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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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ihre Hände wieder auf seine knochigen Finger. Ruckartig durchstieß er auf einmal die Wand zwischen ihnen und starrte sie entgeistert an.
    »Meine Fotos!«
    »Was meinst du damit?« Maline forschte in seinen wässrigen Augen, aber er war schon wieder in Starre verfallen, und es gelang ihr nicht, zu ihm durchzudringen.
    Sie erinnerte sich daran, dass ihr Vater früher gern Familienbilder angeschaut und Geschichten dazu erzählt hatte. Sie nahm sich vor, zum nächsten Besuch welche mitzubringen, und lehnte sich zurück. Dabei fiel ihr ein, dass sich sämtliche Fotoalben in Kisten über dem Speicher des Apartments befanden, das sie vorübergehend für Hannas neuen Geschäftspartner geräumt hatte, aber das dürfte kein Problem sein.
    Sie hörte ihren Vater gleichmäßig atmen und schaute der nahenden Nacht entgegen. Übergangslos glitt Alfred Brass in seine Träume. Das wünschte Maline ihm jedenfalls. Als sich die Konturen der Hausdächer und Schornsteine nicht mehr von der Dämmerung unterschieden, machte sie sich schließlich auf, verließ diese Welt und fuhr in die Kölner Innenstadt. Charlie erwartete sie zum Abendessen.

Köln-Flittard, Ruwergasse
    Blut. Überall. Es war bis an die Raufaserwände des Flurs, die weiß lackierte Innenseite der Haustür und den Holzfußboden gespritzt.
    Schmeißfliegen bevölkerten die Tote. Starker Verwesungsgeruch empfing Lou. Automatisch atmete sie durch den Mund. Der Kollege vom Erkennungsdienst stieg vorsichtig über die Leiche, während sie sich erst einmal im Eingangsbereich hielt und die Szenerie aufzunehmen versuchte. Auf einem antiken Schränkchen verwelkten Rosen. An der Garderobe hing ein Mantel, und auf der Ablage lagen zwei Knirpse neben einem Motorradhelm. Zwei geschlossene Türen, die von der Diele abgingen, eine weitere stand einen Spalt offen.
    Lou schwitzte unter ihrem Overall und fasste auf den Heizkörper, der neben einer Kommode an der Wand hing. Er war bis zum Anschlag aufgedreht. Diese Umgebungswärme hatte den Fäulnisprozess zusätzlich beschleunigt. Lou behielt Chiara fest im Blick. Die Praktikantin hatte eine Mappe in der Hand und schrieb eifrig hinein. Am Telefon hatte sie sich über die nächtliche Alarmierung gefreut. »Meine erste Leiche«, hatte sie verkündet.
    Lou überfiel Müdigkeit. Die langen Arbeitstage steckten ihr in den Knochen, und sie hatte sich auf einen gemütlichen Abend gefreut. Musik hören, das Haus mal für sich haben, ein dickes Steak essen, ohne sich von Frieda deshalb Vorwürfe anhören zu müssen.
    Bis zum Zwiebelnschneiden hatte sie den Traum von einem ruhigen Abend geträumt, dann hatte die Kriminalwache angerufen.
    Chiara war Lou in letzter Minute wieder eingefallen. Durch die Praktikantin würde alles doppelt so lange dauern, weil sie ihr einiges erklären musste. Manchmal war Lou es leid, die Erfahrene zu sein, und es gab Momente, da fehlte ihr die Geduld, eine der Neuen einzuarbeiten. Dann fühlte sie sich alt zwischen all den Kevins, Kims und Lauras, die auf einmal nachrückten.
    Lou stoppte ihre Gedanken. An diesem Punkt hatte sie einen Hang entwickelt, ungerecht zu werden. Ihr war es wichtig, dass der Nachwuchs gut ausgebildet und eingearbeitet wurde, nur so konnten die Jungen schließlich die Alten irgendwann entlasten. Aber an Abenden wie diesen lagen die Dinge anders.
    Laut Aussage der Schutzpolizei befand sich hinter der angelehnten Glastür die Küche, dort stand ein Fenster offen. Damit war klar, wie die Fliegen an die Toten gelangt waren. Unwillkürlich zog Lou die Kapuze des Spurensicherungsoveralls straffer um ihr Gesicht. Sie ekelte sich vor Schmeißfliegen, die Leichen aus großen Entfernungen riechen konnten, sich aber nicht von ihr ernährten, sondern den Kadaver als Brutstätte für ihre Nachkommen nutzten. Gereizt schlug sie nach einer Fliege, die sich auf ihrem Gesicht niederlassen wollte.
    Johanna Feldhaus lag im Licht einer wunderschönen Art-déco-Lampe in der Mitte des Flurs. Chiara ging neben dem aufgeblähten Körper in die Knie, Berührungsängste schien die Praktikantin nicht zu haben. Lou ging ebenfalls näher heran und achtete darauf, wo sie hintrat. Blut und Fäulnisflüssigkeit bildeten eine glitschige Lache. Die Tote trug ein dünnes, ärmelloses Nachthemd und einen Slip, keine Hausschuhe. Sie lag auf dem Rücken, zwei Einstichstellen waren sichtbar.
    Lou stutzte. Die Anordnung der Verletzungen erinnerte sie an Karina Marcks. Bauchstich. Bruststich. Diese Übereinstimmung konnte Zufall

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