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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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gerissen?«
    »Was?« Hatte mich Pia Petry schon wieder gelinkt?
    »Tun Sie nicht so unschuldig, Herr Wilsberg. Der Perforationsstreifen lag auf dem Boden. Also – wo ist das Kalenderblatt?«
    »Ich hab's nicht. Sie können mich ja filzen, wenn Sie wollen.«
    »Das werden wir auch. Ziehen Sie Ihre Sachen aus!«
    Ich stand auf und hängte mein Jackett über den Stuhl. »Möchten Sie mir dabei zusehen?«
    »Bedaure.« Die Kommissarin erhob sich ebenfalls. »Das werden zwei männliche Kollegen übernehmen.«
     
    Nachdem ich endlich das Protokoll unterschrieben hatte, winkte mich Stürzenbecher in sein Büro.
    Er schloss die Tür hinter mir. »Wie hast du dich mit Brünstrup verstanden?«
    »Wo hat sie gelernt? Bei der US-Armee?«
    Der Hauptkommissar grinste. »Ich habe ihr geraten, nicht allzu hart mit dir umzuspringen. Willst du einen Kaffee?«
    Ich schielte zu der Kanne, die auf dem Büroschrank stand, doch die Erinnerung an die Plörre, die er mir beim letzten Mal eingeschenkt hatte, war noch zu lebendig.
    »Ein Bier wäre mir lieber.«
    »So was führen wir nicht.« Er deutete auf den Besucherstuhl. »Setz dich!«
    »Hör mal, ich bin müde, durstig, hungrig und genervt. Ich möchte nur noch ein Bier, eine Pizza, ein Bad und dann noch ein Bier. In dieser Reihenfolge. Also, wenn du nichts dagegen hast ...«
    »Es dauert nicht lange«, beharrte er. »Ich habe ein paar Neuigkeiten, die dich sicher interessieren.«
    Dem konnte ich nicht widerstehen.
    »Was Volker Wegener angeht«, begann Stürzenbecher. »Der Mann besitzt eine Marketingagentur in Buenos Aires. Er ist vor zehn Tagen von Argentinien nach Frankfurt geflogen. Danach verliert sich seine Spur. Das einzige Lebenszeichen, das wir von ihm haben, ist die Gästeliste des SM-Clubs.« Stürzenbecher grinste. »Brünstrup hat die Liste natürlich kopiert, als du hier warst. Ist ja wirklich eine feine Gesellschaft.«
    »Sadomasochismus ist kein billiger Freizeitspaß. Arbeitslosengeld-II-Empfänger können sich den nicht leisten. Falls sie nicht eh schon genug Stress im Alltag haben und keine Peitschenhiebe mehr brauchen.«
    »Wird eine Weile dauern, bis wir mit allen gesprochen haben«, meinte der Hauptkommissar.
    »Bis Weihnachten«, schätzte ich. »Da stehen fast zweihundert Namen auf der Liste.«
    Er lächelte versonnen. »Vieles lässt sich telefonisch erledigen. Aber es wird mir ein Vergnügen sein, mit einigen Richtern persönlich zu reden.« Er wurde ernst. »Zurück zu Volker Wegener. Weißt du etwas über ihn, was wir nicht wissen?«
    »Nein. Aber ich frage mich, warum er die Frau in seiner Wohnung umbringen und die Leiche dort hängen lassen sollte. Zudem bei geöffneter Tür, sodass jeder hineinspazieren kann.«
    »Wer sagt, dass Mörder schlau sind?«, versetzte Stürzenbecher. »Oder er war gerade dabei, die Leiche zu beseitigen, und du hast ihn gestört.«
    »Das glaube ich nicht. Ich denke eher, dass ihm jemand den Mord anhängen will.« Ich stand auf. »War's das?«
    »Nicht ganz. Du hättest auch den Namen deines Auftraggebers auf die Liste setzen sollen.«
    »Was?«
    »Manfred Heusken. Er ist ebenfalls wegen Körperverletzung vorbestraft. Eine Frau hat ihn nach einem dieser ...«
    »Spiele«, schlug ich vor.
    »Bei Spiel denke ich an ›Mensch ärgere Dich nicht‹ und nicht an ›Mensch quäl mich‹. Aber wie auch immer. Er ist zu weit gegangen und hat die Frau übel zugerichtet. Sie hat ihn angezeigt. Vor Gericht hat er ausgesagt, sie sei mit allem einverstanden gewesen, was sie natürlich bestritten hat. Letztlich war nicht genau zu klären, was die beiden ausgemacht hatten, deshalb ist er glimpflich davongekommen. Zwei Jahre auf Bewährung.« Stürzenbecher schaute mich an. »Das hast du wohl nicht gewusst?«
    »Nein«, sagte ich, »das habe ich nicht gewusst.«

13
     
    Pia Petry lässt eine Bombe platzen
     
     
    Ich stehe immer noch unter Schock. Nachdem Wilsberg mich freundlich, aber bestimmt aus der Wohnung geschmissen hat, bin ich wie in Trance zu meinem Auto gewankt. Ich habe keinerlei Erinnerung an die Rückfahrt. Ich weiß nicht, welche Strecke ich genommen, wo ich den Wagen geparkt, wie ich ins Hotel gekommen bin. Alles weg. Ich fühle mich wie ein Zombie, der mit einer Straßenwalze kollidiert ist. Als wäre ich nicht von dieser Welt. Als wäre das, was ich gesehen habe, ein schlechter Film oder eine schlechte Theaterinszenierung gewesen. Benommen sitze ich auf dem Hotelbett und starre aus dem Fenster. Warum mache ich nur diesen

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