Blutlinien - Koeln Krimi
eifersüchtig und besitzergreifend.
Chiara goss Wasser in ein Glas, während Ricarda Beer tiefer in ihren Stuhl rutschte. Maline veränderte ihre Sitzposition so, dass sie die Zeugin frontal sehen konnte.
»Schön, dass Sie so schnell gekommen sind«, begann Chiara. »Wir wären aber auch zu Ihnen nach Hause gekommen.«
»Meine Schule ist ja um die Ecke«, sagte Ricarda Beer. »Ich weiß nur nicht, ob ich in der Lage bin … Es ist alles noch so frisch, und ich hatte heute noch nicht eine Minute Zeit zum Nachdenken.«
»Konnten Sie denn nicht nach Hause gehen?«, fragte Chiara.
»Die Schulleitung hat es mir angeboten, aber ich wollte nicht allein sein.«
»Es geht jetzt nur um die notwendigsten Fragen«, sagte Chiara. »Wir können die Vernehmung jederzeit abbrechen.«
»Okay.«
»Sie waren also auf Klassenfahrt. Wie lange?«
»Eine Woche in Nettersheim. Heute Morgen um elf Uhr sind wir wieder auf das Schulgelände gefahren.«
»Kann uns jemand bestätigen, dass Sie die ganze Zeit vor Ort waren?«, fragte Maline.
»Sie werden mich doch nicht etwa verdächtigen?«
»Reine Routine«
Ricarda Beer atmete durch. »Natürlich, meine Kollegin und der Vater einer Schülerin können meine lückenlose Anwesenheit bestätigen.«
»Gibt es etwas im Zusammenhang mit dem Verbrechen, was Sie uns mitteilen möchten? Hatte Ihre Partnerin Probleme, Streit mit Kollegen, Freunden?«
»Mir fällt dazu nichts ein.«
»Wie war Ihre Beziehung zu Frau Feldhaus?«
»Gut.«
»Ich wüsste es gerne ein bisschen genauer«, sagte Chiara und lehnte sich zurück. »Wie lange waren Sie ein Paar?«
»Am 13. November werden es … wären es zehn Jahre gewesen.«
»Hatten Sie Beziehungsprobleme?«
»Was meinen Sie damit?«
»Wir haben gehört, dass Sie sehr eifersüchtig waren und Sie auch schon mal laut geworden sind, stimmt das?«
»Wer behauptet denn so was?« Der Gesichtsausdruck von Ricarda Beer änderte sich schlagartig, von Freundlichkeit war keine Spur mehr. Maline hatte noch nie einen Menschen gesehen, dessen Gesicht sich dermaßen schnell verändern konnte. »Dahinter kann doch nur Johannas Schwester stecken! Unglaublich, ich fasse es nicht!«
»Dann sagen Sie uns doch, wie Ihre Beziehung wirklich war«, schlug Maline vor.
»Ich habe nichts zu verbergen.« Ricarda Beers Augen hetzten von Maline zu Chiara. »Ich bin vielleicht nicht immer die Ruhe in Person, und es stimmt, manchmal bin ich aufbrausend, aber übertrieben eifersüchtig oder aggressiv, nein, da widerspreche ich ausdrücklich.«
Chiara schrieb mit und sah Ricarda Beer dann wieder direkt an. »Stimmt es, dass die Papiere Ihrer Freundin gestohlen wurden?«
»Ja, im ›Gezeiten‹«, sagte Ricarda Beer, ohne nachzudenken. Als sie Chiaras Blick sah, fügte sie hinzu: »Das ist eine Kneipe, Ecke Balthasarstraße.«
»Wie kommt es, dass Sie sich so genau erinnern?«
Ricarda Beer schaute wieder zu Maline und dann zu Chiara. »Wir gehen so selten in der Szene aus, da kann ich mich an die wenigen Abende erinnern, an denen ich Johanna überreden konnte. Außerdem wurden nicht nur Johannas Papiere gestohlen, auch das ganze Geld war weg. Den Diebstahl haben wir schon auf dem Weg nach Hause bemerkt und sind sofort zurückgegangen.«
»Und?«
»Die Servicekraft war sehr nett, aber helfen konnte sie auch nicht. Johanna hat ihre Handynummer hinterlassen, falls ihre Geldbörse gefunden wird, aber wir haben nichts gehört.«
»Wann war das?«
»Das ist etwa vier Wochen her.«
»Können Sie mir zu dem Abend etwas sagen?«, fragte Chiara. »Ist Ihnen irgendetwas oder irgendjemand besonders aufgefallen?«
»Eigentlich nicht. Es war ein Sonntag, das weiß ich genau. Als ich zur Toilette ging, schauten ein paar Leute im hinteren Raum ›Tatort‹ auf der Großleinwand. Ansonsten war es ziemlich leer.«
»Kennen Sie die ›Maxbar‹ in der Innenstadt?«
»Wie gesagt, Johanna und ich sind kaum ausgegangen. Diese Bar …«
»›Maxbar‹ …«
»Kenne ich nicht.«
»Kann es sein, dass Ihre Freundin dort allein hingegangen ist?«
»Völlig ausgeschlossen. Ich weiß zwar nicht, was das für ein Laden ist, aber Johanna ist niemals dort gewesen, ansonsten würde ich es wissen.«
»Gehen Sie tauchen oder surfen?«, fragte Maline.
Ricarda Beer guckte erstaunt. »Nein.«
»Besitzen Sie ein Surfbrett, eine Segelsportausrüstung oder Tauchequipment?« Maline versuchte, genauer nachzufragen, ohne zu viel zu verraten.
»Wasser ist nicht mein Element. Johanna und ich sind
Weitere Kostenlose Bücher