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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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gepresst.
    Der Kerl versuchte, ihr die Waffe aus der Hand zu reißen, aber Lou klammerte sich daran fest. Blitzschnell drehte sie den Lauf der Pistole und schoss.
    Der Angreifer sackte zur Seite. Lou sprang auf die Beine. Schemenhaft lag eine Gestalt vor ihr, in der Dunkelheit konnte sie das Gesicht nicht erkennen.
    »Polizei! Aufstehen. Sofort!«
    Ein Schuss. Lou wurde zurückgeschleudert. Schmerz durchfuhr ihren linken Arm. Sie ließ die Waffe fallen und stürzte zu Boden. Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Ein zweiter Schuss krachte. Lou traf ein heftiger Schlag am Kopf. Benommen hob sie eine Hand an die Schläfe. Die Haare waren feucht und klebrig.
    Motorgeräusche drangen an Lous Ohren. Scheinwerfer streiften Bäume und ihren Körper.
    Nicht! Fahr nicht weg. Hier findet mich doch niemand. Nicht, bitte.
    Ihre Lider wurden schwer.
    Es duftet nach Harz und Fichtennadeln. Unverkennbar. Die feuchte Luft verstärkt den Geruch. Kindheit. Es riecht nach langen Streifzügen durch die Wälder im Bergischen.
    Der Regen wurde stärker, prasselte jetzt gleichmäßig. Lou zitterte, ihre Lider flackerten. Schlafen. Nur einen Augenblick.

Köln-Kalk, Polizeipräsidium, Walter-Pauli-Ring
    Pünktlich um acht Uhr erschien Maline zur großen Frühbesprechung. Sie hatte schlecht geschlafen, die halbe Nacht wach gelegen und gegen das Beklemmungsgefühl geatmet, dass sie immer ereilte, wenn ihr Vater besonders schlechte Tage hatte und ihr bewusst wurde, dass der Tod ihn belauerte.
    Maline kannte die Symptome. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich wochenlang mit einem beängstigenden Gefühl von Luftnot, Herzstolpern und extremem Schwindel herumgeschlagen. Somatome Störungen hatte ihre Ärztin das genannt.
    Gestern Nacht waren sie wieder aufgetaucht und erst verschwunden, als sie Charlie geweckt und sich mit ihr zusammen mit einer Tasse heißem Kakao in die kleine Küche gesetzt hatte. Wie Perlen auf einer Schnur war Geschichte um Geschichte aus ihr hervorgesprudelt, die Charlie aufzusaugen schien, allesamt Belanglosigkeiten, die letztlich das Fundament für Malines Erinnerungen bildeten. Später im Bett war Charlie sofort eingeschlafen, aber sie hatte sich durch die Nacht gequält und dem Schrillen des Weckers entgegengestarrt.
    »Wo ist Lou?«, fragte Tom.
    Chiara gähnte. »Vielleicht verschlafen, es war ziemlich spät gestern, oder früh, muss ich wohl eher sagen.«
    Maline sah aus dem Fenster. Kräftiger Wind schob graue Wolken heran, die noch mehr Regen brachten.
    »Wie ist es in Flittard gelaufen?« Tom sah Chiara an.
    Die Anwärterin schielte auf ihre Notizen. »Lou und ich hatten einen scheußlichen Mord in der Ruwergasse. Die Tote lag schon mehrere Tage in ihrer Wohnung. Die Frau wurde augenscheinlich mit Messerstichen getötet. Allerdings müssen wir den Obduktionsbericht abwarten und …«
    Die Tür flog auf. Die Schreibkraft war kreideweiß.
    »Lous Wagen wurde kurz hinter Köln-Flittard gefunden. Sie ist angeschossen worden und liegt auf der Intensivstation.«

Köln-Kalk, Evangelisches Krankenhaus, Buchforststraße
    Maschinen übertönten Lous Atmung. Die Wangenknochen traten merkwürdig hervor, ihre Haut schien durchsichtig. Die gestandene Kommissarin wirkte zerbrechlich, ihre vollen Lippen blutleer, von den sonst so strahlend blauen Augen wurde das linke von einem Verband verdeckt, das andere war dunkel umschattet. Der linke Arm war bis zum Schulterblatt bandagiert.
    Zwei Minuten hatte die Krankenschwester ihnen gegeben, und das war ein großes Entgegenkommen. Maline strich Frieda über die Hygienehaube, die ihre roten Locken verdeckte, und versuchte Halt zu geben, obwohl sie selbst um Fassung rang. Frieda weinte, und Maline ließ ihre Tränen ebenfalls laufen. Als die Stationsschwester hereinkam und stumme Zeichen gab, verließen sie das Krankenzimmer auf Ebene zwei.
    Im Eingangsbereich drückte sie Frieda auf eine der beiden Bänke und reichte ihr ein Paket Taschentücher. Sie sprachen kein Wort.
    Gewohnheitsmäßig erfasste Maline die Umgebung. Vor den schmalen Schließfächern rechts neben der Information standen vier Frauen eng umschlungen. Sämtliche Plastikstühle, die vor jedem der grünen Beratungstresen standen, waren besetzt.
    Zu ihrer Erleichterung sah sie Hanna kommen. Michel folgte einen Schritt dahinter und trug einen üppigen Blumenstrauß.
    Maline stand auf und nahm sie in die Arme.
    »Ich bin gleich hergekommen«, sagte Hanna atemlos. »Das heißt, Michel hat mich gebracht, ich bin nicht in der

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