Blutlinien - Koeln Krimi
drehte sich zu Frieda. »Komm ja nicht auf die Idee, ihm die Besorgungen abzunehmen!«
Wilson nahm die Liste mit spitzen Fingern, stand wortlos auf und verließ die Küche. Frieda folgte ihm, ohne Maline eines Blickes zu würdigen.
»Hey, ihr beiden«, sagte Maline. »Was glaubt ihr, wie euer Geschirr in die Spülmaschine kommt? Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt. Räumt eure Sachen weg und die Lebensmittel in den Kühlschrank.«
Wilson gehorchte, wenn auch mit langem Gesicht.
»Ich komme zu spät zur Schule«, maulte Frieda.
»Macht das unter euch aus.« Maline lächelte zuckersüß. »Und Wilson, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du deinen Motorroller so parken würdest, dass ich die Garage benutzen kann, wenn ich nach Hause komme.«
Mit diesen Worten verließ Maline die Küche.
»Hey, was ist mit deinem Kram?«, rief Frieda hinter ihr her.
»Ausgleichende Gerechtigkeit für die letzten Tage«, sagte Maline, sprang die Treppe hoch und warf sich zu Charlie aufs Bett.
Köln-Mülheim, Salzstraße
Marilyn. Leblos lag er auf dem Boden. Mögliche Erklärungen schlugen wie Blitze in Cesares Gedanken: unglücklich gestürzt. Blutgerinnsel im Kopf. Herzinfarkt. Wie in Trance bewegte er sich auf seinen Liebsten zu, ließ sich auf die Knie fallen, nahm seinen Kopf in beide Hände.
»Marilyn …!« Er presste den leblosen Körper an sich, wiegte ihn sanft und hielt abrupt in der Bewegung inne, als er die Feuchtigkeit bemerkte, die seine Hosenbeine durchtränkte.
Blut. Er kniete in einer großen Pfütze.
Seine Schläfen pochten. Sein Herzschlag schien sich zu verlangsamen, und er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
Marilyns Oberhemd war durchtränkt von Blut, nur die Ärmel wiesen weiße Stellen auf. Sein Mund stand offen, ebenso die Augen.
Cesare schrie, versuchte aufzustehen, rutschte aus und fiel auf den geschundenen Körper seines Freundes. Er wälzte sich von Marilyn, versuchte verzweifelt, auf die Beine zu kommen, es gelang ihm nicht. Jede Kraft hatte ihn verlassen. Er schwitzte und fror gleichzeitig. Atemnot. Die Kehle wie zugeschnürt.
Wimmernd kroch er zur Haustür, blieb davor liegen, wollte aufstehen, die Tür öffnen, nach Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen rufen. Er schaffte es nicht. Mit geschlossenen Augen kauerte er neben Marilyn und kam nicht hoch.
Umsonst. Alles vergebens. Er hatte sich versündigt. An seinen Händen klebte Blut. Gabriella. Geliebte und verhasste Schwester. Du sollst nicht töten. Cesare heulte vor Schmerz auf. So schnell hatte er Gottes Strafe nicht erwartet. Marilyns Ende machte Gabriella Tods überflüssig.
Er öffnete die Augen, betrachtete Marilyn. Es dauerte, bis sich sein Tunnelblick weitete und er registrierte, dass der Flur leer geräumt war. Spiegel, Garderobe, Schuhschrank, alles weg. Liebster, warum hast du alles fortgeschafft?
Ein Geräusch ließ ihn erstarren. Klopfen. Es kam eindeutig aus der Küche.
Flucht oder Angriff. Er musste reagieren. Kampf! Wer auch immer seinen Marilyn getötet hatte, sollte dafür zahlen. Jetzt. Sofort. Seine eigene Tat stand hierbei nicht zur Debatte. Wut peitschte ihn auf die Beine, seine Atmung wurde tiefer. Das Herz pumpte mehr Blut in die Muskeln.
Fast geräuschlos bewegte er sich auf die Küchentür zu, registrierte die Blutspur auf den Fliesen. Vielleicht hatte sich Marilyn gewehrt, und der verletzte Angreifer befand sich in der Küche.
Cesare machte kleine Schritte. Mit klopfendem Herzen näherte er sich der angelehnten Küchentür. Verharrte. Lauschte. Sein Mund wurde trocken. Wieder dieses dumpfe Poltern. Seine Schläfen pulsierten. Er war nicht allein in der Wohnung.
Köln-Kalk, Polizeipräsidium, Walter-Pauli-Ring
»Nach der Besprechung mit den Kollegen von der Operativen Fallanalyse aus Düsseldorf ist es nun amtlich«, sagte Ben und tupfte sich Schweiß von der Stirn. »Die Fälle Marcks und Feldhaus gehören zu einer Serie. Es gab vor zwei Monaten sowohl in Tübingen als auch in Wetzlar ähnliche Taten. Opfer wurden dort zwar homosexuelle Männer, aber der Modus Operandi ist der gleiche: Gezielte Messerstiche, und unter den Fingernägeln befand sich eine gummierte Substanz. Außerdem wurden zumindest in einem Fall im Vorfeld Papiere als gestohlen gemeldet.«
»Sind Flüsse in der Nähe der Tatorte?«, fragte Maline.
»Einmal der Neckar und dann die Lahn.« Ben reichte Chiara den Zettel über den Schreibtisch, den Maline am Abend zuvor im ›Gezeiten‹ mitgenommen hatte. »Ruf die Leute
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