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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Grundstück vollkommen unzugänglich. Er müsste schon Flügel haben, wenn er Ihnen hierher folgen wollte.«
    Lily starrte zu dem Felsen auf. »Und wir können nicht entkommen«, sagte sie leise.
    Zwei Fahrzeuge parkten vor der Hütte. Jane stellte ihren Wagen hinter Sansones Mercedes ab, und sie stiegen aus. In der Einfahrt blieb Jane stehen und blickte an der Fassade aus grob behauenen Holzstämmen empor zu einem spitzen Dach, das sich durch die wirbelnden Schneeflocken hoch in den Him mel reckte. Dann ging sie nach hinten, um ihre Taschen zu holen, und hatte gerade den Kofferraumdeckel zugeschlagen, als sie direkt hinter sich ein Knurren vernahm.
    Die zwei Dobermänner waren wie schwarze Gespenster aus dem Wald aufgetaucht und hatten sich lautlos herangeschlichen. Beide Frauen erstarrten, als die Hunde mit gefletschten Zähnen näher kamen.
    »Nicht weglaufen«, zischte Jane Lily zu. »Einfach ganz still stehen bleiben.« Sie zog ihre Waffe.
    »Balan! Bakou! Zurück!«
    Die Hunde blieben stehen und blickten zu ihrer Herrin hinüber, die soeben aus der Hütte getreten war und auf der Veranda stand.
    »Tut mir leid, wenn sie Ihnen einen Schrecken eingejagt ha ben«, sagte Edwina Felway. »Ich musste sie rauslassen; sie brauchen nun mal ihren Auslauf.«
    Jane steckte ihre Waffe nicht ins Holster zurück. Sie traute diesen Bestien nicht über den Weg, und die beiden trauten ihr offenbar auch nicht. Sie blieben wie angewurzelt vor ihr stehen und fixierten sie mit ihren schwarzen, schlangengleichen Augen.
    »Sie haben ein sehr ausgeprägtes Revierverhalten, aber sie begreifen auch schnell, wer Freund und wer Feind ist. Jetzt müssten sie Sie eigentlich in Ruhe lassen. Stecken Sie einfach die Pistole ein und kommen Sie auf mich zu. Aber nicht zu schnell.«
    Widerstrebend schob Jane ihre Waffe ins Holster. Sie und Lily drückten sich vorsichtig an den Hunden vorbei und stiegen die Stufen zur Veranda hinauf. Die Dobermänner beobachteten sie dabei auf Schritt und Tritt. Edwina führte die Neuankömmlinge ins Haus, und sie fanden sich in einem riesigen, saalartigen Raum wieder, in dem es nach Holzrauch roch. Über ihnen spannten sich mächtige Deckenbalken, und an den Wänden aus knorrigen Fichtenbohlen hingen Elch- und Hirschgeweihe. In einem gemauerten Kamin knisterten Birkenscheite in den Flammen.
    Maura erhob sich vom Sofa, um sie zu begrüßen.
    »Endlich habt ihr es geschafft«, sagte sie. »Bei dem Schneesturm da draußen haben wir uns allmählich schon Sorgen gemacht.«
    »Die Straße hier rauf war eine ziemliche Katastrophe«, erwiderte Jane. »Wann seid ihr angekommen?«
    »Wir sind schon gestern Abend gefahren, nachdem wir den Anruf von Frost bekommen hatten.«
    Jane trat an ein Fenster, das auf das Tal hinausging. Durch den dichten Vorhang aus Schneeflocken konnte sie die Gip fel in der Ferne nur erahnen. »Haben Sie hier genug Vorräte?«, fragte sie. »Essen, Heizmaterial?«
    »Genug für viele Wochen«, antwortete Edwina. »Mein Bekannter sorgt dafür, dass die Hüte immer reichlich bestückt ist. Einschließlich des Weinkellers. Wir haben Berge von Brennholz. Und einen Generator, falls der Strom ausfällt.«
    »Und ich bin bewaffnet«, ergänzte Sansone.
    Jane hatte ihn nicht eintreten hören. Sie blickte sich um und war überrascht, wie schlecht er aussah. Er und seine Freunde befanden sich jetzt im Belagerungszustand, und die Belastung war seinem eingefallenen Gesicht deutlich anzusehen.
    »Ich bin froh, dass Sie bei uns bleiben werden«, sagte er.
    »Nun ja«, Jane sah auf ihre Uhr, »ich finde, hier oben sind Sie wirklich vor allen Angriffen sicher.«
    »Du hast doch nicht vor, heute Abend schon wieder zu fahren?«, sagte Maura.
    »Ich hatte es gehofft.«
    »In einer Stunde wird es dunkel sein. Die Straßen werden vor morgen früh nicht mehr geräumt.«
    Sansone sagte: »Sie sollten wirklich bleiben. Bei diesen Straßen verhältnissen.«
    Jane blickte wieder zum Fenster hinaus in das dichte Schneetreiben. Sie dachte an rutschende Reifen, an einsame Bergstraßen. »Ist wohl am vernünftigsten«, sagte sie.
    »Wir sind also vollzählig versammelt?«, fragte Edwina. »Gut, dann gehe ich das Tor abschließen.«
    »Wir sollten auf Oliver trinken«, sagte Edwina. »Einen Toast zu seinem Gedächtnis.«
    Sie saßen alle in dem großen Salon, wo sie sich um den mächtigen gemauerten Kamin versammelt hatten. Sansone legte noch ein Birkenscheit nach. Die papierdünne Borke zischte, und Funken sprühten. Draußen

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