Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
Moment nicht viel sagen, sie wirkte wirklich völlig aufgelöst durch den Tod der Tochter. Zusätzlich hatte sie offenbar einiges an Beruhigungsmitteln zu sich genommen. Dem Vater war schon anzumerken, dass er einen echten Verlust erlitten hat. Aber du hast recht, der Vater hatte vom Leben seiner Tochter wenig Ahnung. Wir müssen einfach mehr über den Alltag von Kate erfahren.“ Max schaute auf seine Uhr. Inzwischen war es 11.00 Uhr. „Es ist noch früh genug, um der Schule einen Besuch abzustatten und von den Lehrern und Mitschülern mehr über das Mädchen zu erfahren. Was meinst du?“
„Das übernehme ich“, nickte Paula. „Setz mich doch einfach bei der Schule ab und du fährst bei dem Tennisverein vorbei und erkundigst dich dort über Kate Dreyer.“ Paula schaute Max fragend an. „Ich nehme dann die Bahn zurück ins Präsidium. Ich muss jetzt auch mal wieder eigenständig arbeiten. Anschließend treffen wir uns dann dort wieder und gehen zum Italiener.“
„So machen wir es!“ Max lächelte. „Gut, dass du wieder im Team bist“, setzte er hinzu.
Paula betrat das Gymnasium, das sehr idyllisch mitten im Grünen lag. Die Schule hatte einen sehr guten Ruf, das wusste sie. Als erstes steuerte sie auf zwei Mädchen zu, um sich nach dem Weg zum Sekretariat zu erkundigen. Neugierig schauten die beiden sie an, gaben Paula aber bereitwillig Auskunft und Paula fand schnell die gewünschte Tür. Auf ihr Klopfen hin hörte sie ein lautes „Ja, bitte!“
Paula trat ein, nickte der Frau zu und stellte sich und ihr Anliegen vor, woraufhin das Gesicht der Frau einen bestürzten Ausdruck annahm. „Ja, natürlich. Wir haben heute Morgen davon gehört. Das geht uns allen sehr nah. Kate war eine sehr gute Schülerin und dass so etwas ausgerechnet einer Schülerin unserer Schule passiert – unfassbar.“ Die Frau schüttelte den Kopf und senkte ihren Blick.
„Frau,“ Paula las den Namen der Frau von ihrem Namensschild ab, „Frau Schneider, für die Polizei ist es nun sehr wichtig, so viele Informationen wie möglich über Kate Dreyer zu erhalten, von ihren Lehrern, ihren Mitschülern und auch von Ihnen zum Beispiel. Welche Interessen sie hatte, mit wem sie befreundet war, ob es vielleicht doch Probleme gab, ob sie auffällig geworden ist und so weiter. Jede noch so kleine Information kann für uns und die Ermittlungen wichtig sein.“ Paula sah die Schulsekretärin auffordernd an.
„Nun ja“, erwiderte Frau Schneider, „ich kann Ihnen einige Informationen anhand der Schulakte liefern, aber über ihre Interessen und Freunde kann ich natürlich nichts sagen. Dazu haben wir einfach zu viele Schülerinnen und Schüler auf dieser Schule. Ich hole schnell die Akte. Ich bin sofort wieder da.“ Frau Schneider stand auf und verließ den Raum. Einige Minuten später kam sie mit einer Akte in der Hand zurück. „Ich kann Ihnen die Akte gerne auch kopieren, wenn Sie möchten?“, fragte sie Paula.
Diese nickte dankbar.
Frau Schneider öffnete die Akte und überflog die Seiten schnell. „Also, Kate Dreyer ist seit der 5. Klasse auf unserer Schule, problemlos. Sie musste keine Klasse wiederholen, es gab kaum unentschuldigte Fehlstunden, keine blauen Briefe. Nichts. Sie ist, oder besser gesagt war, in der 10. Klasse, der 10b, um genau zu sein. Herr Baumann war ihr Klassenlehrer. Ich schlage vor, dass Sie jetzt noch 10 Minuten warten, dann ist Pause. Dann können Sie sich mit Herrn Baumann im Lehrerzimmer unterhalten, und vielleicht danach auch mit ihm in die Klasse gehen. Oder Sie lassen sich den Weg zeigen und gehen direkt zur Klasse. Die anderen Schüler sind über Kates Tod informiert worden. Es kommen ja Fragen auf, weil sie heute nicht zum Unterricht erschienen ist. Wir haben uns daher dafür entschieden, Kates Tod ganz offen anzusprechen. Daher findet heute in der Klasse auch kein richtiger Unterricht statt. Die Kinder müssen darüber reden, es muss thematisiert werden, damit das Geschehene verarbeitet werden kann. Ende der Woche werden wir einen Trauergottesdienst für Kate abhalten.“ Damit beendete Frau Schneider das Gespräch.
„Das ist sehr nett, vielen Dank. Wenn Sie mir noch schnell eine Kopie der Akte machen könnten, dann gehe ich schon einmal hinüber zum Lehrerzimmer“, Paula warf einen Blick zur Uhr, die über dem Schreibtisch der Sekretärin hing.
Die Frau lächelte Paula an und nickte, „Ja, natürlich, gerne“, dabei ordnete Frau Schneider die Papiere und eine Seite fiel zu Boden. Schnell bückte
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