Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
nickte, wie beiläufig. Dann drangen die Worte zu ihm durch. Sterben. Sie muss sterben. Kate sollte sterben. Ungläubig sah er sie an. Sie war auch jetzt noch wunderschön, obwohl er sie so unendlich traurig gemacht hatte. Er hatte alles zerstört und trotzdem hatte sie sich nicht von ihm abgewandt. Sie gab ihm noch eine Chance. Und er wusste, egal, was nun kommen würde, egal, was sie von ihm verlangte, er war bereit. Er würde es tun. Sie war seine Frau, und er hatte sie betrogen. Er hatte einen Fehler gemacht, und er musste diesen Fehler ausmerzen.
„Du wirst sie töten.“ Sie sah ihn dabei starr an. Kompromisslos. Es gab keinen Ausweg, sie würde in diesem Punkt keine Widerrede dulden. Der einzige Weg sich reinzuwaschen war, Kate zu töten. Doch sie war noch nicht fertig.
„Und du wirst aktiv dein Kind töten. Du wirst mir damit zeigen, dass du dieses Kind verabscheust. Ich möchte dafür Beweise. Töte Kate und töte dein Kind, dann kann ich dir diesen Fehltritt vielleicht irgendwann einmal verzeihen.“
Nun sah er wieder auf das Bild auf seinem Schoß hinunter. Auf sein Baby, auf seine Tochter. Und auf seine Hände, mit denen er Kate und sein Kind getötet hatte.
Kapitel 33
Paula schloss die Tür auf und eine dunkle, unbewohnte Wohnung empfing sie. Keine neuen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Sie setzte sich auf die Couch und schaute sich in ihrem Wohnzimmer um. Alles erinnerte hier an Anne. Diese Wohnung - das waren Anne und sie zusammen, ohne Zweifel. Hier würde sie keinen einzigen klaren Gedanken fassen können. Daher war die Idee, sich eine kurzfristige Auszeit zu nehmen, gut. Sie würde nach dem Wochenende bestimmt ihre Gefühle besser einordnen können. Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Anne hatte nicht noch einmal geschrieben. Paula tippte schnell in ihr Handy. „Ich verreise einige Tage. Lass uns danach reden.“ Paula las die Mitteilung immer und immer wieder. Sollte sie diese Nachricht abschicken? Dann gab es kein Zurück mehr, dann musste sie nach dem Wochenende eine Entscheidung treffen und Anne die Wahrheit über die vergangene Nacht sagen. Paula scheute die Endgültigkeit einer Entscheidung. Sie konnte sich ein Leben ohne Anne nicht vorstellen. Aber ein Leben wie in den letzten Monaten konnten sie auch nicht mehr weiterführen. Sie verletzte Anne mit ihrer Abwehr und Paula fühlte sich zugleich nicht mehr sicher und geborgen in dieser Beziehung. Sie waren zusammen nicht mehr glücklich. Entweder mussten sie gemeinsam etwas ändern, oder sie mussten die Beziehung beenden, damit zumindest die schöne Zeit, die sie hatten, in guter Erinnerung blieb. Dann drückte sie auf senden. Sie mussten reden, sie konnte die Entscheidung nicht weiter vor sich herschieben. Ihr Blick blieb auf einem Foto von Anne und sich hängen. Wie glücklich sie darauf aussahen. Es zeigte Anne und Paula am Strand, im dämmernden Licht des Sonnenuntergangs. Anne hatte sie in den Arm genommen und beide strahlten in die Kamera. Wie lange war das her?, überlegte Paula. Ungefähr drei Jahre. Paula schluckte. Sie hatte Anne wirklich geliebt. Unglaublich. Sie hatte sich nach ihr gesehnt, wenn sie nicht in ihrer Nähe war und konnte es kaum erwarten, wieder in ihren Armen zu liegen. Paula schluckte. Anne war definitiv ihr Leben gewesen. Sie sah Anne nun vor sich, selbstbewusst, pragmatisch, realistisch. War das noch ihr Leben? In diesem Moment vibrierte Paulas Handy. Eine neue SMS. Schnell drückte sie auf ihr Handy, um die Nachricht zu lesen. „Lust, vorbei zu kommen?“ Die Nachricht war von Johanna.
Am nächsten Morgen saß Paula schon lange am Schreibtisch, bevor Max das Büro betrat. Gedankenverloren dachte sie an den vergangenen Abend zurück. Paula hatte mit sich gekämpft. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie Lust hatte zu Johanna zu fahren. Dass sie Johanna wollte, mit jeder Faser ihres Körpers. Dass sie Nächte, wie die mit Johanna, jeden Tag haben wollte. Sie wollte wilden, aufregenden Sex haben, das Leben spüren, die Dinge einfach nicht so ernst nehmen und alles auf sich zukommen lassen. Auch wenn sie wusste, dass nun kein Weg mehr zurück führte und sie die Konsequenzen tragen musste. Johanna war jetzt kein Ausrutscher mehr für eine Nacht. Sie konnte Johanna immer noch an sich riechen und sie fühlte sich gut dabei. Allein der Gedanke an Johanna erzeugte ein flaues Gefühl in ihrem Magen. Paula atmete tief aus. Paula hatte Johanna erzählt, dass sie über das Wochenende wegfahren würde, um sich
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