Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
herumliegen. Die Mannschaft musste sich täglich rasieren und waschen. Rüstungen hatten immer auf Hochglanz poliert zu sein. Eine Anforderung die aufgrund des Salzwassers nicht gerade einfach einzuhalten war. Auch die höheren Offiziere mussten jederzeit in Uniform auf dem ungeschütztem Achterdeck stehen und waren somit Hitze und Kälte gnadenlos ausgeliefert. Alleine der Anblick der dunklen und gut gefütterten Trachten verursachte bei Alkeer Hitzeschübe. Trotz all dieser militärischen Strenge war jener Schiffskoch der einzige, welcher über diesen Regeln zu stehen schien. Warum? Hatte Dukarus vielleicht Angst, dass er ihm sein Essen vergiften könnte wenn er ihn schlecht behandelte?
„Wenn ich dich das nächste Mal rufe, dann bewegst du dich gefälligst etwas schneller! Ist das klar?“
In der Stimme des Suppenpanschers schwang eindeutig der gute Branntwein aus dem Lager mit. Vermutlich konnte man dem Kellenschwinger einen Docht in den Mund schieben und dieser würde dann tagelang brennen bevor der gesamte Alkohol aus seinem Bauch verdunstet wäre. Alkeer blickte am Koch vorbei und bemerkte den Seemann, der hinter ihm stand. Er hatte ihn schon einmal gesehen. Vor ein paar Tagen war der älter aussehende Mann mit einem Beiboot an der
Klippenbrecher
vorbei gerudert. Er hatte Alkeer freundlich begrüßt und sogar gewunken. Ohnehin wirkte er wie ein sehr lebensfroher Zeitgenosse auf den jungen Küchenburschen. Der Seemann blickte seinerseits über die Schultern des dicklichen Kochs und schenkte Alkeer auch dieses Mal ein kameradschaftliches Lächeln. Erst die genuschelten Worte des Suppenpanschers unterbrachen diesen kurzen Moment der Freundlichkeit.
„Du wirst mit Mifar…“, der Koch deutete auf den Seemann „…in ein Boot steigen und ein paar Kurierfahrten unternehmen. Lass dir von ihm sagen was du zu tun hast. Doch wenn ihr zurück seid, dann meldest du dich sofort wieder in der Küche! Glaube ja nicht, dass ich es zulassen werde, dass du dich nach dem bisschen Rumpaddeln in die Sonne legen wirst!“
Ohne auf eine Erwiderung von Alkeer zu warten trampelte der übergewichtige Kellenschwinger wieder in seine Kochkammer zurück. Menschen wie dieser unausstehliche Sadist und der aufgeblasene Hó Dukarus waren der Grund für Alkeers wachsende Abneigung gegen die Höhergestellten in der Armee. Er fragte sich, ob es in allen militärischen Ordnungen so zugehen würde oder nur in der von
Valantar
.
„Bist du schon mal gerudert, Junge?“
Hätte er nicht die Bewegung der Lippen gesehen, hätte Alkeer nicht geglaubt soeben die Stimme von Mifar vernommen zu haben. Diese unterdurchschnittlich große und sehr drahtige, leicht ergraute Erscheinung hatte die Stimme eines barinischen Bullenzüchters. Wie durch einen hohlen Baumstumpf gesprochen, erklangen die Worte des Ruderers in einem tiefen, brummigen Ton. Man könnte fast meinen, dass er seine Stimme mit Absicht verstellte. Da er nicht vorhatte sich seine Überraschung anmerken zu lassen, plapperte Alkeer einfach drauf los und versuchte dabei nicht allzu verdutzt dreinzuschauen.
„Äh, ja. Natürlich nicht. Ich meine… ich würde nie…! Obwohl… wie war die Frage?“
Nun war es an Mifar ein verdutztes Gesicht zu machen. Allerdings nur, um daraufhin in ein herzhaftes Lachen zu verfallen.
„Hahaha. Na nun werd mal nicht gleich nervös wie ein Zentaur beim Dreibeinlauf. Ist doch nichts dabei wenn du noch nie ein Ruder in der Hand hattest.“
Mit hochrotem Kopf stand Alkeer vor ihm und trat sich von einem Fuß auf den anderen.
„Eigentlich bin ich nicht nervös wegen des Ruderns. Ich war nur so erschrocken von…“
„Ist schon gut“, fiel ihm Mifar ins Wort. „Ich weiß schon Bescheid.“ Mit einem Zwinkern und einem Lächeln auf den spröden Lippen ließ der alte Seemann Alkeers Unbehagen verschwinden. „Na dann komm mal mit mein Junge. Wir haben Einiges vor uns.“ Mifar führte Alkeer an die Reling und vollzog eine weit ausholende Geste. „Siehst du die vereinzelten Schiffe da hinten? Ungefähr zwei Seemeilen entfernt?!? Da müssen wir hin. Oder zumindest ist das unser erstes Ziel.“
Alkeer klappte der Unterkiefer nach unten.
„Unser erstes Ziel? Ja wo sollen wir denn überall hin?“
Sein Blick fiel auf das bescheidene Boot, welches mit einem Seil an der Reling befestigt war.
„Und damit sollen wir über das Meer schwimmen? Hier wimmelt es doch nur so von Seeungeheuern und Wasserstrudeln. Da wären wir ja in ein paar alten Bierfässern
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