Blutmale
niemand es kaufen«, sagte sie.
Jurevich nickte. »Es passierte vor ungefähr zwölf Jahren, kurz bevor ich in diese Gegend gezogen bin. Ich habe erst von der Maklerin davon erfahren. Es gehört nicht zu den Dingen, die sie gerne freiwillig rausrückt, seit das Haus auf dem Markt ist, aber es fällt nun mal unter die Offenlegungspflicht. Ein klei nes Detail, für das sich jeder potenzielle Käufer interessieren dürfte. Und das ihn wahrscheinlich die Flucht ergreifen lässt, sobald er es erfährt.«
Maura blickte auf den Boden hinunter, auf die Ritzen und Spalten, in denen sich das unsichtbare Blut verbarg. »Wer ist hier gestorben?«
»In diesem Zimmer war es ein Selbstmord. Aber wenn Sie sich überlegen, was sonst noch alles hier passiert ist, könnte man schon auf den Gedanken kommen, dass das ganze Haus verflucht ist.«
»Es gab noch mehr Todesfälle?«
Wieder nickte Jurevich. »Damals lebte hier eine Familie. Ein Arzt mit seiner Frau, einem Sohn und einer Tochter. Dazu noch ein Neffe, der den Sommer über bei ihnen wohnte. Nach allem, was man so hört, waren die Sauls gute Leute. Eine glück liche Familie, mit vielen Freunden.«
Nichts ist je genau so, wie es scheint , dachte Maura. Nie mals.
»Ihr elfjähriger Sohn starb als Erster. Es war ein tragischer Unfall. Der Junge war zum Angeln runter an den See ge gangen und nicht mehr nach Hause gekommen. Man vermutete, dass er ins Wasser gefallen und in Panik geraten war. Am nächsten Tag fanden sie seine Leiche. Von da an brach es nur so über die Familie herein. Eine Woche später fällt die Mutter die Treppe runter und bricht sich das Genick. Sie hatte Beruhigungsmittel genommen, und man nimmt an, dass sie einfach das Gleichgewicht verloren hat.«
»Das ist ja ein interessanter Zufall«, warf Sansone ein.
»Was?«
»Ist Sarah Parmleys Tante nicht auch so gestorben? Ein Sturz auf der Treppe? Genickbruch?«
Jurevich schwieg einen Moment. »Ja, daran hatte ich gar nicht gedacht. Das ist wirklich auffällig, nicht wahr?«
»Sie haben uns noch nicht von dem Selbstmord erzählt«, sagte Jane.
Jurevich nickte. »Es war der Mann. Überlegen Sie nur, was er kurz davor durchgemacht hatte. Zuerst ertrinkt sein Sohn. Dann fällt seine Frau die Treppe runter und verletzt sich tödlich. Zwei Tage darauf nimmt er also seine Pistole aus dem Schrank, setzt sich hier in sein Schlafzimmer und pustet sich den Schädel weg.« Jurevich senkte den Blick. »Das ist sein Blut auf dem Boden. Stellen Sie sich das vor - praktisch die ganze Familie innerhalb von ein paar Wochen ausgelöscht.«
»Was wurde aus der Tochter?«, fragte Jane.
»Sie ist zu Freunden gezogen. Hat ein Jahr später die High School abgeschlossen und die Stadt verlassen.«
»Und ihr gehört dieses Haus?«
»Ja. Es ist immer noch auf ihren Namen eingetragen. Seit damals versucht sie, es loszuwerden. Die Maklerin sagt, es hat ein paar Interessenten gegeben, aber sobald sie hören, was hier passiert ist, sind sie weg. Würden Sie in diesem Haus wohnen wollen? Mir könnten Sie gar nicht genug zahlen. Es ist ein Un glückshaus. Man kann es beinahe spüren, wenn man durch die Haustür reinkommt.«
Maura ließ den Blick über die Wände schweifen und schauderte. »Wenn es so etwas gibt wie ein Spukhaus, dann wäre das hier eines.«
» Abyssus abyssum invocat «, sagte Sansone leise. »Das bekommt jetzt eine ganz andere Bedeutung.«
Alle sahen ihn an. »Was?«, fragte Jurevich.
»Das ist der Grund, weshalb er es als Schauplatz für den Mord wählte. Er kannte die Vorgeschichte des Hauses. Er wusste, was hier passiert war, und es zog ihn an. Sie können es einen Durchgang in eine andere Dimension nennen. Oder einen Wirbel. Aber es gibt diese dunklen Orte auf dieser Welt, Orte des Grauens, für die es nur ein Wort gibt: Sie sind verflucht.«
Jane lachte nervös. »Das glauben Sie wirklich?«
»Es kommt nicht darauf an, was ich glaube. Aber wenn unser Mörder es glaubt, dann hat er dieses Haus gewählt, weil es ihn gerufen hat. Die Hölle ruft die Hölle. «
»O Mann«, meinte Jurevich, »wenn ich Ihnen so zuhöre, kriege ich eine Gänsehaut.« Er blickte sich in dem kahlen Zim mer um und schüttelte sich, als spürte er einen kalten Luftzug. »Wissen Sie, was ich denke? Man sollte dieses Haus einfach abfackeln. Bis auf die Grundmauern niederbrennen. Kein vernünftiger Mensch wird es je kaufen.«
»Sie sagten, es sei eine Arztfamilie gewesen, die hier gewohnt hat«, sagte Jane.
»Richtig - die
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