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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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entschlossen, um ihr Leben zu kämpfen, und schlug blindlings auf den Angreifer ein.
    »Maura, hören Sie auf. Maura!«
    Er hatte ihre Hände gepackt, und sie wehrte sich nur noch schwach. Dann hob sich der Schleier vor ihren Augen, und sie erkannte Sansone, der sie anstarrte. Sie hörte andere Stimmen und sah aus dem Augenwinkel das metallische Blitzen einer Krankentrage. Als sie den Kopf drehte, erblickte sie zwei Sanitäter, die sich über Joyce O'Donnells Körper beugten.
    »Ich kriege keinen Puls. Keine Atembewegungen.«
    »Infusion läuft im Schuss.«
    »Mein Gott, sieh nur - das viele Blut!«
    »Wie geht's der anderen Lady?« Der Sanitäter sah Maura an.
    »Ihr scheint nichts zu fehlen«, erwiderte Sansone. »Ich glaube, sie ist nur ohnmächtig geworden.«
    »Nein«, flüsterte Maura. Sie packte seinen Arm. »Er war hier.«
    »Was?«
    »Er war eben noch hier . In diesem Zimmer!«
    Plötzlich begriff er, was sie da sagte. Mit entsetzter Miene prallte er zurück und sprang auf.
    »Nein - warten Sie auf die Polizei!«
    Doch Sansone war schon zur Tür hinausgestürzt.
    Sie setzte sich mühsam auf und schwankte benommen. Die Konturen verschwammen vor ihren Augen, und der Nebel drohte sich abermals herabzusenken. Als das Zimmer endlich wieder hell wurde, sah sie die zwei Sanitäter in Joyce O'Donnells Blut knien, inmitten von Instrumenten und weggeworfenen Verpackungen. Über das Oszilloskop flimmerte ein EKG.
    Die Linie war flach.
    Jane stieg zu Maura auf den Rücksitz des Streifenwagens und zog die Tür zu. Der Schwall kalter Luft, der für einen kurzen Moment hereinwehte, schien alle Wärme aus dem Innenraum zu verdrängen, und Maura begann wieder zu zittern.
    »Bist du sicher, dass dir nichts fehlt?«, fragte Jane. »Vielleicht sollten wir dich lieber ins Krankenhaus fahren.«
    »Ich will nach Hause«, entgegnete Maura. »Kann ich jetzt nicht endlich nach Hause?«
    »Erinnerst du dich noch an irgendetwas? Irgendwelche Details, die dir inzwischen noch eingefallen sind?«
    »Ich sagte doch schon, dass ich sein Gesicht nicht gesehen habe.«
    »Nur seine schwarzen Kleider.«
    »Ein schwarzes Etwas .«
    »Ein Etwas? Reden wir hier von einem Menschen oder von einem Fabelwesen?«
    »Es ging alles so schnell.«
    »Anthony Sansone trägt Schwarz.«
    »Er war es nicht. Er hatte das Zimmer verlassen, um die Sani täter ins Haus zu lassen.«
    »Ja, das hat er uns auch erzählt.«
    Die Konturen von Janes Gesicht zeichneten sich im Lichtschein der Streifenwagen ab, die auf der anderen Straßenseite parkten. Der übliche Konvoi von Einsatz fahrzeugen war eingetroffen, und zwischen Pflöcken, die in den Rasen vor dem Haus getrieben worden waren, spannte sich das Absperrband. Maura saß nun schon so lange in diesem Wagen, dass das Blut auf ihrem Mantel getrocknet war und der verkrustete Stoff sich anfühlte wie Pergament. Sie würde den Mantel wegwerfen müssen - sie konnte sich nicht vorstellen, ihn je wieder zu tragen.
    Ihr Blick ging zum Haus, wo jetzt alle Lichter brannten. »Die Türen waren verschlossen, als wir hier ankamen. Wie ist er hineingekommen?«
    »Es gibt keine Anzeichen für einen Einbruch. Nur dieses eingeschlagene Küchenfenster.«
    »Wir mussten es einschlagen. Wir hatten das Blut im Spülbecken entdeckt.«
    »Und Sansone war die ganze Zeit bei dir?«
    »Wir waren den ganzen Abend zusammen, Jane.«
    »Außer als er den Täter verfolgte. Er behauptet, er habe drau ßen niemanden gesehen. Und er hat den Schnee gründlich zertrampelt, als er bei seiner Suche um das Haus herumlief. Falls es irgendwelche brauchbaren Fußspuren gab, hat er sie alle verwischt.«
    »Er gehört in diesem Fall nicht zu den Verdächtigen.«
    »Das behaupte ich ja auch nicht.«
    Maura hielt inne; sie dachte an das, was Jane vorhin gesagt hatte: Keine Anzeichen für einen Einbruch. »Joyce O'Donnell hat ihn hereingelassen.« Sie sah Jane an. »Sie hat den Mörder selbst in ihr Haus gelassen.«
    »Oder sie hatte vergessen, die Haustür abzuschließen.«
    »Das hätte sie niemals vergessen. Sie war ja nicht dumm.«
    »Allzu vorsichtig war sie aber auch nicht. Wer sich mit Monstern abgibt, kann nie wissen, ob sie ihm nicht irgendwann nach Hause folgen. Diese Morde hatten alle mit ihr zu tun, Maura. Beim ersten lenkt er ihre Aufmerksamkeit auf sich, indem er sie anruft. Der zweite geschieht direkt hinter dem Haus, in dem sie gerade beim Essen sitzt. All das gipfelte in dieser Tat. Dem Hauptereignis.«
    »Wieso hätte sie ihn in ihr Haus

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