Blutlust
sieht um einiges schlimmer aus als du.«
Er stieß einen unartikulierten Knurrlaut aus.
»Wir müssen die Kerle zur Rechenschaft ziehen«, sagte ich ernst.
»Du hast mit Carla geredet?«, fragte er in seltsam forschendem Tonfall. Verwundert. »Wann?«
»Gestern Nacht«, antwortete ich. »Ich habe sie auf dem Heimweg in der U-Bahn-Station getroffen. Sie war grün und blau geschlagen von diesen Idioten. Ich wollte natürlich sofort mit ihr zur nächsten Polizeistation, aber sie hat sich geweigert.«
»Zu Recht«, sagte Max. Jetzt klang er niedergeschlagen.
»Zu Recht?«
Er nickte. »Wir und ein paar unserer Freunde sind bei der Polizei aktenkundig. Wegen unserer Spiele. Die halten uns für krank. Und wenn mal wirklich was passiert, glauben die uns eh nicht mehr oder werfen uns vor, wir seien selbst schuld daran.«
»Carla hat dasselbe gesagt. Aber irgendetwas müssen wir doch gegen diese Spinner unternehmen können. Zuallererst aber muss ich mich bei dir für ihr Auftauchen entschuldigen.«
Er schaute mich verblüfft an. »Du dich bei mir?«
»Ja.« Es war mir unangenehm, und ich senkte den Blick. »Ich konnte doch nicht ahnen, wie ernst sie es meinen und wie weit sie gehen würden.«
»Was meinst du?«
»Sie verfolgen mich schon die ganze Zeit mit ihrem albernen Verdacht, Du wärst ein Vampir.«
Er lachte und hielt sich die offenbar schmerzenden Rippen. »Aber ich bin ja auch ein Vampir.«
Ich holte aus, um ihm im Scherz tadelnd mit der Faust gegen die Schulter zu knuffen, hielt mich aber gerade noch zurück.
»Die meinen nicht dein Rollenspiel«, sagte ich empört. »Die meinen, du wärst ein echter Vampir. So richtig. Und die glauben auch ganz fest daran.«
Er schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ich weiß«, sagte er dann leise. »Das geht schon eine ganze Weile so. Die können oder wollen nicht mehr unterscheiden zwischen Spiel und Wirklichkeit. Deshalb musst du dich auch ganz bestimmt nicht bei mir entschuldigen, sondern ich mich bei dir.
»Sie verfolgen dich ja nur wegen mir. Und im Park hängen sie nachts immer herum, um uns das Leben schwerzumachen. Weil sie wissen, dass wir da gerne unsere Rollenspiele abhalten.«
Er ballte die Faust. »Ich hasse sie. Und ich hätte keinen dümmeren Ort wählen können für unser Treffen.«
Ich wurde rot, als ich durch seine Worte daran erinnert wurde, was gestern Nacht vor dem Auftauchen der Freaks passiert war. Trotzdem nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte: »Und deine Verletzungen sind wirklich nicht so schlimm?«
Ich konnte nicht anders, als dabei verführerisch zu lächeln und mich ein klein wenig an ihn zu schmiegen.
Er grinste anzüglich. Er hatte sofort durchschaut, worauf ich gerade hinauswollte.
»Bis heute Abend ist alles wieder in Ordnung«, sagte er und fügte dann neckend hinzu: »Warum fragst du?«
»Hmmm«, machte ich mit dem schnurrenden Unterton eines rolligen Kätzchens. »Weil ich denke, dass wir ganz dringend noch etwas nachzuholen haben.«
»Was denn?«, fragte er mit einem schelmischen Schmunzeln und einem provozierenden Blitzen in seinen umwerfenden Augen.
»Du weißt schon.«
»Was weiß ich?«
Ich wurde rot.
»Komm, sprich es aus«, lud er mich mit einem warmen Lächeln und einem Zwinkern ein.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Schon wieder hatte er es mit nur wenigen Worten geschafft, mich völlig aus der Fassung zu bringen und mich dabei auch noch geil zu machen.
»Ich will, dass du mich endlich …«
Ich zögerte und wurde noch röter.
»Dass ich dich endlich …?«
»Ich will, dass du mich endlich fickst«, sagte ich mit jetzt vor Schüchternheit und Erregung gleichzeitig belegter Stimme. »Es wird Zeit. Findest du nicht?«
»Und wie ich das finde«, sagte er und küsste mich. »Was hältst du von heute Abend bei mir zu Hause?«
»Klingt sehr verlockend.«
»Da sind wir dann auch garantiert ungestört.«
»Endlich!«
»So gierig?«
»Auf dich? Und wie«, gab ich zu. »Seit der Sekunde, in der ich dich das erste Mal gesehen habe.«
Mit einer schnellen Bewegung griff er nach meinem Nippel und kniff hinein, ohne dass es jemand sah. Ich zuckte vor Lust zusammen.
»Dann heute Abend bei mir. Hier.« Er reichte mir seine Visitenkarte. Sie war aus dickem geschöpften Büttenpapier und kunstvoll bedruckt. Über dem Namen und der Adresse war eine schwarze Rose abgebildet – sie sah genau so aus wie mein Tattoo.
»Max Stauffer ?«, las ich vor.
»Ich stamme aus Europa. Ich meine, meine Vorfahren stammen aus
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