Blutmond der Templer
Mauer und stammelte ein ›Gütiger Himmel!‹
Ich drehte mich wieder um. Meine Stimme klang mir selbst fremd, als ich sagte: »Gehen wir!«
Dragut würdigte ich keines Blickes mehr. Für mich würde es immer unbegreiflich bleiben, wie ein Mensch nur so etwas tun konnte. Der hatte die gesamte Achtung vor der Schöpfung verloren.
Niemand sprach mit Dragut. Als wir die steile Treppe hochschritten, wurde die Luft besser, wenig spàter in der Halle atmeten wir tief durch.
»Was war?« fragte der Abbé.
»Dragut hat nicht gelogen«, erklärte ich.
»Dann sind sie…«
»Sie leben nicht mehr.«
Der Abbé senkte den Kopf. Ich konnte mir vorstellen, wie es in ihm aussah, denn mir war es im Keller ähnlich ergangen, wenn nicht noch schlimmer.
Suko gab auf Dragut acht wie ein Schießhund. Das Gesicht des Mörders war ausdruckslos geblieben. Nur der Schweiß war getrocknet. Bloch sprach mich an. »Sei ehrlich, John. Hast du noch Hoffnung für meine Männer?«
»Kaum.«
»Sie sind verschwunden. Vielleicht hat sie das Meer in die Tiefe gezerrt, dann wäre ihr Tod gnädiger gewesen als der, den sie zu erwarten haben.« Er ballte seine linke Hand. »Ich meine, daß wir uns den Tatsachen stellen müssen. Laß uns fahren.«
»Nehmen wir Dragut mit?« fragte Suko.
»Und ob. Er wird uns noch einmal einen Weg zeigen können.« Ich schaute ihn bei den Worten an.
Der Mörder grinste. »Dann gelangt ihr in ein Gebiet, wo das Sterben üblich ist. Dort wohnt der Tod, das Erbe der Götter, die alte Magie aus Atlantis.«
»Keine Sorge, wir kennen uns mit dem versunkenen Kontinent aus.«
Dragut starrte mich an. Ersah so aus, als wollte er Fragen stellen, überlegte es sich dann und drehte sich um. Suko legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich werde ständig in deiner Nähe sein, Killer. Versuche es nicht, versuche es erst gar nicht. Klar?«
»Du kannst dich auf mich verlassen, Chinese. Ich werde sehr brav sein, keine Sorge. Aber ich freue mich schon auf den alten Totentempel, wo euer Schicksal besiegelt wird.«
»Darauf freuen wir uns auch«, erwiderte Suko.
Wenig später verließen wir die Kühle zwischen den Mauern und traten hinaus in die Hitze, die schwer über der Insel lastete. Der Himmel hatte eine andere Farbe angenommen. Er war nicht mehr so hell, klar und gläsern, sondern dunstig. Der Dunst oder der noch seichte Nebel stieg vom Meer her in die Höhe. Ein leichter Wind wehte ihn über die Insel hinweg, deshalb hatte er sich vor die Sonne gelegt.
Ich ging vor und öffnete den VW-Bus. Der Tote lag noch auf dem Hof. Jemand hatte die Leiche mit Steinen bedeckt. Ich nahm an, daß Hector de Valois dafür gesorgt hatte.
Vor uns hatte Dragut keine Furcht, das silberne Skelett aber schaute er mit mißtrauischen Blicken an. Er schien ihm nicht zu trauen, allein wegen seines Aussehens.
Suko stieg mit seinem Gefangenen in den Fond. Es war auch noch Platz genug für den Abbé und das silberne Skelett. Sie hockten auf der letzten Bank hinter Suko und Dragut.
Der VW-Bus hatte sich aufgeheizt. Wir bekamen kaum Luft in diesem blechernen Brutkasten.
Ich ließ einige Fenster offen, als ich startete. Abgase wehten am Wagen vorbei und gerieten in unsere Nasen. Als ich startete, quoll der Staub hoch. Das Tor stand noch offen. Zurück ließen wir eine Festung und einen hohen Turm, die von innen her die Stille des Todes verspürten.
Ich bekam eine Gänsehaut!
***
Malta schluckte uns!
Die Insel konnte groß werden, wenn man sie durchfuhr und auf eine gewisse Geschwindigkeit achten mußte, da wir uns außerhalb der Durchgangsstraße befanden und auf Landstraßen rollten, die nicht gepflastert oder geteert waren.
Man konnte sie als bessere Pisten bezeichnen, die sich besonders durch eine Tatsache auszeichneten.
Staub!
Immer nur Staub. Nie abreißend und uns als ewige Wolke begleitend. Der Staub war sehr fein, es gab praktisch nichts, was er nicht durchdringen konnte.
Wir hatten die Fenster schließen müssen. Trotzdem bekam ich Sand in die Augen!
In Richtung Süden rollten wir. Es war eine Landschaft, die man als verbrannt, karg und steinig bezeichnen konnte. Sie besaß dennoch ihren Reiz. Vielleicht waren es die ungewöhnlichen Tempelstätten, die von den Archäologen ausgegraben waren.
Manche sahen aus wie arabische Festungen, die auf flachen Hügelkuppen standen.
Steine über Steine…
Blanke, eckige, auch kantige. Aufeinander und übereinander stehend, manchmal Brücken bildend oder Eingänge zu Höhlen. Es waren die
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