Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
als hier.“
Cran entschied sich dafür ein kleines Risiko einzugehen.
„Mein Lord, diese Wachen… wer sind diese Männer? Ich habe weder ihren Harnisch erkannt, noch kann ich mich daran erinnern jemals maskierte Soldaten in der Burg gesehen zu haben.“
Das Lächeln von Medehan blieb erstaunlicherweise unverändert.
„Kümmert euch nicht um die Wachen, mein Freund. Sie tragen diese Tücher weil die Luft hier unten so stickig ist. Das Wohl meiner Männer liegt mir sehr am Herzen wie ihr seht. Doch nun sprechen wir nicht mehr davon. Geht nur weiter, General. Durch den Vorhang und passt auf, dass ihr euch nicht den Kopf stoßt.“
Zögerlich schob Molok den alten, schweren Vorhang zur Seite und wurde beinahe von einer Flut der Düfte umgeworfen. In den ersten Augenblicken fiel ihm das Atmen schwer und seine Augen brannten leicht. Er brauchte einen Moment, um seine Sinne an die verschleierte Umgebung zu gewöhnen. Vor sich sah er einen kreisrunden Raum, welcher ungefähr dreißig Schritt von Wand zu Wand maß. Die Höhe schätzte er auf gut und gerne zwanzig Schritt. Er kam sich vor wie eine kleine Maus, die in einen Brunnen gefallen war. Zwischen dem Vorhang und dem runden Zimmer war ein kleiner Torbogen, der nicht so recht ins Bild passen wollte. Molok musste sich ein wenig ducken als er ihn durchschritt. An den Wänden standen eine Menge Regale. In den meisten schienen Bücher und Schriftrollen zu lagern. Mittendrin lagen verschiedene kleine Gegenstände, wie Schatullen, Zierwaffen und sogar den Totenschädel von etwas, dass mit Sicherheit kein Mensch war, konnte man im Schummerlicht erkennen. Zahlreiche Fackeln erhellten den Raum und ließen die Tatsache vergessen, dass man sich tief unter der Erde befand. Das Licht der Feuer wurde von der verspiegelten Decke verstärkt, die aussah als würde man direkt unter der Sonne stehen. Die Lichtstrahlen wurden vom umher wabernden Rauch dermaßen verschluckt, dass ihre Helligkeit im Dunst verloren ging. In der Mitte des Zimmers standen mehrere Stühle um einen runden, schweren, mit Runen verzierten Tisch herum. Darauf lagen mehrere Schriftrollen und kleine Holzklötze, die Molok erst nach genauerem Hinsehen als Figuren erkannte. Er sah einige der verschiedensten Lebewesen der fünf Kontinente. Menschen, Trolle, Zentauren und Riesenadler. Außerdem ein paar Darstellungen von abscheulichen Missgeburten, welche nur der Fantasie eines verrückten Holzschnitzers entsprungen sein konnten. Die Wärme und die Luft, welch den Raum erfüllten, waren nur schwerlich zu ertragen für jemanden, der eine Rüstung trug. Lord Medehan nahm seinen Umhang ab und bedeutete seinem Begleiter sich zu setzen.
„Nur keine Angst, General. Nehmt Platz und zögert nicht euch umzusehen. Ihr seid der Erste, dem ich diesen Ort offenbare. Was ihr hier seht sind die Schätze des alten Reiches
Komara
. Noch bevor Uneinigkeit und Machtgier die alten Herrscher dazu trieben unseren Kontinent in verschiedene Ländereien zu unterteilen und somit seine Stärke zu zerbrechen, war
Komara
nicht nur einer der fünf Kontinente, es war außerdem ein vereinigtes Reich unter der Führung eines einzelnen Mannes. Eines gottgleichen Herrschers! Das war jene Zeit in welcher die Anführer der anderen Kontinente schon anfingen zu zittern wenn sie nur den Namen unserer Vorfahren hörten.
Obaru
fürchtete den Tag, an dem unsere Ahnen kommen würden und sich seine Ländereien zu Eigen machten!“
Molok war sich nicht sicher was er in den Augen seines Herren sah. Es hätte Freude, aber auch Wahn sein können.
Er hat sich verändert. Irgendetwas stimmt hier nicht. Warum auf einmal dieses rege Interesse an Obaru und den anderen Kontinenten?
Lord Medehan baute sich vor ihm auf.
„Ich werde derjenige sein, welcher unserem Land und auch dem Rest der Welt die Stärke und Ordnung zurückgibt, die ihm fehlen. Und der mächtige Gott wird mich für diese Taten belohnen.“ Als der Lord bemerkte wie verunsichert sein Gesprächspartner wurde, wandelte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig in eine Maske der Ruhe. Der fiebrige Glanz in seinen Augen verschwand und wurde durch ein gewinnendes Lächeln ersetzt. „Es tut mir leid, dass ich euch so verschreckt habe. Es muss wohl die Aussicht auf unseren baldigen Sieg sein, welche mich manchmal meine gute Manieren vergessen lässt.“
Medehan nahm Molok gegenüber Platz. Ganz entspannt und so als wären die letzten Augenblicke nicht passiert, begann er zu sprechen.
„Was ihr hier vor
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