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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schlafzimmer betrat, wusste sie, was sie dort erwartete: keine Leiche, sondern ein Opfer, das verzweifelt mit dem Tod rang.
    Joyce O'Donnell lag auf dem Rücken am Boden, die Augen in panischer Todesangst geweitet. Eine rote Fontäne spritzte aus ihrem Hals hervor. Sie atmete pfeifend ein, das Blut blubberte in ihren Lungen, und sie hustete. Eine Gischt leuchtend roter Tröpfchen sprühte aus ihrer Kehle und spritzte Sansone, der sich über sie gebeugt hatte, ins Gesicht.
    »Ich übernehme! Rufen Sie den Notarzt!«, befahl Maura, während sie auf die Knie fiel und die bloßen Finger auf die klaffende Wunde presste. Sie war es gewohnt, tote Körper zu berühren, nicht lebende, und das Blut, das über ihre Hände rann, war schockierend warm. Atemwege, Beatmung, Kreis lauf, dachte sie. Die wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen. Aber mit einem einzigen brutalen Schnitt durch die Kehle hatte der Täter alle drei entscheidend beeinträchtigt.
    Ich bin Ärztin, aber es gibt so wenig, was ich für sie tun kann.
    Sansone hatte inzwischen telefoniert. »Der Rettungs wagen ist unterwegs. Was kann ich tun?«
    »Holen Sie mir ein paar Handtücher. Ich muss die Blutung stoppen!«
    O'Donnells Finger schlossen sich plötzlich um Mauras Handgelenk, packten es mit der ganzen Kraft der Panik. Ihre Haut war so glitschig vom Blut, dass Mauras Finger von der Wunde glitten und eine neue Fontäne hervorspritzte. Wie der der pfeifende Atem, wieder ein Hustenanfall, und Blut sprühte aus der verletzten Luftröhre. O'Donnell drohte zu ertrinken - mit jedem Atemzug inhalierte sie ihr eigenes Blut. Es gurgelte in ihrer Luftröhre, schäumte in den Lungenbläschen. Maura hatte die sezierten Lungen von Opfern untersucht, deren Kehle durchschnitten worden war; sie kannte die Mechanismen des Todes.
    Jetzt passiert es vor meinen Augen, und ich kann absolut nichts tun, um es aufzuhalten.
    Sansone kam mit den Tüchern ins Schlafzimmer zurückgeeilt, und Maura presste einen zusammengeknüllten Waschlappen auf O'Donnells Hals. Wie durch Zauberhand färbte der weiße Frotteestoff sich rot. Die Verletzte packte Mauras Handgelenk noch fester. Ihre Lippen bewegten sich, doch sie brachte kein Wort hervor, nur ein Röcheln, als die Luft durch das schäumende Blut gepresst wurde.
    »Es ist okay, es ist alles okay«, sagte Maura. »Der Rettungswagen ist jeden Moment hier.«
    O'Donnell begann zu zittern, ihre Gliedmaßen bebten, als würden sie von einem Krampf geschüttelt. Sieht sie es an mei nen Augen? Dass ich weiß, dass sie stirbt?
    Maura hob den Kopf, als sie das ferne Heulen eine Sirene vernahm.
    »Da sind sie«, sagte Sansone.
    »Die Haustür ist verschlossen!«
    »Ich gehe und mache ihnen auf.« Er sprang auf, und gleich darauf hörte sie ihn die Treppe zum Erdgeschoss hinunterpoltern.
    O'Donnells Augen waren immer noch wach und starrten sie an. Ihre Lippen bewegten sich jetzt schneller, und ihre Finger krallten sich krampfhaft zusammen. Das Heulen der Sirene kam näher, doch hier in diesem Zimmer war das einzige Geräusch der gurgelnde Atem der sterbenden Frau.
    »Sehen Sie mich an, Joyce!«, beschwor Maura sie. »Ich weiß, dass Sie durchhalten können!«
    O'Donnell zerrte voller Panik an Mauras Handgelenk, mit ruckartigen Bewegungen, die Mauras Hand von der Wunde zu reißen drohten. Mit jedem Atemzug sprühten Wolken von feinen Blutstropfen aus ihrem Mund. Ihre Augen weiteten sich, als könne sie sehen, wie der dunkle Abgrund sich vor ihr auftat. Nein , las Maura auf ihren Lippen. Nein.
    In diesem Moment wurde Maura klar, dass die Frau nicht länger sie anblickte, sondern irgendetwas hinter ihr. Erst jetzt hörte sie das Knarren der Dielen.
    Ihr Mörder hat das Haus gar nicht verlassen. Er ist immer noch hier. In diesem Zimmer.
    Sie drehte sich genau in dem Moment um, als der Schlag auf sie niedersauste. Wie die Schwingen einer Fledermaus senkte die Dunkelheit sich auf sie herab, und sie sackte zusammen. Sie schlug mit dem Gesicht hart auf dem Boden auf und blieb benommen liegen. Ihr war schwarz vor Augen, doch in den vibrierenden Holzdielen konnte sie die Schritte des Flüchtenden spüren wie den Herzschlag des Hauses selbst, der an ihrer Wange pulsierte. Ein pochender Schmerz breitete sich in ihrem Schädel aus und wuchs zu einem steten Hämmern an, als würden schwere Nägel in ihren Kopf getrieben.
    Sie hörte nicht, wie Joyce O'Donnell ihren letzten Atemzug tat.
    Eine Hand packte sie an der Schulter. In jäher Panik schlug sie um sich,

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