Blutnacht in Manhattan
mehr so tragisch, bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Dinge änderten.
Die Gabel wäre mir beinahe aus der Hand gerutscht, als ich das Lachen hörte.
Ein schneller Blick zu Abe. Der hatte nicht gelacht. Das Geräusch war zudem nicht laut gewesen und trotz des Lärms im Lokal zu hören, weil es in meinem Kopf aufgeklungen war.
Er war wieder da!
***
Über meinen Rücken rann ein Kribbeln. Es war auch nicht zu vermeiden, dass sich Schweiß auf meiner Stirn bildete, und ich mich beim Zurücklehnen langsamer bewegte.
Abe Douglas war nichts aufgefallen. Er hatte sich gedreht, um noch eine große Flasche Mineralwasser zu bestellen.
Was er sagte, hörte ich kaum, denn ich hatte mich auf das Lachen konzentriert. Es hallte noch leicht nach, und als es verklungen war, wusste ich, dass es nur der Anfang war.
»Schmeckt es dir, Sinclair?«
»Ja!« Die Antwort hatte ich nicht ausgesprochen, sondern nur gedacht. Der Teufel beherrschte das, was für die Menschen Wunschtraum und Rätsel zugleich war. Die Telepathie war für ihn ein normales Mittel der Kommunikation.
»Du fühlst dich wohl, wie?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Kann ich mir denken, aber ich bin immer bei dir. Ich bin genau über deine Schritte informiert. Um es anders auszudrücken: Du kannst mir nicht entkommen.«
»Vielleicht will ich das auch nicht.«
»Mag sein, aber ich hasse es, wenn du dich in meine Belange einmischst. Was hier in New York geschieht, ist allein meine Sache. Und ich ziehe sie durch.«
»Nicht, wenn Menschen dabei sterben und du der Mörder bist!«
»Sie haben es nicht anders verdient, verdammt! Ich bin derjenige, der hier die Zeichen setzt. Und wenn ich etwas verspreche, dann führe ich es auch bis zum Ende durch.«
»Was hast du versprochen?«
»Den Tod, Sinclair, den Tod. Auch du kannst es nicht ändern. Wer mich enttäuscht, wird vernichtet.«
Ich kannte diese Logik, ich hasste sie wie die Pest, aber ich konnte nichts dagegen tun.
Als ich den Blick hob, sah ich Abe Douglas, der mich anschaute. Klar, dass ihm mein Verhalten nicht entgangen war.
»He, was hast du?«, flüsterte er.
Ich wollte nicht reden und verdrehte die Augen, sodass ich dabei in die Höhe schielte.
Abe begriff. »Er?«, hauchte der G-Man.
Ich nickte.
»Wo?«
Mit dem Daumen deutete ich gegen meinen Kopf. Damit war alles klar. Abe Douglas war so weit eingeweiht, dass er keine weiteren Fragen zu stellen brauchte. Er hielt den Mund und presste die Lippen zusammen. Nur seine Augen bewegten sich.
Und das passierte auch mit meinen. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Zwar nicht so, dass es mir auffiel, aber in der Heimlichkeit lag die Gefahr. In diesem Lokal fühlte ich mich plötzlich fehl am Platze. Ich dachte daran, dass wir es als Gegner mit einem vierfachen Mörder zu tun hatten und diese Gestalt auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen würde. Nicht auf Menschen, die völlig unbeteiligt waren, wenn es darum ging, mir einen Denkzettel zu verpassen.
Ich merkte die Kälte in mir, obwohl ich die Stimme nicht mehr hörte. Sie kroch wie eine zähe Flüssigkeit in mir hoch und verleitete mich auch dazu, den Kopf zu drehen und alles genau unter die Lupe zu nehmen, was sich in meinem Blickfeld befand.
Es wurde mit Hochdruck gearbeitet. Hinter der Theke kämpfte sich Enzio durch den Wust an Aufträgen. Vieles gab er an die Küche weiter. Seine Stimme überschlug sich dabei, doch das war seine Frau gewöhnt. Ich konnte mir vorstellen, dass sie ihre Gelassenheit behielt. Zudem hatte sie noch zwei Helfer bekommen.
Die Kaffeemaschine zischte und gurgelte. Es waren Geräusche, die Enzio gefielen. Er bediente sie perfekt und hielt auch immer ein Auge auf seine Mitarbeiter, die ebenfalls ihre Hände nicht in den Schoß legten und sich wirklich anstrengten, die Wünsche der Gäste so schnell wie möglich zu erfüllen.
Abe Douglas schaute mich an. »Ist er noch da? Spürst du was?« Seine Stimme klang so leise, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen.
»Im Moment nicht. Nur glaube ich nicht, dass er sich zurückgezogen hat. Er wird in unserer Nähe bleiben wollen. Er beobachtet uns, er hat uns im Griff. Er ist ein Schatten.«
Der G-Man verzog den Mund. »Der Teufel ein Schatten?«
»Falls es der Teufel ist.«
»He, das sind ja ganz neue Töne.«
»Das weiß ich. Nur glaube ich, dass wir es uns einfach machen, wenn wir nur an ihn denken. Es ist möglich, dass noch viel mehr dahinter steckt und wir erst am Lack kratzen.«
»Das kann ja heiter
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