Blutlinien - Koeln Krimi
ich wollte mit ihr zusammen sein. Das Ende kam so unerwartet, und ich hatte keine Ahnung, ich meine, ich kannte Elise schon viele Jahre, und dann dieses …« Er schüttelte den Kopf, lächelte und fuhr in ruhigem Ton fort. »Angelogen hat sie mich, beide haben mich hintergangen, immerhin gehörte Elise auch zu meinem Bekanntenkreis. Dieses ganze ›Wir sind nur Freundinnen‹-Gelaber, so ein Scheiß! Die Affäre lief ewig hinter meinem Rücken, und klar, ich war ziemlich sauer. Das ist kein Verbrechen, sondern menschlich.«
»Und deshalb waren Sie damit einverstanden, dass Sie getrennte Wege gehen?«, fragte Maline.
Marcks’ rechtes Augenlid begann zu zucken.
Maline zitierte aus ihren Aufzeichnungen. »Sie haben gestern gesagt, dass die Trennung einvernehmlich abgelaufen ist.«
»Meine Frau ist fremdgegangen, und im Grunde glaube ich nicht, dass wir weiterhin eine Beziehung hätten leben können. Und da spielt es für mich keine Rolle, ob sie mich mit einem Mann oder einer Frau betrügt. Klar war ich wütend und habe ihr allerhand an den Kopf geworfen. Wobei, ehrlich gesagt, richtig ernst genommen habe ich Elise als Konkurrentin nicht. Früher oder später wäre Karina zurückgekommen, da bin ich sicher. Ich weiß allerdings nicht, ob ich ihr jemals wieder vertraut hätte.«
»Nach jetzigem Kenntnisstand sah es aber nicht danach aus, dass Frau Marcks zu Ihnen zurückwollte«, sagte Maline. »Sie hatte die Scheidung eingereicht.«
»Das letzte Wort war noch nicht gesprochen.«
»Jetzt ist das letzte Wort gesprochen.« Maline beugte sich vor, schwieg ein paar Sekunden, um den Satz wirken zu lassen. »Stimmt es, dass Sie Ihrer Frau ein paarmal nachgefahren sind?«
Unerwartet erschien eine Zornesfalte zwischen Thomas Marcks’ ordentlich gezupften Augenbrauen. »Wer sagt das?«
»Es ist aktenkundig«, schaltete sich Lou ein. »Sind Sie Karina Marcks zum Haus ihrer neuen Geliebten gefolgt, und haben Sie sie dort vor der Haustür bedroht oder nicht?«
»Bedroht, was für ein Wort«, sagte Marcks gedehnt. »Das halte ich doch für sehr übertrieben! Elise sollten Sie sich mal vornehmen, die Gute ist nämlich ganz und gar kein Unschuldslamm. Sie hat mal einer Ex die Reifen aufgeschlitzt.«
»Wollen Sie damit andeuten …?«
»Ich deute gar nichts an.« Marcks war jetzt in Rage. »Aber Ihre einseitige Ermittlung kotzt mich an.«
Lou stand auf und öffnete das Fenster. »Fakt ist, dass Sie Ihrer Exfrau aufgelauert haben und es zu Handgreiflichkeiten kam. So steht es jedenfalls im Bericht der PI Nord.«
»Das war ein Missverständnis«, sagte Marcks, und Maline sah ihm an, dass es ihn Kraft kostete, ruhiger zu antworten.
Sie entschied, ihn weiterzuprovozieren. »Ein aktenkundiges Missverständnis.«
»Das ist doch absurd. Wie ich höre, haben Sie mein Alibi überprüft, ich denke, damit bin ich aus der Sache raus.« Marcks stand auf. »Und soweit ich weiß, bin ich kein Beschuldigter, ich kann jederzeit gehen.«
»Natürlich.«
»Ich sage Ihnen, wenn Sie mir den Mord an meiner Frau, Entschuldigung, an meiner Expartnerin , in die Schuhe schieben wollen, dann sind Sie schiefgewickelt, ich habe Karina nämlich sehr geliebt und …«
»Das sagten Sie bereits.«
Lou schaute auf die Uhr, es war bereits nach Feierabend, sie wollte nach Hause, ein Bad nehmen und ins Bett. Dass sie heute Nacht auch noch Rufbereitschaft hatte, versuchte sie zu verdrängen. Sie schielte zu Maline. Ihre Kollegin saß mit geschlossenen Augen am Fenster und ließ sich von der Nachmittagssonne bescheinen. Ihr ovales Gesicht kam Lou schmaler vor als sonst, die dunklen Wuschelhaare waren für Malines Verhältnisse ziemlich lang. Im Augenblick fanden sie beide kaum Zeit für private Dinge.
Ben Stollberg fasste die Ermittlungen des Tages zusammen. »Elmar Wissings Alibi ist bestätigt. Er hat am fraglichen Abend mit seinen Kumpels Musik gemacht und ist danach auf dem Sofa eines Freundes eingeschlafen. Allerdings war der Rachegedanke immer wieder Thema. Seine Bandkollegen haben ausgesagt, dass er kaum von etwas anderem gesprochen hat. Aber es ist wohl bei der Phantasie geblieben.«
»Dann hat die Schwester des Barkeepers aus der ›Maxbar‹ angerufen. Karina Marx ist in der Nacht, in der sie getötet wurde, definitiv gegen ein Uhr gegangen, und zwar allein.« Ben nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Im Grunde haben wir bisher so gut wie nichts. Als Tatwerkzeug kommt laut Obduktion ein Messer in Frage, aber besondere Merkmale gibt
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