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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Haarfarbe zu erkennen.
    Drei Sekunden lang stehe ich es durch. Drei Sekunden bin ich mir sicher, die Frau noch nie in meinem Leben gesehen zu haben. Doch als ich den Blick abwende, fällt mir etwas auf: ein Tattoo. Eine Tätowierung an ihrem Hals, direkt oberhalb des blutigen Seils, in Form eines kleinen roten Halbmondes. Und plötzlich habe ich wieder ihre Stimme im Ohr: »Das ist ein Blutmond. Man nennt ihn auch ausblutender Mond. Schon bei den alten Römern hatte er eine mystische Bedeutung ...«
    Und ich sehe sie wieder vor mir, mit ihren blauen Augen, den blonden Haaren und dem kleinen Grübchen links auf der Wange, das immer dann zu sehen war, wenn sie sich über eine meiner Fragen amüsierte.
    »Ja, ich kenne sie«, sage ich leise, »aus dem SM-Laden.«
    Und auf einmal habe ich nicht mehr das Problem, dass ich ihren Anblick nicht ertrage, ich ertrage die Vorstellung nicht, wie sie gestorben ist. Wie lange es gedauert hat, wie schmerzhaft und wie qualvoll es für sie gewesen sein muss. Sie ist keine anonyme Leiche mehr, nicht mehr nur eine Masochistin, die ein zu hohes Risiko eingegangen ist. Sie ist das junge Mädchen aus Dracus Geschäft, das mich so nett beraten, das so großzügig über meine Unwissenheit hinweggesehen hat.
    Wilsberg berührt mich an der Schulter. »Hey«, sagt er sanft. »Was ist denn mit Ihnen? Sie weinen ja.«

12
     
    Wilsberg gerät unter Druck
     
     
    »Das ist ein Blutknoten«, sagte Brünstrup.
    Stürzenbecher schaute sie an, als hätte sie von einer übernatürlichen Erscheinung erzählt.
    »Der Knoten am Hals der Toten«, erklärte die Kommissarin. »Angler verwenden ihn, um zwei Schnüre miteinander zu verbinden. Ich habe geangelt, als ich klein war.«
    »Und wieso Blutknoten?«
    »Weiß ich nicht.« Brünstrup zeigte auf die blutdurchtränkte Bettdecke. »Vielleicht hat ihn der Mörder wegen der Assoziation benutzt. Scheint einen abartigen Sinn für Humor zu haben.«
    An der Tür zu Wegeners Schlafzimmer drängelte sich eine Gruppe von Spurensicherern, die allesamt weiße Overalls trugen.
    »Bitte verlassen Sie sofort den Raum!«, ereiferte sich der Chef des Trupps. »Das hier ist ein Tatort. Dadurch, dass Sie Spuren verunreinigen, erschweren Sie uns unnötig die Arbeit.«
    »Nun reg dich mal nicht auf, Günni!«, sagte Stürzenbecher jovial.
    Der Mann im Schutzanzug baute sich vor mir auf. »Seit wann sind Sie hier?«
    »Ich bin vor etwa einer Stunde gekommen, aber ich habe nichts angefasst.«
    »Das werden wir ja sehen.« Er funkelte mich durch seine Goldrandbrille an. »Halten Sie sich zur Verfügung! Wir brauchen Ihre Finger- und Schuhabdrücke.«
    Vielleicht war die schroffe Professionalität seine Methode, um mit dem Schrecken der Situation fertig zu werden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihn der Anblick der toten Verkäuferin so kalt ließ, wie er sich den Anschein zu geben versuchte.
    Stürzenbecher legte mir eine Hand auf die Schulter und schob mich zur Tür. »Komm schon, Wilsberg! Du hast mir einiges zu erzählen.«
    »Auch im Wohnzimmer nichts berühren!«, scholl es hinter uns her. »Und achtet darauf, dass ihr die Schuhprints nicht beschädigt!«
    »Klar, Günni«, gab Stürzenbecher zurück.
    Kommissarin Brünstrup schaute mich erwartungsvoll an.
    »Nehmt euch die Nachbarn vor!«, befahl Stürzenbecher. »Vielleicht hat einer etwas gesehen oder gehört.«
    Brünstrup zögerte. Natürlich erinnerte sie sich an meinen Besuch im Polizeipräsidium und den Namen Wegener auf der Liste. Es war ihr nicht zu verdenken, dass sie gerne die dazu passende Geschichte gehört hätte.
    »Ist noch was?«, fragte Stürzenbecher.
    »Sollten wir den Zeugen nicht formal korrekt vernehmen?«
    »Das machen wir später.«
    Zwei Sekunden lang blickte sie ihrem Chef in die Augen. Dann wandte sie sich ab.
    »Ich glaube, sie kann mich nicht leiden«, sagte ich.
    »Kein Polizist kann einen Privatdetektiv leiden, der an einem Tatort herumschnüffelt.«
    »Immerhin habe ich euch angerufen.«
    »Soll ich dir dafür dankbar sein?« Der Hauptkommissar nickte mir zu. »Also!«
    »Na ja, du weißt ja, dass ich mich für Wegener interessiere, wegen eines Falls, den ich gerade bearbeite.«
    Stürzenbechers Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Heute wollte ich mir seine Wohnung aus der Nähe ansehen ...«
    »Das heißt, du wolltest einbrechen«, unterbrach er mich.
    »Das war nicht nötig. Die Wohnungstür stand auf. Ich bin hineingegangen und über die Leiche gestolpert. Das ist alles.«
    »Wer ist

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