Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
sich keiner Gefahr bewusst zu sein und trug seinen Herrn somit weiterhin voran auf der Suche nach dem unbekannten Verbündeten. Es dauerte nicht lange und sie kamen an einem Flussufer zum stehen. Elrikh konnte die Tiefe des Gewässers nicht einschätzen und beschloss fürs Erste eine kleine Rast einzulegen.
„Du hast dir wahrlich eine Pause verdient, mein Freund“, sprach er und klopfte seinem Hengst aufmunternd auf die Flanke.
Dieser schien zu verstehen was sein Reiter ihm sagen wollte und ließ ein leises Wiehern erklingen. Die zwei Tage, welche sie nun schon wieder auf dem Festland verbracht hatten, taten Sinal sichtlich gut. Die blonde Mähne des Hengstes schimmerte im Sonnenlicht wie ein Fransenteppich aus puren Goldfäden. Auch der Umstand, dass sie die salzige Seeluft hinter sich gelassen hatten, machte sich bemerkbar. Der Dunst des Meerwassers hatte dem Reittier einen salzigen Schimmer auf sein Fell gezaubert, welcher sich mittlerweile gelöst hatte. Zum Vorschein kam das herrlich weiche Fell, welches Elrikh so vertraut war. Liebevoll tätschelte er seinem Begleiter die lange Schnauze.
„Die Insel scheint größer zu sein als ich dachte. Eigentlich hatte ich gehofft den Platz des Feuers noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen. Aber ich scheine mich bei der Entfernung etwas verschätzt zu haben. Hoffentlich ist unser neuer Freund ein geduldiger seiner Art.“ Mit verzogenem Gesicht biss Elrikh sich ein Stück Dörrfleisch ab. „Ob die Singula ihn wohl auf unser Eintreffen vorbereitet haben?“
„Das haben sie“, erklang es aus einem der Bäume. „Ich dachte schon ihr kommt niemals hier an.“
Elrikh erschrak und hätte beinahe das große Stück Dörrfleisch verschluckt, welches er ihm Mund hatte. Instinktiv griff er nach seinem Kurzschwert. Die Augen auf die Baumkronen gerichtet versuchte er den Ursprung der Stimme auszumachen.
„Wer bist du? Und warum beobachtest du mich?“
„Ich habe auf dich gewartet. Ich bin derjenige, den du suchst.“
„Wenn das wirklich so ist, warum versteckst du dich dann? Zeige dein Gesicht!“
„Auch ich könnte dich fragen warum du nach einem Verbündeten suchst und dann deine Waffe gegen ihn richtest.“
Im darauf folgenden Moment hörte man ein leises Rascheln und ein Mann in valantarischer Uniform stand vor dem jungen Bockentaler. Seine Kleidung hatte offenbar in der letzten Zeit ein wenig gelitten. Stellenweise hing sie in Fetzen von seinen Schultern und gab den Blick auf notdürftig verbundene Wunden frei. Trotz der malträtierten Uniform und des mit Blut und Dreck verzierten Gesichtes stand der Mann mit stolzer Brust vor Elrikh. Geradezu so als wäre er in voller Rittermontur zu sehen und würde gerade auf einem Streitwagen in die Königsstadt einfahren.
„Du bist ja noch ein halbes Kind“, kam es aus ihm hervor.
„Und du ein Drecksschwein in Uniform.“ erwiderte Elrikh und ließ dabei das Schwert sinken, welches er immer noch auf sein Gegenüber gerichtet hatte.
Verdutzt blickten sie sich gegenseitig an. Dem kurzen Schweigen folgte ein heiteres Lachen von beiden Seiten. Mit sicherem Schritt trat der Ritter auf Elrikh zu und reichte ihm die Hand zum Gruß.
„Ich bin Draihn. Untergruppenführer der
Blutschwerter
im Dienste seiner Majestät Melahnus, König von
Valantar
.“
Eine Mischung aus Stolz und Bitterkeit schwang in der Stimme des Ritters mit, die Elrikh nicht richtig einzuschätzen vermochte. Sein Händedruck jedoch verriet Ehrlichkeit und Vertrauen.
„Ich bin Elrikh“, entgegnete er Draihn. „Angehöriger des Volkes vom
Bockental
.“
Im Gegensatz zu der Vorstellung des Ritters wirkte seine Ansprache eher bescheiden. Aber das schien keinen der Beiden zu stören.
„
Bockental
? Dann kommst du ja vom Kontinent
Obaru
. Dem Sitz des valantarischen Reiches. Wie kommt ein so junger Bursche wie du nach
Rankhara
?“
„Das ist eine lange Geschichte.“
Elrikh bemerkte seine eigene Müdigkeit als er Draihn antwortete. Schlagartig wurde ihm bewusst wie lange er schon unterwegs war und wie weit ihn sein Weg wohl noch führen würde.
„Ich glaube die Zeit können wir uns nehmen. Es wird bald dämmern. Dein Pferd sieht auch so aus als könne es eine längere Rast vertragen.“
„Unterschätze ihn nicht. Sinal steckt voller Überraschungen.“ Elrikh nahm einen Apfel aus seiner Tasche und reichte diesen dem Hengst.„Aber ich glaube du hast Recht, Draihn. Wir sollten uns gegenseitig erzählen wie wir in diese ganze Sache hineingezogen
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