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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Gründen den Kofferträger gespielt.«
    Na klar, dachte ich, eine Frau wie sie war es gewohnt, dass die Männer Schlange standen. Aber immerhin schien sie es diesmal mit der Zusammenarbeit ernst zu meinen. Ganz gleichgültig war ich ihr offenbar doch nicht.
    Als ich sie vor der Villa der Averbecks abgeholt hatte, war sie sogar sichtlich froh gewesen. Die Erklärung dafür lag auf der Hand. Nach dem, was mir Kyoko Kano über Jochens Verfehlungen berichtet hatte, konnte ich mir vorstellen, dass zwischen den Eheleuten dicke Luft herrschte. Ganz abgesehen von der Ringgeschichte.
    »Haben Sie Renate von dem Ring erzählt?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Ihnen ist doch klar, dass sie sich in Gefahr befindet?«
    »Nein, das ist sie nicht. Jochen ist nicht der Mörder«, erwiderte Pia. »Er war völlig fertig, als er von dem Mord erfahren hat. Und warum sollte er so blöd sein, den Ring in der Wohnung zu vergessen?«
    Das war der springende Punkt. Die Vorstellung, dass der Mörder nach der Tat eine Dusche genommen und vorher den Ring in die Bademanteltasche gesteckt hatte, war einfach absurd. Zusammen mit der Skizze, die Pia aus dem Kalender gerissen hatte, wirkte das Ganze wie eine Schnitzeljagd, auf die jemand die Polizei schicken wollte. Was ja auch gelungen wäre, wenn meine Kollegin nicht zielsicher sämtliche Beweismittel beiseite geschafft hätte.
    Links und rechts der Landstraße von Roxel nach Nottuln erstreckten sich Mais- und Rapsfelder, am Horizont waren bereits die bewaldeten Hügel der Baumberge zu erkennen.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte Pia.
    »Zu dem Kreuz auf der Skizze.«
    Der Zeichner hatte die Namen Tilbeck und Natrup auf das Blatt gekritzelt und mit einem Strich verbunden. Etwa in der Mitte zwischen Tilbeck und Natrup gab es einen weiteren Strich nach rechts und an seinem Ende ein Kreuz. Das war alles.
    »Und wo ist das?«
    »Stift Tilbeck ist ein Krankenhaus und Natrup ein kleiner Weiher. Und irgendwo dazwischen befindet sich das, was wir suchen. Ich nehme an, es handelt sich um ein Wochenendhaus oder einen umgebauten Kotten.«
    »Kotten?«
    »Ein kleines münsterländisches Bauernhaus.«
    Vor dem Stift Tilbeck bremste ich ab, gerade rechtzeitig, um nicht in eine Radarfalle zu geraten, dann bog ich nach rechts in Richtung Havixbeck ab. Die schmale Straße schlängelte sich am Fuß der Baumberge entlang, die von der untergehenden Sonne goldglänzend angestrahlt wurden.
    »Sieht ja richtig nett hier aus«, meinte Pia.
    »Ja, wenn man auf Natur steht.«
    »Tun Sie das nicht?«
    »Ich bin allergisch gegen Pferde, Gräser, Getreide und einiges mehr, das in der freien Wildbahn wächst und herumläuft. Deshalb betrachte ich Landschaften am liebsten aus dem klimatisierten Auto.«
    »Wie unromantisch.«
    »Dafür mag ich Städte. New York, London, Rom, Zürich.«
    »Und wie passt Münster in diese Reihe?«
    »In Münster bin ich hängen geblieben. Das war mehr Zufall als Bestimmung.«
    Ich schaute nach rechts, konnte aber nur ein paar Versorgungswege entdecken. Und dann waren wir auch schon in Natrup.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    Ich fuhr in eine Einfahrt und wendete das Auto. »Jetzt fahren wir zurück und probieren jeden verdammten Kuhweg aus.«
    Der erste führte zu einem Bauernhof, vor dem der Bauer eine Ladung nach Kot stinkenden Strohs spazieren fuhr. Wir hielten an und stiegen aus. Der Bauer kletterte von seinem Traktor und kam auf uns zu. Er trug einen blauen Drillichanzug und ein Pepitahütchen.
    »'n Abend. Haben Sie sich verfahren?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Wir suchen ein Haus, das hier in der Nähe stehen soll. Es gehört Leuten aus der Stadt.«
    Er rieb seinen Dreitagebart. »Genaueres wissen Sie nicht?«
    »Wahrscheinlich ist es nur ein Kotten, auf jeden Fall zwischen Tilbeck und Natrup.«
    »Versuchen Sie es mal da drüben!« Er streckte seine Hand aus. »Da gibt es ein paar Holzhäuser. Aber soviel ich weiß, kommen die Leute nur am Wochenende.«
    Wir fuhren zur Straße zurück. Pia war auf einmal sehr schweigsam.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Irgendwas war komisch mit dem Bauern.«
    »Die Menschen hier in der Gegend sind nicht besonders freundlich zu Fremden. Man muss schon eine Flasche Korn mit ihnen leeren, bevor sie gesprächig werden.«
    Der nächste Weg endete vor einem kleinen Teich. Dahinter standen drei kleine Holzhäuser, kaum mehr als bessere Lauben.
    Ich schaltete den Motor ab. Pia öffnete die Tür.
    »Warten Sie!«, sagte ich.
    »Worauf?«
    »Es könnte gefährlich

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