Blutlinien - Koeln Krimi
alle an, oder nimm sonst wie Kontakt zu ihnen auf. Finde heraus, ob sie irgendwelche verdächtigen Personen in ihrer Umgebung wahrgenommen haben. Außerdem möchte ich, dass du dich mit den Betreibern sämtlicher Szenekneipen in Verbindung setzt und rausfindest, ob es weitere gestohlene Ausweise oder Beschwerden darüber gibt.«
»Sämtliche Szenekneipen?« Chiara riss die Augen auf. »Davon gibt es ziemlich viele!«
»Eine Menge«, bestätigte Ben unbeeindruckt. »Fang mit der ›Maxbar‹ und den umliegenden Kneipen im sogenannten Bermudadreieck in der Innenstadt an. Am besten sofort.«
Chiara verließ das Besprechungszimmer.
»Die Kollegen der OFA wollen für uns weitere Gemeinsamkeiten zusammenfassen, und in der Zwischenzeit werden wir Kontakt zu den Ermittlern in Wetzlar und Tübingen aufnehmen, mal sehen, was wir auf die Schnelle rausbekommen.« Ben teilte die Teams ein. »Darüber hinaus versucht Tom, uns weiter die Medien vom Hals zu halten, aber es lässt sich nicht verhindern, dass Details nach außen dringen. Ich bitte euch alle noch einmal um äußerste Verschwiegenheit. Sprecht bitte nicht mit Pressevertretern, denn Panikmache ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können.«
Maline fuhr ins Foyer hinunter. Der Pförtner hatte sie angerufen; ein gewisser Herr Immenhoff wünsche sie zu sprechen. Sie war überrascht, als sich der ältere Mann als Karina Marcks’ Vater vorstellte. In seiner Begleitung befand sich ein Teenager. Der schlaksige Junge trug Schlabberjeans, ein kariertes Hemd und eine Wollmütze, die er bis zu den Augenbrauen hinuntergezogen hatte.
»Wir hielten es für das Beste, gleich herzufahren«, sagte Immenhoff nach der Begrüßung. »Entschuldigen Sie den Überfall.«
»Kein Problem. Bitte folgen Sie mir.«
Maline ging in den Fahrstuhl vor, fuhr mit den beiden in den ersten Stock, öffnete mit ihrem Chip die Sicherheitstür und führte sie ins Büro.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Maline, nachdem beide ein Glas Wasser abgelehnt hatten.
Der Junge wich ihrem Blick aus.
»Mein Enkel Samuel möchte eine Aussage machen«, sagte Immenhoff und fuhr sich über sein weißes Haar. »Es geht um den Mord an seiner Mutter.«
Maline suchte Blickkontakt zu Samuel. »Stimmt das?«
»Ja.«
»Hast du etwas gesehen, oder belastest du dich selbst?«, fragte Maline.
Immenhoff antwortete für seinen Enkel. »Er hat etwas gesehen, was für den Fall relevant sein könnte.«
»Wenn das so ist«, sagte Maline und schaute Immenhoff an, »dann möchte ich gerne allein mit Ihrem Enkel sprechen.«
Immenhoff zögerte, dann stand er jedoch auf und ließ sich auf den Flur begleiten.
Als Maline dem Jungen wieder gegenübersaß, wirkten seine Gesichtszüge noch angespannter.
»Hast du ein wenig schlafen können?«, fragte Maline.
»Nein.«
»Möchtest du trotzdem jetzt mit mir reden?«
Er nickte.
»Du bist hier bei der Polizei und musst die Wahrheit sagen«, belehrte ihn Maline und informierte ihn darüber, dass er Angehörige nicht belasten musste, sondern in diesem Fall vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen könne. Samuel schien verstanden zu haben.
»Okay. Dann leg mal los. Was hast du gesehen?«
Der Junge setzte sich kerzengerade. »Ich habe, ich war …«
Maline ließ ihm Zeit.
»Ich war in der Nacht, als meine Mutter ermordet wurde, in unserem Haus.«
Maline sah ihn erstaunt an. »Du warst nicht im Internat?«
»Nein, ich bin abgehauen, weil ich …« Er stockte. »Ich bin nach Köln getrampt, weil ich mich hier mit Caro getroffen hab. Meine Mutter hatte Nachtdienst, jedenfalls dachte ich das, und Elise war ja auf Geschäftsreise, also hatten wir das ganze Haus für uns.«
Maline fragte nach dem Namen und der Anschrift des Mädchens und nahm die Daten ins Protokoll auf. »Du bist also aus dem Internat abgehauen, um dich in Köln mit deiner Freundin zu treffen?«
Samuel stöhnte. »Ja. Und es gab ziemlichen Ärger deswegen, weil meine Abwesenheit leider aufgeflogen ist. Die Direktorin will mich von der Schule schmeißen, und dabei bleibt sie auch, trotz …« Seine Augen füllten sich mit Tränen.
Maline reichte ihm ein Taschentuch.
»Es ist mir egal«, schniefte Samuel. »Das Internat fand ich eh scheiße.«
»Noch mal zurück zu dem Abend, an dem du mit Caro im Haus deiner Mutter warst.«
»Da war noch jemand«, sagte Samuel leise. »Ich meine im Haus, wir waren nicht allein.«
»Wen hast du gesehen?«
Samuel schluckte. »Elise.«
»Elise Ackermann, bist du
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