Blutmale
von Silberfäden durchzogen war, bewegte sie sich mit jugendlicher Energie und strahlte Selbstsicherheit und Autorität aus. Ohne zu zögern hielt sie direkt auf Maura zu.
»Sie müssen Dr. Isles sein«, sagte sie und begrüßte Maura mit einem nüchternen Handschlag. »Edwina Felway.«
Sansone drückte der Frau ein Glas Wein in die Hand. »Wie sind die Straßen da draußen, Winnie?«
»Tückisch.« Sie nahm einen Schluck. »Ich bin überrascht, dass Ollie noch nicht hier ist.«
»Es ist ja gerade erst acht Uhr. Er kommt mit Joyce.«
Edwinas Augen waren auf Maura gerichtet. Ihr Blick war di rekt, beinahe aufdringlich. »Hat die Polizei in dem Fall schon irgendwelche Fortschritte gemacht?«
»Darüber haben wir nicht gesprochen«, erwiderte San-sone.
»Nicht? Aber das ist es doch, was uns alle beschäftigt.«
»Ich kann nicht darüber sprechen«, sagte Maura. »Sie verstehen sicher, wieso.«
Edwina sah Sansone an. »Sie meinen, sie hat noch nicht ein gewilligt?«
»Worin eingewilligt?«, fragte Maura.
»Unserer Gruppe beizutreten, Dr. Isles.«
»Winnie, Sie sind ein bisschen voreilig. Ich habe ihr noch nicht im Einzelnen erklärt …«
»Die Mephisto-Stiftung?«, fragte Maura. »Ist es das, wovon Sie reden?«
Eine Weile schwiegen alle. Im Nebenzimmer begann ein Tele fon zu läuten.
Edwina lachte plötzlich auf. »Sie ist Ihnen einen Schritt voraus, Anthony.«
»Woher wissen Sie von der Stiftung?«, fragte er und sah Maura an. Dann seufzte er resigniert. »Detective Rizzoli - natürlich. Wie ich höre, hat sie viele Fragen gestellt.«
»Sie wird dafür bezahlt, dass sie Fragen stellt«, sagte Maura.
»Hat sie sich nun endlich davon überzeugt, dass wir nicht zum Kreis der Verdächtigen gehören?«
»Sie mag nun einmal keine Geheimniskrämerei. Und Ihre Gruppe ist sehr geheimnisvoll.«
»Und deshalb haben Sie meine Einladung für heute Abend angenommen. Um herauszufinden, wer wir sind.«
»Ich glaube, ich habe es herausgefunden«, entgegnete Maura. »Und ich glaube, ich habe genug gehört, um eine Entscheidung zu treffen.« Sie stellte ihr Glas ab. »Ich interessiere mich nicht für Metaphysik. Ich weiß, dass es das Böse in der Welt gibt und dass es schon immer existiert hat. Aber man muss nicht an Satan oder Dämonen glauben, um es zu erklären. Der Mensch ist sehr wohl von sich aus zum Bösen fähig.«
»Sie sind nicht im Geringsten daran interessiert, der Stiftung beizutreten?«, fragte Edwina.
»Ich würde nicht wirklich dazugehören. Und ich glaube, ich sollte jetzt gehen.« Sie wandte sich um und sah Jeremy in der Tür stehen.
»Mr. Sansone?« Der Butler hielt ein schnurloses Telefon in der Hand. »Mr. Stark hat gerade angerufen. Er ist äußerst besorgt.«
»Weswegen?«
»Dr. O'Donnell sollte ihn abholen, aber sie ist noch nicht aufgetaucht.«
»Wann hätte sie bei ihm sein sollen?«
»Vor einer Dreiviertelstunde. Er hat versucht, sie anzurufen, aber sie ist weder zu Hause noch auf ihrem Handy zu erreichen.«
»Lassen Sie mich mal versuchen.« Sansone nahm das Telefon und wählte, trommelte mit den Fingern auf den Tisch, während er wartete. Er unterbrach die Verbindung, wählte wieder, und das Trommeln wurde nervöser. Niemand im Raum sprach ein Wort; sie alle beobachteten ihn, lauschten dem schneller werdenden Stakkato seiner Finger. An dem Abend, als Eve Kassowitz gestorben war, hatten diese Leute hier in diesem Zimmer gesessen und nicht geahnt, dass der Tod direkt vor ihrer Tür zugeschlagen hatte. Dass er den Weg in ihren Garten gefunden und merkwürdige Symbole an ihrer Tür hinterlassen hatte. Dieses Haus war gezeichnet worden.
Vielleicht waren die Menschen darin auch gezeichnet.
Sansone legte auf.
»Sollten Sie nicht die Polizei anrufen?«, fragte Maura.
»Ach, Joyce hat es vielleicht nur vergessen«, meinte Edwina. »Es scheint mir ein bisschen voreilig, gleich die Polizei einzuschalten.«
»Möchten Sie, dass ich Sie zu Dr. O'Donnells Haus fahre, damit Sie nach dem Rechten sehen können?«, fragte Jeremy.
Sansone starrte einen Moment lang das Telefon an. »Nein«, sagte er schließlich. »Ich fahre selbst. Es ist mir lieber, wenn Sie hierbleiben, für den Fall, dass Joyce anruft.«
Maura folgte ihm in den Salon, wo er sich seinen Mantel aus der Garderobe schnappte. Auch sie zog ihren Mantel an.
»Bleiben Sie doch bitte und essen Sie mit uns«, sagte er, wäh rend er nach seinem Autoschlüssel griff. »Sie müssen doch nicht so überstürzt nach Hause
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