Blutmond der Templer
Zeichen.«
»Konntest du sie lesen?«
»Zuerst nicht. Ich spürte, daß sie sehr wertvoll waren. Später habe ich es gekonnt, als mich die Erleuchtung überkam. Das alte Volk hat mir geholfen, den ich wurde erleuchtet, als der Blutmond am Himmel stand und seine Botschaft brachte.«
»Und was hast du gelesen?« fragte ich.
»Eine Beschwörung. Mehr kann ich auch nicht sagen. Die Höhle ist tief, sehr tief. Wer hineingeht, der muß wissen, daß ihn etwas Besonderes erwartet, denn er erreicht eine uralte Opferstätte, deren Steine auch heute noch blutdurchtränkt sind.«
»Durch wessen Blut?« wollte ich wissen.
»Viele sind gestorben, viele werden noch sterben. Auch dieses Kloster hat nicht überlebt. Die Mönche haben einen Teil des großen Geheimnisses gelüftet, das wollte das alte Volk nicht. Schon damals, als die Templer es schafften, haben sie schrecklich darunter leiden müssen. Sie sind nicht tot und nicht lebendig. Sie leben zwischen den Zeiten, irren mal durch die Vergangenheit, dann hinein in die Gegenwart. Der Blutmond hat die Grenzen fließend gemacht.«
Das war uns alles bekannt. Nach wie vor unbekannt war die alte Totenhöhle. Anscheinend gehörte sie nicht zu den zahlreichen bekannten Grab-und Tempelstätten auf der Insel. Ich wandte mich deshalb an Salazar, dessen Wissen ich sehr schätzte.
»Hat dieser Mann mit seinen Behauptungen recht gehabt oder uns nur etwas erzählen wollen?«
»Wir müssen davon ausgehen, daß es stimmt.«
»Kennst du die Stätte Harn Egan?«
»Nein, ich war noch nie dort. Aber ich weiß, wie wir hinfinden können. Sie liegt im Süden. Man spricht nicht über sie. Ich kann über den Grund nur spekulieren. Vielleicht ist es eine natürliche Angst, die Mensehen gespürt haben, als sie vor der Grabstätte standen. Eine Furcht, die sie nicht erklären konnten. Sie muß aus der Tiefe der Höhle gedrungen sein. Niemand wollte sie betreten.«
»Und doch werdet ihr viele dort finden,« rief Dragut. »Leichen über Leichen.«
»Welche?«
»Neugierige…«
Ich hatte noch eine Frage an Salazar. »Was ist mit deinen Freunden geschehen?«
»Du weißt es, sie sind tot.«
»Und wo befinden sich die Leichen?«
Salazar hob die Schultern. »Ich kann nur raten. Wenn du sie finden willst, frage den Mörder. Er wird dir bestimmt den Weg zeigen können, wo meine Getreuen liegen.«
»Auch die fünf Templer, die ich vermisse?« fragte der Abbé, der dieser Unterhaltung gefolgt war.
»Davon weiß ich nichts!« rief Dragut.
»Dafür von den anderen — oder?« erkundigte sich Suko mit scharfer Stimme.
Dragut schrak zusammen. Er wollte keine Antwort geben. Suko war es leid und riß den Mann in die Höhe. »Los, jetzt wirst du mitkommen und uns die Menschen zeigen.«
»Ihr könnt sie nicht sehen!«
»Weshalb nicht?«
Dragut senkte den Kopf. »Ich… ich habe alle eingemauert. Sie liegen in einem Verlies, versteckt hinter einer Wand.«
»Wer gab dir den Befhl?«
»Das alte Volk.«
»Kann es stimmen?« erkundigte sich Suko bei Salazar.
»Wir sollten trotzdem nachschauen. Auch ich will wissen, was alles geschehen ist.«
Suko riß Dragut hoch und nahm ihn in den Polizeigriff, aus dem er sich nicht befreien konnte, ohne daß er sich den Arm brach.
»Ich werde nicht mitgehen«, sagte der Abbé. »Mein Freund Hector de Valois gibt mir Schutz.«
Das verstanden wir.
Salazar übernahm die Führung. Suko und Dragut folgten ihm, ich machte den Schluß.
Durch einen Gang mußten wir schreiten, dessen Ende eine uralte Tür versperrte. Um sehen zu können, hatte ich die Taschenlampe eingeschaltet. Bevor Salazar die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal zu uns um. »Wir werden jetzt die alten Keller und Verliese dieser Burg betreten. Ich möchte euch warnen. Sie sind sehr niedrig und…«
»Wir kennen so etwas,« sagte ich und schob mich an der Tür vorbei. Mich streifte Draguts warmer Atem. Der Mann schwitzte, auf seinem Gesicht lag ein Film aus Schweiß.
Die Tür klemmete, als ich sie aufriß und den Strahl in die Tiefe scheinen ließ.
Feuchter Geruch strömte gegen unsere Nasen. Irgendwo tropfte sogar Wasser.
Die Treppe konnte kaum als eine solche angesehen werden. Es waren zwar Stufen, aber die hatte man kurzerhand in den Stein geschlagen. Jede besaß eine unterschiedliche Länge und Breite. Wer in die Tiefe stieg, mußte achtgeben, daß er die primitiven Stufen nicht verfehlte. Ich stützte Salazar mit der rechten Hand, in der linken hielt ich die Lampe.
Sehr steil ging es
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