden war. Der Turm ragte gut sechzig Schritt in die Höhe und beheimatete in seinem Inneren mehr als hundert Gefängniszellen. Im Gegensatz zu einem Kerker, in dem entweder gar kein Fenster oder nur ein kleines war, wurden diese Zellen von großen Fenstergittern verziert. Die Sonne konnte also ungehindert auf die Inhaftierten niederbrennen und wurde durch die Salzschicht auf den Gitterstäben sogar noch verstärkt. Doch das war noch nicht alles. Um die Qualen der Gefangenen noch zu steigern, gab man ihnen nur selten etwas zu trinken. Seit Lukamas diesen Salztopf errichten ließ und die ersten Störenfriede ihr Ende in seinen Mauern fanden, herrschte zwar ein trügerischer Frieden in den Hafengassen, jedoch stieg der Hass der Seefahrer mit jedem weiterem Opfer, welches der Turm zu verschulden hatte. Auch Brook spürte Zorn in sich aufsteigen als er an Lukamas dachte.
Dieser aufgeblasene Beamte war schon heute Morgen am Hafen und hat uns angewiesen bis Sonnenuntergang die Stadt zu verlassen. Verdammt. Ich wusste es. Hätte ich bloß das Risiko der Klippen in Kauf genommen und wäre direkt nach Kamari gesegelt
.
Wenn es etwas gab das Brook zutiefst verabscheute, dann war es jemandem in den Hintern kriechen zu müssen und ihm Honig ums Maul zu schmieren. Doch im Augenblick hatte er keine andere Wahl, als um die Gunst des Hafenmeisters zu buhlen.
„Ich warte noch auf einen Passagier aus
Kamari
. Würdet ihr mir gestatten meinen Aufbruch noch aufzuschieben bis er angekommen ist? Ich werde meinen Männer auch verbieten an Land zu gehen.“
„Aus
Kamari
? Das ist ein Ritt von mindestens zwanzig Umläufen. Und das auch nur wenn der Fluss gerade
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