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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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dem Koma zurück. Ein kleiner Rest von Verstand meldet sich und stellt mir verhängnisvolle Fragen: Bist du überhaupt auf Sex vorbereitet? Sind deine Haare gewaschen? Achseln und Beine rasiert? Fußnägel lackiert? Welche Unterwäsche trägst du? Hält dein Deo noch, was es heute Morgen versprochen hat? Sofort bin ich nüchtern, der Hormonschub verebbt so schnell, wie er gekommen ist. Schuld daran sind meine Beine. Ich habe sie nicht rasiert. In der Annahme, es sei nicht nötig. So kann man sich irren. Aber eins ist klar: Mit unrasierten Beinen werde ich mich einem Lover nicht in der ersten gemeinsamen Liebesnacht präsentieren.
    Wilsberg gibt die Sache mit dem BH auf.
    »Kannst du mir helfen?«, fragt er.
    Ich rücke von ihm ab. »Ich habe Hunger.«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an. Offensichtlich hat er Probleme mit dem Denken. Kein Wunder. Oberhalb seiner Gürtellinie dürfte eine ausreichende Blutversorgung im Moment nicht gewährleistet sein.
    »Hunger?«, fragt Wilsberg, als habe er das Wort noch nie gehört.
    »Können wir was essen gehen?«
    Wilsbergs Gesicht ist eine einzige große Enttäuschung.
    Er schluckt. »Klar«, sagt er. »Können wir. Hast du Lust auf einen Döner?«
    »Nein«, sage ich. »Ich möchte zu einem Italiener. Und zwar zu einem richtig guten Italiener.«
    »Okay. Aber danach gehen wir zu mir.«
    Darauf gebe ich ihm erst einmal keine Antwort.
     
    Drei Gläser Rotwein und eine Pizza Capricciosa später bin ich mir über die weitere Planung des Abends nicht mehr so sicher. Der Alkohol hat meine Bedenken hinweggefegt. Als Wilsberg mich fragt, ob ich noch einen Kaffee bei ihm trinken wolle, steht mein Entschluss fest. Ich komme mit, aber ich stelle drei Bedingungen.
    »Erstens«, sage ich, »brauche ich eine Zahnbürste, und zwar eine fabrikneue, zweitens einen Nassrasierer und drittens fünf Minuten im Bad.«
    Wilsberg grinst breit. »Du kriegst alles, was du willst.«
    Und ich kriege alles, was ich will. Während es Wilsberg ins Schlafzimmer zieht, verschanze ich mich im Bad. Doch aus den geplanten fünf Minuten wird eine halbe Stunde. Außer Beine rasieren steht Zähne putzen, einmal duschen und einmal komplett neu schminken auf dem Programm.
    Als ich endlich das Schlafzimmer betrete, ist Wilsberg eingeschlafen. Süß sieht er aus, mit seinem leicht geöffneten Mund und seinem Dreitagebart. Ich schlüpfe zu ihm unter die Bettdecke, lösche das Licht und bedanke mich beim lieben Gott, dass ich noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen bin.
    Doch dann spüre ich eine Hand auf meiner Hüfte, die sich zielstrebig ihren Weg sucht ...
     
    Am nächsten Morgen sitze ich gegen neun Uhr in einem Café in der Innenstadt. Vor mir steht ein Glas Latte macchiato. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und der Kaffee schmeckt ganz hervorragend. Doch so richtig genießen kann ich ihn nicht.
    Ich bin abgehauen. Das habe ich noch nie gemacht. Während Wilsberg Brötchen holte, bin ich aus dem Bett geschlüpft, habe mich rasch angezogen und mich dann aus dem Staub gemacht. Noch nicht einmal einen Zettel mit einer Nachricht habe ich hinterlassen. Dabei war die Nacht schön. Um nicht zu sagen: wunderschön.
    Nur die morgendlichen Nachwirkungen waren es nicht. Denn beim Aufwachen überkam mich die Panik. Auf einmal war mir alles zu nah, zu intim, zu eng. Nur keine Verpflichtungen, dachte ich entsetzt. Nur kein Mann, der beim Frühstück womöglich Visionen einer gemeinsamen Zukunft entwickelt, der nach Hamburg ziehen und jede Menge Kinder mit mir zeugen will ...
    Mein Handy klingelt. Erschrocken zucke ich zusammen. Schuld daran ist mein schlechtes Gewissen. Ich hätte nicht einfach so verschwinden dürfen. Dafür, dass ich so viel Wert auf Stil lege, war das ziemlich stillos. Und die Vorstellung, dass Wilsberg jetzt von mir wissen will, was passiert ist, wieso ich mich einfach verdrückt habe, verursacht mir Magenschmerzen.
    Doch es ist nicht Wilsbergs Nummer, die auf dem Handydisplay erscheint, es ist die meines Assistenten Cornfeld. Mit dem will ich genauso wenig reden. Ich lasse es klingeln, bis es von allein wieder aufhört. Es gibt Probleme, die erledigen sich von selbst, denke ich zufrieden, als sich das nächste Problem anbahnt.
    Mein Handy klingelt erneut. Und diesmal habe ich nicht die Nerven, es einfach bimmeln zu lassen.

20
     
    Wilsberg kauft Brötchen
     
     
    Der Morgen war warm und angenehm. Er roch nach Süden, einem Frühstück unter Palmen, einem Spaziergang am Meer.

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