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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Ewigkeiten. Wenn dieser Wilsberg ihn verdächtigt, dann ist er auf dem Holzweg.«
    »Wilsberg hat von den Heuskens eine Gästeliste gefaxt bekommen, auf der Wegeners Name steht. Sein Name ist unterstrichen und daneben steht etwas, was ich nicht ...« Doch, jetzt kann ich es lesen. »Da steht: v-o-r-b-e-s-t-r-a-f-t«, sage ich triumphierend.
    »Ach«, sagt Jochen. »Das sind uralte Geschichten. Jugendsünden. Vergiss Volker! Der ist nun wirklich der Einzige, der mit Sicherheit nichts mit der Sache zu tun hat. Ich muss jetzt«, sagt er, und bevor ich widersprechen kann, legt er auf.
    Mit gerunzelter Stirn starre ich auf mein Handy. Lieber Jochen, denke ich, warum habe ich nur das Gefühl, dass an deiner Geschichte irgendetwas faul ist? Ich wähle die 11880, klemme mir das Telefon zwischen Schulter und Ohr und starte den Motor. Die junge Frau, die sich am anderen Ende der Leitung meldet, bitte ich, mir die Telefonnummer und die Anschrift von einem Volker Wegener, wohnhaft in Münster, herauszusuchen. Sie muss die Adresse zweimal wiederholen, bis ich sie in mein Navigationssystem eingegeben habe.
     
    Das vierstöckige, moderne Apartmenthaus, in dem Wegener wohnt, gehört zu jenen Bauten, deren einfallslose Architektur minimalistisch genannt wird und die im Allgemeinen mit drei Materialien auskommen: Beton, Glas und gebürstetem Edelstahl. Nach den Namensschildern zu urteilen, wohnen auf jeder Etage zwei Parteien. Mit Ausnahme des obersten Stockwerks, einem Penthaus. Dort steht nur ein Name: V. Wegener. Der Mann scheint nicht von Sozialhilfe zu leben. Mir ist ziemlich mulmig zu Mute. Auf der Fahrt habe ich mir alle möglichen und unmöglichen Geschichten überlegt, die ich Wegener auftischen könnte, mich aber dann doch für die Wahrheit entschieden. Allerdings weiß ich nicht, wie er auf eine Privatdetektivin reagieren wird, die ihn auf seine SM-Neigungen und seine Besuche im Club Marquis anspricht.
    Bevor ich klingeln kann, geht die Tür auf und ein Mann in blauer Latzhose kommt heraus. Er schleppt einen Bierkasten, auf dem ein brauner Karton mit der Aufschrift Chateau Petrus liegt. Der Mann bleibt stehen, nickt mir zu und hält die Tür auf. Als ich mich an ihm vorbeizwänge, steigt mir der Geruch von Kuhmist in die Nase. Mein Gott, denke ich, was fährt der denn sonst noch aus. Ich bin kurz davor, mir die Nase zuzuhalten, als sich endlich die Tür hinter ihm schließt und ich im Hausflur stehe. Wo es eindeutig besser riecht.
    Die vier Stockwerke gehe ich zu Fuß und komme völlig außer Atem oben an. Ich nehme mir gerade mal wieder vor, in Zukunft mehr Sport zu treiben, als ich sehe, dass die Tür zu Wegeners Wohnung offen steht. Wahrscheinlich war der Getränkelieferant hier oben und hat vergessen, die Tür hinter sich zuzuziehen.
    Ich rufe: »Herr Wegener?«, und stoße die Tür ein Stück weiter auf. Nichts rührt sich. Niemand ist zu sehen. Vorsichtig betrete ich die Diele. An den Wänden hängen Gemälde von Elvira Bach und Stefan Szczesny, Künstlern, die zu den so genannten Jungen Wilden zählen, aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr besonders jung oder besonders wild sind. Ich spähe in die Küche. Bewundere glänzend graue Schleiflacktüren, einen großen Gasherd von Gaggenau, einen amerikanischen Kühlschrank mit eingebautem Eiscruncher sowie die Edelstahlwerkbank von Bulthaup. Der Mann hat Geld und offensichtlich einen Hang zu teuren Markenartikeln. Ein Verdacht, der sich im Wohnzimmer bestätigt. Die Sofas sind von Rolf Benz, der Couchtisch stammt von Zanotta und ist so niedrig, dass man einen Bandscheibenvorfall riskiert, wenn man versucht, etwas darauf abzustellen. Womöglich ist das auch der Grund, warum der braune Mulberry-Timer nicht auf dem Tisch, sondern daneben am Boden liegt. Halb verdeckt von einer schwarzen Stehlampe. Bevor ich den Kalender hochhebe, sehe ich mich erst noch einmal um, lausche auf verdächtige Geräusche. Ich habe keine Lust, von Herrn Wegener beim Schnüffeln erwischt zu werden. Alles bleibt ruhig, ich nehme den Timer und blättere ihn durch. Wem auch immer das teure Teil gehört, er scheint es kaum zu nutzen. Die wenigen Eintragungen, die ich finde, beziehen sich ausschließlich auf die ersten drei Monate des Jahres und sind wenig aufschlussreich. Da steht zum Beispiel: Termin absagen , Flug umbuchen , R. anrufen usw. Doch etwas fällt auf: eine kleine handschriftliche Skizze, die wie eine Wegbeschreibung aussieht. Das könnte interessant sein. Ich reiße die Seite heraus

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