Blutnacht in Manhattan
gehen.«
»Pausen sind wichtig«, erklärte der G-Man.
»Stimmt, das sind sie.«
»Und deshalb sollte man sie genießen. Ich habe keine Lust, in meinem Büro zu sitzen und mir irgendwelche Fragen anzuhören. Es würden nur Leute kommen und dumme Fragen stellen. Besonders Jason Grant, dem sowieso alles suspekt ist, was nicht logisch klingt und irgendwie die normalen Schienen verlässt.«
»Ein Wunder, dass ich hier bin.«
»Da spielte auch die Vergangenheit eine Rolle. Schließlich hast du hier einigen Eindruck hinterlassen, und so war es dann kein Problem, dich kommen zu lassen.«
Das sah ich ein und bekam große Augen, als Enzio uns das Essen brachte. Ich musste schlucken, als ich sah, wie groß die ovalen Teller waren und was alles darauf lag.
Nicht nur Salat. Dazu gehörten gebratene Leberstreifen und auch zahlreiche kleine Strauchtomaten. Davon konnte man wirklich satt werden. Brot wurde auch serviert, doch als Getränk verließen wir uns auf Mineralwasser. Wein wäre verkehrt gewesen.
Den Namen der Bar kannten wir auch. Rainbow – Regenbogen. Kein Name, der auf ein Bordell hinwies. Alles lag im grünen Bereich. Sharon Lane wollte keinen Verdacht aufkommen lassen.
»Keimst du diese Bar eigentlich?«, fragte ich meinen Freund. Es stimmte, wir hatten dieses Thema wirklich nicht angesprochen.
»Nein, die kenne ich nicht. Selbst der Name ist mir unbekannt. Ich denke auch, dass Sharon Lane durchtrieben und schlau genug ist, nicht aufzufallen. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, John, dann komme ich zu einem Resultat.«
»Zu welchem?«
Auf dem Zinken der Gabel klemmte ein Stück Leber. Abe wies damit auf mich. »Die Lane kann alles perfekt unter einen Hut bringen. Sie betreibt eine Agentur und besitzt eine Bar. Das ist doch für sie einfach wunderbar. Diese Bar kann als Treffpunkt eingesetzt werden. Wer sich eine Begleiterin mietet, trifft sie dort. Ich glaube, dass es so abläuft.«
Ich schaute zu, wie das Stück Leber in seinem Mund verschwand. Nach einigen Sekunden nickte ich. »Kein Einspruch, Euer Ehren. So ist es wirklich perfekt organisiert.«
»Meine ich doch.«
»Dann frage ich mich nur, was diese Mordgestalt damit zu tun hat? Das ist das große Problem.«
»Nichts oder alles.«
»Gute Antwort.«
Abe Douglas grinste. »Aber es ist doch so. Entweder verbindet sie beides und steht damit auf der Seite der Hölle, oder sie wird nur benutzt, wobei ich nicht sicher bin, wohin ich tendieren soll. Ich halte sie für eine verdammt coole Person, die genau weiß, was sie will. Sie kann mit unserem Freund unter einer Decke stecken. Aber das ist für mich zweitrangig. Ich weiß immer noch nicht, weshalb die Frauen umgebracht worden sind. Und letztlich dieser Zuhälter. Killt Asmodis grundlos? Das musst du wissen, du kennst ihn besser.«
»Nein, er killt nicht grundlos. Auch bei ihm gibt es Motive. Hinter allem, was er tut, steht ein Plan. So habe ich ihn erlebt, und so wird es auch bleiben.«
»Dann werden ihn die vier Frauen geärgert haben, um es mal milde auszudrücken.«
»Kann sein.«
Abe stocherte in seinem Salat herum. »Ich denke mal, dass wir es in der Bar erfahren werden.«
Es war ärgerlich, dass wir nicht herausgefunden hatten, was hinter allem steckte. Das kannte ich. Oft rannte ich in einem Fall einem Phantom hinterher, dass sich plötzlich zeigte und mir die Lösung präsentierte. Hier gab es ein Motiv. Davon ging ich aus. Der Teufel tat ebenfalls nichts grundlos. Dafür kannte ich ihn gut genug und wusste ebenfalls, dass er ein perfekter Tarner war. Er schaffte es, die Menschen zu täuschen und dann richtig zuzuschlagen.
Lange Zeit hatte ich keinen direkten Kontakt mehr mit ihm gehabt. Das war nun anders geworden, obwohl der Kontakt auch noch indirekt war, denn zu Gesicht bekommen hatte ich ihn nicht. Zumindest nicht so, wie ich ihn früher erlebt hatte. Und ich war noch immer nicht überzeugt, ob er auch wirklich der Täter war und nicht jemanden vorgeschickt hatte.
Den Teller hatte ich zur Hälfte geleert. Im Lokal herrschte jetzt Hochbetrieb, sodass Enzio sich nicht um uns kümmern konnte. Er und seine Mannschaft hatten alle Hände voll zu tun, das gemischte Publikum zufrieden zu stellen.
Hier gab es keine Generationsunterschiede, die besonders herausgestellt wurden. Man traf sich. Es schmeckte dem jungen Mann ebenso wie dem ergrauten Sechzigjährigen.
Es blieb nicht aus, dass ich mich von der Heiterkeit anstecken ließ. Jedenfalls wurde ich gelassener, sah alles nicht
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