Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
Vom Netzwerk:
vor.«
    Aha, jetzt kommen wir also zu des Pudels Kern.
    »Ich würde mich freuen, wenn du bei uns wohnen würdest. Das ist doch blödsinnig, dass du ein Hotelzimmer bezahlst, wo wir hier ein großes, komfortables Gästezimmer haben. Und ich glaube, ein bisschen Gesellschaft würde mir im Moment ganz gut tun.«
    »Meinst du wirklich?«, frage ich zögerlich. Eigentlich bin ich im Moment nicht scharf darauf, mit Jochen Averbeck unter einem Dach zu leben. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass er etwas mit dem Mord an der jungen Verkäuferin zu tun hat. Aber hundertprozentig ausschließen kann ich es auch nicht.
    »Pia, was ist?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich. »Jochen ...«
    »Der ist nicht da«, fällt sie mir sofort ins Wort. »Der ist in Buenos Aires.«
    Stimmt, denke ich. Wir haben ja heute Mittag noch miteinander telefoniert. Mir kommt es so vor, als sei das schon hundert Jahre her.
    »Was ist jetzt, Pia? Kommst du?«, drängt Renate.
    »Ja«, sage ich.
    »Super!«, ruft sie begeistert. »Pack deine Sachen und check gleich aus. Ich habe schon Frau Hoffschulte Bescheid gegeben. Sie macht uns heute Abend Rahmschnitzel mit Kartoffelpüree und Brechbohnen. Das hast du doch immer so gern gegessen.«
    »Daran erinnerst du dich noch?« Ich bin gerührt.
    »Du kommst also wirklich?«, fragt Renate unsicher.
    »Wie könnte ich Rahmschnitzel mit Kartoffelpüree und Brechbohnen widerstehen.«
    »Dann bis gleich. Ich freue mich.«
    »Ich freue mich auch.«
    Und das meine ich ernst. Denn nach den Erlebnissen des Nachmittags hätte ich den Abend ungern allein in meinem Hotelzimmer verbringen wollen.
     
    Eine halbe Stunde später zerre ich einen großen Koffer und zwei schwere Taschen aus dem Aufzug. Ich habe mit meinem Gepäck noch nicht einmal die Mitte der Lobby erreicht, als ein junger Mann im grauen Anzug auf mich zutritt und nervös an seiner gestreiften Krawatte zupft.
    »Frau Petry?«
    O Gott, denke ich, die Bullen. Jetzt haben sie mich doch noch erwischt.
    »Es geht um den Porsche.«
    »Es geht um den Porsche«, wiederhole ich erleichtert. Da bin ich aber beruhigt. »Was ist denn mit dem Auto?«
    »Ihre Kreditkarte ist nicht gedeckt«, flüstert er und zieht so heftig an seiner Krawatte, dass ich befürchte, er stranguliert sich gleich.
    »Ach so«, sage ich und winke ab. »Sagen Sie Ihrem Chef, ich sorge dafür, dass das Problem morgen aus der Welt geschafft wird.«
    Verlegen beginnt er, auf den Zehenspitzen hin- und herzuwippen. »Ich müsste die tausend Euro gleich kassieren, und zwar bar.«
    »Sagen Sie mal, wie kommen Sie auf die Idee, dass ich mit Tausend-Euro-Scheinchen durch die Gegend laufe?« Ich greife nach meinen Taschen und will an ihm vorbeigehen.
    Doch der junge Mann versperrt mir den Weg. »Wenn Sie nicht zahlen, muss ich Sie um den Schlüssel bitten.«
    »Ach nee«, sage ich. »Und was, wenn ich Ihnen den Schlüssel nicht gebe? Was wollen Sie machen? Mich in den Schwitzkasten nehmen. Hier, mitten in der Lobby?«
    Er schluckt. »Ich krieg Ärger, wenn ich den Wagen nicht zurückbringe.«
    »Die Mitleidsnummer zieht bei mir nicht.«
    »Ich krieg wirklich Ärger«, sagt er und seine Stimme hat jetzt so etwas flehentlich Erschrockenes, dass ich anfange, ihm zu glauben.
    »Na gut«, sage ich und krame den Schlüssel aus meiner Tasche. Ich möchte nicht daran schuld sein, wenn der Mann seinen Job verliert.
    Blitzschnell nimmt er ihn mir aus der Hand und lässt ihn in seiner Jackentasche verschwinden. Dafür hat er auf einmal einen weißen Briefumschlag in der Hand.
    »Die Rechnung?«, frage ich.
    Er nickt.
    »Schicken Sie mir die mit der Post«, sage ich und lasse ihn stehen.
     
    Nachdem ich meinen Autoschlüssel so unrühmlich losgeworden bin, schleppe ich mein Gepäck zur Rezeption und bitte die junge Frau hinter dem Tresen um die Rechnung. Gott sei Dank muss ich die nicht selbst bezahlen. Das wird Jochen Averbeck erledigen.
    Als ich die einzelnen Posten kontrolliere, fällt mir etwas auf. Leider habe ich mich mehrmals und nachhaltig an der Minibar vergriffen.
    Die Summe ist nicht wirklich erschreckend, übersteigt aber meine finanziellen Reserven von fünfzig Euro deutlich. Und da ich nicht möchte, dass Jochen anhand dieser Auflistung über den Umfang meines Alkoholkonsums informiert wird, habe ich jetzt ein Problem.
    Die Rezeptionistin mustert mich mit einem Lächeln, das von Sekunde zu Sekunde distanzierter wird. Ich sehe keine andere Lösung, als Renate anzurufen.
    »Ich kann nicht kommen«, sage

Weitere Kostenlose Bücher