Blutnacht in Manhattan
werden.«
»Und ob.«
Douglas hatte frisches Wasser bekommen. Er schenkte es aus der Flasche ins Glas. Ich hörte dem Zischen und Prickeln zu, aber ich merkte auch, dass sich in meinem Kopf etwas tat. Es war wie ein leichter Stich, als sollte ich auf das Kommende vorbereitet werden.
»Keine Sorge, Sinclair, ich bin noch vorhanden.«
»Das hatte ich mir fast gedacht.«
»Und ich werde auch bleiben. Hier gefällt es mir.«
Ich geriet ins Schwitzen. Der andere hatte seine Tonart verändert. Sie klang jetzt hämisch und voller Freude, als hätte er mich endlich in eine Falle gelockt.
Auf dem Rücken entstand bei mir eine Gänsehaut. Ich merkte, dass ich schwitzte und konnte ebenfalls das leichte Zittern nicht unterdrücken. Das Gefühl, auf einem schmalen Draht zu balancieren, blieb. Er wusste auch, dass er mir durch die indirekte Drohung Angst eingejagt hatte.
»Du sitzt in der Klemme, Sinclair, wie?«
»Warum sollte ich?«
»Weil du nicht weißt, was passiert, du aber bestimmte Horror-Vorstellungen nicht aus deinem Gedächtnis bekommen kannst. Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich sagen, dass du damit gar nicht so falsch liegst.«
»Ich bin dein Feind!«
»Nein oder ja. Auch du. Aber auch die Menschen sind meine Feinde, sofern sie nicht auf meiner Seite stehen. Genau das sollte dir zu denken geben, Sinclair.«
»Was willst du?«
»Das wirst du sehen...«
Mit dieser Drohung verabschiedete er sich aus meinem Kopf. Mir aber ging es nicht besser. Ich setzte mich gerader hin und holte tief Luft. Abe Douglas, der mich beobachtete, hielt sich mit einem Kommentar zurück. Ich sah nur seinen Augen an, dass er sehr besorgt war.
»Was ist passiert?«
»Wir sollten gehen.«
»Sofort?«
»So schnell wie möglich. Unser Freund könnte hier ein Exempel statuieren. Ich will nicht, dass andere Menschen in Gefahr geraten. Wir sollten das Lokal verlassen, bevor hier eine Hölle ausbricht. Du kannst den Anfang machen. Ich warte, bis du an der Tür bist und werde dir dann folgen.«
»Okay.«
Abe Douglas stand auf. Nicht schnell, völlig normal. Ich holte mein Kreuz hervor, denn ich wusste, dass der Teufel davor einen gewaltigen Respekt hatte.
Es lag in meiner Hand. Ich zeigte es nicht offen, sondern hielt die Faust darum geschlossen.
Abe hatte seinen Stuhl zurückgeschoben und sich in die Höhe gedrückt. Er schaute mich nicht mehr an, sondern durchsuchte mit seinen Blicken das Lokal.
Verdächtiges war nicht zu entdecken. Das beruhigte den G-Man ein wenig. Er nickte, lächelte knapp und drehte sich vom Tisch weg. Dabei sah er zu, nicht von Enzio gesehen zu werden. Er wollte sich beim Abschied auf keinen Fall aufhalten lassen.
Es klappte gut. Ich verfolgte Abe mit meinen Blicken. Er ging normal, aber zügig. Erst als er den Ausgang erreicht hatte, atmete ich ein wenig auf, obwohl der Druck in meinem Magen blieb. Ebenso wie der Schweiß auf meiner Stirn.
Auch ich stand auf!
Verdammt, warum hielt das Zittern in meinen Knien denn an? Machte ich mich selbst verrückt? Sorgte dieser mir eigentlich nicht bekannte Gegner für eine so große Angst?
Das war mir irgendwie neu. Da kämpfte ich gegen den Schwarzen Tod, der wieder zurückgekehrt war, da schlug ich mich mit allen möglichen Kreaturen herum, da stellte ich mich dem Grauen, und jetzt reagierte ich wie ein ängstliches Kind!
Es war fast nicht zu begreifen, doch es gab einen Grund, und er war auch schnell zu finden.
Es ging hier nicht nur um mich und Abe Douglas. Ich hatte einfach Angst um die anderen unschuldigen Menschen.
Jede Bewegung war normal, aber sie kam mir vor, als würde ich sie zeitverzögert durchführen. Auch die Bewegungen der Gäste sah ich nicht mehr als normal an. Bei ihnen gab es ebenfalls die langsamen Bewegungen. Die Geräusche schienen sich verändert zu haben.
Ich wollte den gleichen Weg nehmen wie mein Freund Abe. Das klappte nicht, denn zwei Männer hatten den freien Tisch bereits entdeckt und hielten darauf zu.
Ich musste ihnen ausweichen. Dadurch geriet ich in die Nähe der Theke. Eine Folge davon war, dass mich der Besitzer entdeckte, obwohl er stark beschäftigt war.
Sein Gesicht verwandelte sich innerhalb weniger Sekunden. Ein Fragezeichen, ausgedrückt durch Erstaunen, war bei ihm natürlich nicht zu sehen. Das konnte man nur als Vergleich nehmen, aber viel anders sah sein Gesichtsausdruck nicht aus.
Ich hätte ihm eine Erklärung geben müssen. In Anbetracht der Dinge ließ ich es bleiben, sondern winkte ihm nur zu und
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