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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Kiste die Videokamera war. Und das heißt: Er besitzt Aufnahmen von dem Mord. Warum hat er die nicht der Polizei zukommen lassen?«
    »Weil Averbeck nicht der Mörder ist«, kombinierte Cornfeld.
    »Mit den Fotos, dem erzwungenen Schuldbekenntnis und dem fingierten Selbstmord wollte Wegener der Polizei eine Lösung des Falls anbieten. Hätte er sich ein bisschen geschickter angestellt, wäre ihm das vielleicht auch gelungen.«
    »Sie denken, Wegener selbst hat die Verkäuferin umgebracht? Aber wozu?«
    »Vielleicht hat er Averbeck einen Gefallen getan, wie im Club Marquis, als er Renate verletzt hat. Wenn es stimmt, dass die Verkäuferin Averbeck erpresst hat, musste er sie loswerden. Und Wegener hat ihm gerne geholfen, denn vermutlich ging es um das Geld, das sie gemeinsam hinterzogen haben.«
    »Und anschließend erledigt er auch noch Averbeck?«, zweifelte Cornfeld.
    »Perfide, aber logisch. Damit hat er der Polizei einen Täter geliefert und die gesamte Summe für sich allein.«
    Cornfeld schaute nach draußen. »Wo fahren wir eigentlich hin? Das ist doch nicht die Straße nach Münster.«
    »Zum Bauernhof von Marie Niehues.«
    »Und warum haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«
    »Damit noch ein paar Stunden vergehen, bevor etwas passiert? Sie haben doch gesehen, wie die Polizei arbeitet. Ohne Durchsuchungsbeschluss geht gar nichts. Ich würde Pia gerne lebend befreien.«
    Schlimmeres wollte ich mir im Moment nicht vorstellen.
    Cornfeld lehnte seinen Kopf gegen die Kopfstütze. »Verdammt! Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    Das hoffte ich auch. Denn Stürzenbechers Geschichte von der Eisdiele war zu schön, um wahr zu sein.

31
     
    Pia Petry trinkt zu viel und verplappert sich
     
     
    Wie ein aufgescheuchtes Huhn renne ich durch Dracus Wohnung und suche meinen Trenchcoat. Als ich ihn gefunden habe, schlüpfe ich hinein, nehme aber vorsichtshalber mein Reizgas aus der Manteltasche und behalte es in der Hand. Langsam wird mir die Geschichte hier zu heiß. Auch meiner Risikobereitschaft sind Grenzen gesetzt. Denn wenn Dracu tatsächlich Raoul Meyer heißt, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit der uneheliche Sohn vom alten Meyerink und damit Renates Halbbruder. Der Mann, von dem Jochen behauptet hat, er habe eine Verschwörung gegen ihn angezettelt, Renate gegen ihn aufgebracht und weiß der Teufel was sonst noch angestellt. Womöglich ist er sogar Tanjas Mörder.
    Und angesichts der Tatsache, dass ich mich in einem relativ abgelegenen Hinterhaus befinde, Dracu praktizierender Sadist ist und es eine abgeschlossene Kellertür gibt, hinter der sich womöglich eine Folterkammer mit einem halben Dutzend Leichen verbirgt, habe ich nicht vor, länger die Heldin zu spielen.
    Doch kaum stehe ich im Flur, höre ich ein Geräusch an der Haustür. Verdammt! Ich war zu langsam.
    Der Schlüssel dreht sich im Schloss, die Tür knirscht und dann schwingt sie auf. Meine Finger verkrampfen sich um die Metalldose mit dem Gas. Dracu ist zurück. Und ich muss so tun, als wäre in der Zwischenzeit nichts geschehen. Als hätte ich nur deshalb verschwinden wollen, weil mir langweilig geworden ist.
    Dann steht er vor mir. In seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit. Zwei Meter groß, mit einem Kreuz, das jedem Wrestler alle Ehre machen würde, Oberarmen, die fast die Ärmel seiner Lederjacke sprengen, und Haaren, die ihm tropfnass ins Gesicht hängen. Sofort entspanne ich mich.
    »Götz!«, rufe ich erleichtert. »Was machst du denn hier?«
    »Ich wohne hier«, antwortet er treuherzig, während ihm das Regenwasser vom Kinn auf das T-Shirt tropft. Er sieht aus, als habe er die letzten Stunden unter der Dusche zugebracht. Die Brühe läuft in dünnen Rinnsalen aus seiner voll gesogenen Jacke, tropft auf die völlig durchnässten Jeans und von dort auf die aufgeweichten, ehemals weißen und jetzt schlammig grauen Turnschuhe.
    »Ich denke, du arbeitest heute Abend?«
    »Schon. Aber Dracu hatte einen Unfall.«
    »Einen Unfall?«, frage ich erschrocken.
    »Ja. Er hat eine Fahrradfahrerin auf die Hörner genommen. Die ist jetzt im Krankenhaus. Bis klar ist, wie schwer sie verletzt ist, bleibt er erst mal da. Solang leiste ich dir Gesellschaft. Wenn es dir recht ist.«
    »Das ist nett«, sage ich. »Aber wegen mir kannst du ruhig wieder zurück ...«
    »Lass mal. Ich muss heute nicht mehr in den Club. Ich habe mit einem Kollegen getauscht.«
    »Weißt du was von meiner Tasche? Dracu wollte sie holen«, frage ich vorsichtig.
    »Keine

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