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Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)

Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)

Titel: Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Pöplow
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sich allerdings keinen Deut um die erneute Gefahr eines Vogelschisses auf dem reinen Tuch scherte, zeigte Alkeer wieder einmal, dass Dukarus für viele an Bord nur eine Witzfigur war, welche auf die große Beförderung wartete. In ihren Augen, genauso wie in Alkeers, wäre Gér Malek der weitaus bessere Kommandant für die
Klippenbrecher
gewesen. Dieses Schiff hatte eine lange Zeit auf See verbracht und schon so einige Krieger über das Meer in den Krieg getragen. Das Ächzen der Schiffsplanken und das Surren, das der Wind verursachte wenn er über die straff gespannten Taue pfiff, schienen jedes erlebte Abenteuer wiederzugeben, das die
Klippenbrecher
durchlebt hatte. Es war wirklich so als würde das alte Schiff der Besatzung seine Geschichte erzählen wollen. Die raue Außenwand war zwar von allen Muscheln und Algen befreit worden, dennoch konnte man erkennen wie sehr das edle Holz gegen den Zahn der Zeit gekämpft hatte.
    Als er erneut den schrillen Schrei des gefiederten Besuchers vernahm, vergaß er das Schiff und Dukarus für eine Weile und besah sich den aufdringlichen Vogel etwas genauer. Erst jetzt bemerkte er, dass er ein solches Tier noch nie zuvor gesehen hatte. Während das Federkleid fast ganz in tiefem Schwarz versank, schimmerten Schnabel und Augen leicht silbern. Entweder dass, oder das Tier trug etwas Silbernes im Schnabel. Auf der gefiederten Brust war ein rombusförmiger weißer Fleck mit einem dunklen Punkt in der Mitte zu sehen. Beinahe so als würde der Vogel ein drittes Auge besitzen.
    So etwas wie dich habe ich noch nie gesehen. Aber was kenne ich auch schon von der Welt? Den Großteil meines Lebens habe ich auf dem Feld verbracht. Die kurzen Reisen in die umliegenden Städte von Barin waren die einzige Möglichkeit gewesen in all den Jahren mal etwas anderes als Ackerland und Bullenscheiße zu sehen.
    Alkeer versuchte sich vorzustellen wie wohl das Leben als Vogel sein würde. Am hohen, weiten Himmel seine Bahnen ziehen und im Sturzflug auf die Erde zurasen. Er könnte Berge und Landschaften sehen, die noch in weiter Ferne liegen. Und er könnte jederzeit zu diesen Orten hinfliegen. Keine Verpflichtungen und keine Verbote würden ihn davon abhalten die Welt zu erkunden. Alkeer verspürte in seinem Inneren ein ganz besonderes Verhältnis zu einigen Tieren. Er beneidete sie um ihr Dasein und auch um ihre Fähigkeiten. Schon als kleines Kind hatte er sich gewünscht als ein schnelles Pferd, ein wilder Steinlöwe oder ein mächtiger Bär geboren worden zu sein. Der Gedanke an diese kraftvollen Geschöpfe verlieh ihm stets ein Gefühl der Überlegenheit. Er erinnerte sich noch gut an die Zeit bevor seine Eltern wohlhabende Landbesitzer wurden. Der Baron von
Kamari
hatte seine Geldeintreiber geschickt, damit sie Alkeers Vater die Steuerschuld aus dem Leibe prügelten. Er und seine Mutter mussten hilflos mit ansehen wie die brutalen Schläger mit Freude ihrer Arbeit nachgingen. Damals hatte er sich vorgestellt ein großer Troll zu sein und die Männer mit seinen Pranken zu zermalmen. Er hätte ihnen die Köpfe abgedreht und sie dem Baron vor die Füße geworfen. Niemals mehr hätte es jemand gewagt seiner Familie Schaden zuzufügen. Auch hatte er sich oft vorgestellt ein Falke zu sein, der vor den Kindern davonfliegt, die ihn wegen seiner roten Haare immer gehänselt hatten. Dann wäre er einen Bogen geflogen und hätte einen nach dem anderen im Sturzflug seine Klauen in die Augen gerammt und ihnen die Zungen heraus gehackt, so dass sie nie wieder Gemeines über ihn erzählen könnten.
    „ALKEER!“ Der Ruf des Kochs ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. „Alkeer! Komm her Bursche!“
    Was hat der dicke Kerl denn nun wieder zu meckern? Seitdem ich an Bord bin dürfte er mehr als genug Freizeit haben. Ich frage mich was er überhaupt noch selbst in seiner Küche macht.
    Ohne sich allzu sehr zu beeilen ging Alkeer auf den übellaunigen Koch zu. Soviel Ungerechtigkeit konnte es doch gar nicht geben. Während sein großes Vorbild, Gér Malek, auf der Insel nach Feinden suchte, musste er diesem ungewaschenen und launischen Fettwanst zur Hand gehen. Lange würde er sich diese Behandlung nicht mehr gefallen lassen. Wie war es überhaupt möglich, dass Dukarus es duldete, dass sein Schiffskoch ein derart widerlicher Zeitgenosse war? Die
Klippenbrecher
sollte stets vom Bug bis zum Heck sauber sein und nach einer disziplinierten Führung aussehen. Nirgends durfte Dreck sein oder gar Unrat

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