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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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seine eigenen Abdrücke zu hinterlassen.« Er sah Jane an. »Ich wet te, dass die da alle mit Sarah Parmleys abgetrennter Hand gemacht wurden. Mit der, die an Ihrem Tatort gefunden wurde.«
    »Mein Gott«, murmelte Jane. »Er hat ihre Hand als eine Art Stempel benutzt.«
    Mit Blut als Tinte , dachte Maura, während ihr Blick über die Wände schweifte. Wie viele Stunden hatte er in diesem Zimmer verbracht, die Hand wieder und wieder in diese Blutlache getaucht und sie an die Wand gedrückt, wie ein Kind mit einem Stempelset? Dann erst bemerkte sie die Schrift an der Wand neben der Tür, die durch die Handabdrücke halb verdeckt war. Sie trat näher und starrte die Worte an, die sich über die Wand zogen. Es war Latein, und es waren immer die gleichen drei Worte, die sich endlos wiederholten. Sie folgte dem Text, der sich in einer ununterbrochenen Linie über die Zimmerwände zog, über die Ecken hinweg, wie eine Schlange, die sie immer enger einkreiste.
    Abyssus abyssum invocat abyssus abyssum invocat abys sus abyssum invocat …
    Plötzlich dämmerte ihr der Sinn dieser Worte, und sie wich einen Schritt zurück, während eine eisige Kälte ihr bis ins Mark drang.
    » Die Hölle ruft die Hölle «, murmelte Sansone. Sie hatte nicht bemerkt, dass er so dicht an sie herangetreten war.
    »Ist das die Übersetzung?«, fragte Jane.
    »Das ist die wörtliche Bedeutung. Aber es gibt noch eine andere.«
    » Die Hölle ruft die Hölle klingt schon bedrohlich genug.«
    » Abyssus abyssum invocat ist ein Bibelspruch. Er bedeutet so viel wie ›Eine böse Tat zieht eine andere nach sich‹.«
    Maura starrte die Worte an. »Er will uns sagen, dass dies erst der Anfang ist. Er kommt erst in Fahrt.«
    »Und diese Kreuze«, Sansone wies auf die Wand, wo die Symbole sich ballten wie ein Schwarm Hornissen, der sich zum Angriff sammelt, »stehen alle auf dem Kopf. Das ist eine Verhöhnung des Christentums, eine Zurückweisung der Kirche.«
    »Genau. Man hat uns schon gesagt, dass es sich um ein satanisches Symbol handelt«, sagte Jurevich.
    »Diese Worte und Symbole wurden vorher an die Wand geschrieben und gezeichnet«, sagte Maura, während sie die Rinnsale von Blut betrachtete, die an der Wand herabgeflossen waren und die aneinandergereihten lateinischen Worte teilweise verwischt hatten. Sie interpretierte das Muster der Spritzer, erkannte die bogenförmige Anordnung der Tropfen, die von der Blutfontäne aus einer durchtrennten Arterie stammen musste. »Bevor er sie tötete, bevor er ihr die Kehle durchschnitt, hat er sich die Zeit genommen, diese Wände zu verzieren.«
    »Die Frage ist«, sagte Jurevich, »hat er diese Worte geschrieben, während sie hier lag und auf ihren Tod wartete? Oder war das Zimmer schon für das Mordritual vorbereitet, bevor das Opfer überhaupt hier ankam?«
    »Worauf er sie dann hierhergelockt hat?«
    »Es gibt eindeutige Hinweise auf eine vorbereitete Tat.« Jure vich deutete auf den Holzboden, wo das Blut in einer eisigen Lache getrocknet war. »Sehen Sie die Nägel hier? Er hatte Hammer und Nylonschnur dabei. So hat er sie bewegungsunfähig gemacht. Er hat ihr die Schnur um die Hand-und Fußgelenke gebunden und dann die Knoten am Boden festgenagelt. Nachdem er sie so gefesselt hatte, konnte er sich ruhig Zeit lassen.«
    Maura dachte an die Symbole, die in Sarah Parmleys Haut geritzt worden waren. Dann hob sie den Blick zur Wand, wo die gleichen Symbole in rotem Ocker prangten. Ein Kreuz, das auf dem Kopf stand. Das Satanskreuz.
    »Aber wie hätte er sie hierherlocken sollen?«, fragte San-sone. »Was könnte sie dazu gebracht haben, dieses Haus aufzusuchen?«
    »Wir wissen, dass sie in ihrem Motelzimmer einen Anruf bekommen hat«, sagte Jurevich. »Das war an dem Tag, als sie auscheckte. Die Rezeptionistin des Motels hat ihn zu ihrem Zimmer durchgestellt.«
    »Das hatten Sie noch nicht erwähnt«, sagte Jane.
    »Weil wir nicht sicher sind, ob es wichtig ist. Ich meine, Sarah Parmley ist schließlich in dieser Stadt aufgewachsen. Sie kannte hier wahrscheinlich eine Menge Leute, die sie nach der Beerdigung ihrer Tante hätten anrufen können.«
    »War es ein Ortsgespräch?«
    »Ein Münztelefon an einer Tankstelle in Binghamton.«
    »Das ist ein paar Stunden von hier.«
    »Richtig. Und das ist ein Grund, weshalb wir nicht davon ausgehen, dass der Anruf vom Mörder kam.«
    »Gibt es noch einen anderen Grund?«
    »Ja. Es war eine Frau.«
    »Ist die Rezeptionistin sich da absolut sicher? Es ist immerhin

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